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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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Ich stand unter Schock. Zum Glück bist du aber relativ schnell wieder zu dir gekommen und ich konnte meine unerwartet heftige Reaktion überspielen.«
    »Das ist dir gut gelungen«, sagte ich. »Von dem Schock habe ich nichts gemerkt. Dass du allerdings für deine Verhältnisse ungewohnt besorgt wirktest, habe ich schon registriert und mich auch darüber gewundert. Nichtsdestotrotz ist mir das alles verdammt peinlich und ich wäre dir äußerst dankbar, wenn wir dieses traumatische Erlebnis ruhen lassen könnten und am besten nie wieder ein Wort darüber verlieren.«
    Für ein paar Sekunden blitzte die typische Vorwitzigkeit in seinen Augen auf. »Zugegeben«, antwortete er. »Krebsrot war wirklich nicht deine Farbe.«
    Ich senkte den Kopf, verbarg das Gesicht in den Händen und jammerte beschämt: »Elyas!«
    Er lachte leise. »Ist ja gut«, sagte er. »Lassen wir das. Auch wenn es eigentlich zu süß ist.«
    Dass er sehr fragwürdige Definitionen von »süß« und »niedlich« besaß, hatte ich bereits gelernt. Daran musste er unbedingt arbeiten.
    »Machen wir beim Clubabend weiter«, fuhr er fort.
    Ich lugte zwischen den Fingern hindurch, sah, dass er den Blick von mir abgewandt hatte, und löste die Hände vom Gesicht.
    »Als du dich mit Domenic so gut unterhalten hast, keimten in mir plötzlich zwei Gefühle auf: Das eine war Eifersucht – das andere war die Sorge, er würde mit dir das Gleiche abziehen wie mit Jessica. Ich fand keine Erklärung, warum ich so empfand. Wahrscheinlich wollte ich auch gar keine finden. Fakt war, es gefiel mir nicht. Je länger der Abend dauerte, desto weniger. Irgendwann beschloss ich mir Ablenkung zu suchen. Das funktionierte recht gut – zumindest solange, bis du mir die Tour vermasselt hast.«
    Ich dachte an die Hochglanz-Ische und den »kleinen Elyas« in meinem Bauch zurück. Gedanklich klopfte ich mir dafür noch einmal auf die Schulter.
    »Später erzählte mir Alex dann, du würdest mit Domenic heimfahren«, sagte er. »Ich wusste nichts, ich wusste nur, dass ich das um jeden Preis verhindern musste. Die Ironie meines Handelns merkte ich tatsächlich erst, als du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Umso blöder kam ich mir natürlich vor. Wie hätte ich es dir erklären sollen? Ich konnte es mir ja nicht einmal selbst erklären. Also zog ich von dannen und ärgerte mich für den Rest der Nacht über dein Verschwinden mit Domenic.«
    »Deswegen hast du also bei mir angerufen«, sagte ich. »Du wolltest wirklich überprüfen, ob ich allein im Bett liege.«
    »Ja.« Verlegen neigte er den Kopf. »Und weil ich sicher gehen wollte, dass dir nichts passiert ist.«
    Hätte er das damals so gesagt wie heute, ich war mir sicher, mein Herz wäre genauso warm geworden wie in diesem Moment.
    »Luca existierte nun mehr schon seit über einen Monat«, sprach er weiter. »Und es fing bereits an, alles aus dem Ruder zu laufen. Das geplante Ausmaß war längst überschritten.
    So oft nahm ich mir vor, es auf der Stelle zu beenden. Doch dann hast du wieder etwas Unerwartetes geschrieben, auf das ich aus irgendeinem Grund reagieren musste. Die Sache mit dem ›richtigen Verliebtsein‹ zum Beispiel. Als du meintest, du wärst es nur einmal richtig gewesen und dieser Jemand hätte deine Gefühle aber nicht erwidert, da kam ich plötzlich ins Straucheln. Wider Erwarten war dir etwas Ähnliches zugestoßen wie mir. Das hat mich vor den Kopf gestoßen. Mein Plan, dich fühlen zu lassen, was eine Verletzung bedeutet, kam mir immer schäbiger vor. Du wusstest bereits, wie sich so etwas anfühlt.
    Jeden Tag habe ich mehr gemerkt, wie falsch es war, was ich tat. Trotzdem konnte ich nicht aufhören. Es war ein Teufelskreis. Ständig hatte ich neue Fragen an dich, wollte noch viel mehr von dir wissen. Es war so unkompliziert und einfach, sich mit dir über den PC zu unterhalten. All die Sachen, die du mir in den Mails anvertraut hast, hättest du mir niemals persönlich gesagt.«
    »Poe zum Beispiel«, meinte er. »Mit welcher Leidenschaft du über deinen Lieblingsautor gesprochen hast. Ich bin mir sicher, hätte ich dich als Elyas danach gefragt, du hättest nur mit den Augen gerollt und keine Antwort gegeben.«
    Ich fuhr mit den Fingern über die Knopfleiste meiner Zudecke. So gerne ich es abgestritten hätte, aber so unwahr waren Elyas‘ Worte nicht.
    »Ich habe die Bücher nicht aus dem Grund gelesen, um bei dir Eindruck zu schinden. Es war lediglich deine Beschreibung der Geschichten. Ich

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