Türkisgrüner Winter (German Edition)
habe.«
Elyas‘ Augen weiteten sich und er hob die Hände. »Emely, bitte. Ich weiß, du hattest keine Ahnung, was in dem Gespräch auf dich zukommen würde. Aber bitte, du hast versprochen, mich bis zum Ende anzuhören. Wenn du danach möchtest, dass ich gehe, werde ich das tun. Das verspreche ich dir. Nur bitte nicht jetzt.«
»War das denn nicht das Ende?«, fragte ich.
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin noch lange nicht am Ende, Emely. Ich habe dir noch so viel zu sagen, so viel zu erklären.«
»Ich will dich nicht vor die Tür setzen, ich dachte nur …«
»Tut mir leid, ich verstehe das. Ich würde es auch verstehen, wenn du mich tatsächlich vor die Tür setzt. Ich kann dir nicht sagen, wie unendlich dankbar ich bin, dass du es nicht tust. Eigentlich hätte ich das verdient.«
Elyas‘ Haltung, sein Blick, seine Stimme – alles wirkte so aussichtslos, versetzte mir einen Stich. Ich wusste nicht, wie lange ich das Gespräch noch aushalten sollte, und wenn ich mir Elyas ansah, bekam ich bei ihm die gleiche Sorge. Es war, als müssten wir beide das Vorangegangene erst einmal kurz verdauen und wieder zu uns finden.
»Darf ich mal kurz dein Bad benutzen?«, durchbrach Elyas den Moment der Stille und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht.
»Natürlich.«
Er nickte, erhob sich schwerfällig und verschwand im Bad. Sein sonst so souveräner Gang hatte die Leichtigkeit verloren. Jeder seiner Schritte wirkte müde. Wie aus Reflex, weil ich ein paar Sekunden für mich hatte, sank mein Gesicht auf die Knie. Es war alles so belastend, so erdrückend; ich wusste überhaupt nicht mehr, wo mir der Kopf stand.
KAPITEL 19
Das Ende vom Anfang
»Alles in Ordnung?«, hörte ich Elyas‘ Stimme fragen.
Ich fasste mir ans Herz und sah auf. Er stand in der Mitte des Raumes, ohne dass ich sein Zurückkommen bemerkt hätte. Seine vorderen Haarspitzen glitzerten vor Nässe und sein Gesicht wirke ein bisschen geglättet. Für den Moment sah er frischer aus. Ich fragte mich, wie lange dieser Eindruck anhalten würde.
»Nicht wirklich«, sagte ich, um ein Lächeln bemüht. »Aber was will man machen.«
Elyas erwiderte das Lächeln halbherzig, während sich seine Augen, wie so oft an diesem Abend, für all das entschuldigten.
»Kann ich jetzt vielleicht doch etwas trinken?«, fragte er. Ich nickte, schlug die Decke zur Seite und war bereits in Begriff aufzustehen, als Elyas mich davon abhielt. »Bleib sitzen«, sagte er. »Sag mir, wo ich es finde, und ich kann es mir selbst holen.«
Ich schob meine nackten Beine wieder zurück unter die Decke. »Dort«, antwortete ich und zeigte auf das kleine Schränkchen, aus dem ich vorhin das Glas für die Sonnenblume geholt hatte.
»Möchtest du auch etwas, Emely?« Er holte eine Flasche mit Kirschsaft aus dem Schrank, füllte sich ein Glas und sah mich fragend an. Ich spürte, wie trocken mein Mund war und nickte. Der frische und fruchtig süße Geschmack tat für den Moment wirklich gut und ich behielt ihn eine Weile auf der Zunge.
Elyas hatte sich wieder auf die gegenüberliegende Seite des Bettes gesetzt, hielt das Glas vor der Brust und sah hinein. »Wo war ich stehen geblieben?«, fragte er.
»Du sagtest, du hättest mir vermitteln wollen, wie sich so etwas anfühlt.«
Er zog die Beine wieder an. »Warum hört sich das noch viel schrecklicher an, wenn es aus deinem Mund kommt?« Seine Miene sah nicht danach aus, als würde er auf eine Antwort warten. Ich schwieg und Elyas nahm einen tiefen Atemzug.
»Du erinnerst dich sicher noch an meinen ersten kläglichen Versuch, mich dir zur nähern. Oder?«
Ich verdrehte die Augen. Ja, daran konnte ich mich bestens erinnern. Erst hatte er mich in dem Irrglauben gelassen, Alex wäre zu Hause, und dann hatte dieser Blödmann doch allen Ernstes versucht, mich zu küssen.
»Deinem Blick nach zu urteilen, ja«, schmunzelte er leicht. »Als du neben mir auf dem Sofa gesessen hast … Ich weiß nicht, es kam einfach so über mich. Die Gelegenheit war günstig. Ich dachte, ich teste aus, wie weit ich gehen kann und ob du wirklich so abgeneigt bist, wie du tust. Nun gut, die Antwort lautete: Ja, du bist so abgeneigt.« Es entstand eine Pause und das gekränkte Ego von damals schlich sich in seine Gesichtszüge.
»Mit der Aktion habe ich mir ins eigene Fleisch geschnitten«, sagte er. »Ich bin in deinem Ansehen noch tiefer gesunken. Das erschwerte mein Vorhaben ungemein.« Elyas‘ Stirn runzelte sich und seine Augenbrauen
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