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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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Notiz von uns nahm, als wir es passierten. Das laute Raunen der Konzertbesucher im Hintergrund nahm immer mehr ab, wurde zu einer undefinierbaren Geräuschkulisse in der Ferne. Der einzige vordergründige Laut war der knirschende Kies unter unseren Füßen.
    »Darf ich dich etwas fragen, Elyas?«
    »Alles, was du möchtest, mein Schatz.« Er steckte die Hände in die hinteren Hosentaschen.
    »Studierst du nicht gerne?«
    »Doch«, sagte er und sah mich verwundert an. »Wie kommst du darauf?«
    »Ich dachte, weil du so selten in der Uni bist.«
    »Ach so, deswegen«, murmelte er und wandte den Blick wieder von mir ab. »Stört dich das?«
    »Nein, um Gottes Willen. Es ist deine Sache. Mir ist nur aufgefallen, dass du nie ein Wort über dein Studium verlierst und ich frage mich, ob es dafür vielleicht einen Grund gibt.«
    Er blies Luft durch den Mund und es dauerte einen Moment, ehe er antwortete. »Schwer zu erklären«, sagte er. »Es ist nicht so, dass mir das Medizinstudium an sich nicht gefällt. Eigentlich macht es mir sogar Spaß.«
    »Aber?«, fragte ich.
    »Es ist das ganze Drumherum, das mir missfällt. Ich weiß nicht, ob es das Richtige für mich ist.«
    In der Entfernung hörte man, wie die Band wieder zu spielen begann. Ich lauschte der Musik einen Augenblick. »Was meinst du mit Drumherum?«
    »Es gibt vieles, das mich stört. Oder sagen wir eher, es gibt vieles, das mich stören würde , wenn ich Arzt wäre.«
    Fragend sah ich ihn an und wartete darauf, dass er weitersprach.
    »Emely.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist ein langes Thema und ich glaube nicht, dass es dich ernsthaft interessieren würde.«
    »Ich hätte nicht gefragt, wenn es mich nicht interessieren würde«, sagte ich. »Natürlich habe ich von Medizin wenig Ahnung und bin mir nicht sicher, ob ich dein Problem verstehe, aber ich würde es zumindest sehr gerne versuchen.«
    Kaum merklich schob er einen Mundwinkel nach oben. »Du bist sehr süß, weißt du das?«
    »Hör auf, mich verlegen zu machen und erzähl lieber weiter.«
    Er lachte. »Nun gut, aber beklage dich nicht, wenn ich dich zu Tode langweile.«
    »Darüber mach dir mal gewiss keine Sorgen.« Ich konnte mir nichts auf der Welt vorstellen, das mich an ihm langweilen würde. Er könnte mir die zehnseitige Hausordnung der Uni vorlesen und ich würde vom ersten bis zum letzten Satz an seinen Lippen kleben.
    »Gut, du hast es so gewollt«, sagte er mit einem Seufzen und ließ sich auf die niedrige Steinmauer nieder, die den Weg säumte. Er stützte die Ellenbogen auf die angewinkelten Knie und ließ die Unterarme herunter hängen. Seinem Blick nach zu urteilen wartete er darauf, dass ich mich zu ihm setzte. Mit einem kleinen Abstand kam ich seiner Bitte nach. Ich schlang die Arme um meine Beine und schob die Hände in die Pulloverärmel. Allmählich wurde es doch ein bisschen frisch.
    »Du kennst meinen Vater ziemlich gut, oder?«, fragte er.
    Ich nickte.
    »Dann weißt du ja, mit welcher Leidenschaft er Arzt ist. Er liebt seine Arbeit und geht voll in seinem Chirurgendasein auf. Er tut es aus einem Grund: Weil er Menschen helfen möchte.«
    Der Mann, den er beschrieb, war mir bestens vertraut.
    »Als kleiner Junge hat mich das immer fasziniert«, sprach er weiter. »Ich wusste, dass ihm die Arbeit sehr viel abverlangte. Der Schichtdienst, die Unmengen an Überstunden, die ganzen Dramen, mit denen er tagtäglich konfrontiert wurde. Aber nichts davon hat ihn je abgehalten, seinen Beruf mit voller Überzeugung weiter auszuüben.«
    »War er der Grund, warum du ebenfalls Medizin studieren wolltest?«,fragte ich.
    »Natürlich gab es mehrere Gründe, aber du hast schon Recht, das war einer der ausschlaggebenden. Wobei es weniger darum ging, in seine Fußstapfen zu treten, sondern …« Er brach ab und fuhr für eine Weile mit dem Finger seinen Unterarm entlang.
    »Weißt du«, sagte er, »es hat mich mein Leben lang beeindruckt, dass mein Vater stolz auf das sein kann, was er macht. Nicht, weil Mediziner einen hohen Rang in der Gesellschaft haben, sondern eher für ihn persönlich. Sein Job ist wie eine Aufgabe, wie ein Auftrag für ihn. Sein Auftrag.«
    Elyas sah zu seinen Füßen. »Wenn mein Vater irgendwann im Sterben liegen sollte – was hoffentlich noch sehr lange dauert –, aber wenn es so weit ist, dann … dann kann er zufrieden einschlafen.«
    Mein Blick ruhte auf Elyas‘ Profil. So sensible Worte war ich von ihm nicht gewöhnt. Nur in ganz seltenen Momenten legte er

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