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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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erwartet. Nur dein trockener Sarkasmus und deine Sprüche kamen mir irgendwann dazwischen. Ständig musste ich über dich lachen. Ich fand dich witzig, und das, obwohl ich dich alles andere als witzig finden wollte.
    Also fasste ich einen neuen Plan: Ich wollte dich weitestgehend ignorieren und unsere Konversationen auf ein ›Hallo‹ und ›Tschüss‹ begrenzen. Leider stellte sich das als nahezu unmöglich heraus. Ich bekam viel mehr von dir mit, als ich jemals einberechnet hatte.
    Nach ungefähr acht bis zehn Tagen, als ich dich zum fünften oder sechsten Mal gesehen habe, war es dann soweit: Ich erwischte mich dabei, wie sich meine Gedanken um dich drehten. Nicht, dass ich mich bereits verliebt hätte – du bist mir lediglich im Kopf herum gespukt.« Elyas blickte nach unten, fast so, als würde er sich schuldig fühlen.
    »Das allein reichte aber schon«, sagte er. »Ich wurde wütend. Wütend auf mich selbst und wütend auf dich. Ich sah dich als einer dieser Menschen, die immer Glück im Leben haben und nie verletzt werden. Eine typische Everybody‘s-Darling-Tussi . Machst auf unschuldig und schüchtern, weißt aber eigentlich ganz genau, wie du Männer um den Finger wickelst. Ich hielt dich für berechnend. Und ohne eine Kontrolle darüber gehabt zu haben, kochte mehr und mehr der Mist von damals in mir hoch. Das nahm ich dir sehr übel. Ich entwickelte einen Hass gegen dich, der sich von Mal zu Mal steigerte.«
    Elyas senkte den Kopf und krallte sich mit den Händen in die Oberschenkel. »Ich wusste nicht, was – ich wusste nur, dass ich irgendetwas tun musste«, sagte er. »Ich wollte nicht, dass dieser ganze Dreck wieder von vorne anfing. Mir wurde klar, genau das würde aber zwangsläufig passieren. Es war unmöglich, dir komplett aus dem Weg zu gehen. Stattdessen musste ich machtlos mit ansehen, wie du tagtäglich durch meine Wohnung spaziert bist und mich dabei jedes Mal noch wütender und aufgewühlter gemacht hast, als ich es ohnehin schon war. In mir kam der unbändige Wunsch auf, dich dafür bezahlen zu lassen. Sowohl für damals, als auch für heute. Ich wollte es dir heimzahlen, dir eine reinwürgen, dir zeigen, wie es sich anfühlt, benutzt und verletzt zu werden. Und was bot sich dafür besser an, als dich in mein Bett zu locken und dich danach wieder fallen zu lassen?« Elyas schnaubte verächtlich, ich dagegen war wie gelähmt und starrte ihn einfach nur mit geschlossenem Mund an.
    »Die Rache an dir war aber nicht der einzige Grund«, sprach er weiter. »Noch vielmehr wollte ich das für mich und meinen Seelenfrieden. Ich dachte, wenn ich dich einmal gehabt hätte, würde ich merken, dass du nur eine stinknormale Frau wärst. Genau wie jede andere. Ich redete mir ein, ich würde nur quitt mit dir werden wollen. Und sobald ich das wäre, würde meine Welt wieder in Ordnung kommen.«
    Mein Kopf war überfordert, fühlte sich dumpf und leer an.
    »Man könnte sagen, es wäre cleverer gewesen, wenn ich die Sache vielleicht ein bisschen anders angegangen wäre«, sagte er. »Ich ließ zwar meinen Charme spielen und machte dir Komplimente, provozierte dich aber gleichzeitig. Das lag daran, dass ich mich nicht verstellen wollte. Dafür war ich zu stolz. Du solltest nicht auf mich hereinfallen, weil ich dir jemand anderen vorgaukele. Mir war wichtig, dass du mich wolltest. Meine Person, so wie ich bin und wie ich dir damals nicht gut genug war.«
    »Das hört sich alles schlimm an und das ist es auch, Emely.« Er sah mich an. »Trotzdem, auch wenn es das nicht besser macht, sollst du wissen, dass ich nicht vorhatte, es soweit kommen zu lassen, dass du dich ernsthaft in mich verliebst. Du solltest dich nur ein bisschen verknallen und etwas haben wollen, das du nicht bekommst.«
    Meine Augen waren immer noch starr auf Elyas gerichtet, unfähig, auch nur irgendwohin sonst zu blicken. Steif wie eine Statue saß ich ihm gegenüber und brachte keinen Ton hervor. Nicht nur sein Plan, sich an mir zu rächen, schockte mich, sondern auch die Frage, ob das jetzt das Ende der Geschichte war. War er gekommen, um mir das zu sagen?
    Um meine Brust schien sich Stacheldraht zu schnüren und langsam in meine Haut zu bohren.
    Elyas musterte mich. »Du hältst mich für ein Arschloch, stimmt‘s?« Seine Stimme war nicht lauter als ein Flüstern.
    »Wenn … wenn du gekommen bist«, brachte ich zittrig hervor, »um mir das zu sagen, dann bist du ein noch viel größeres, als ich es dir jemals unterstellt

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