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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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Ende.«
    »Du bist … Du bist so herzlos! Das ist genau der Grund, warum du niemals Autorin werden wirst!«
    Ich lachte. »Wohl wahr. Bestehende Texte zu korrigieren und auseinanderzunehmen ist eher mein Ding.«
    Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Herzlos«, murmelte er vor sich hin. »Ganz furchtbar herzlos.«
    Allmählich näherten wir uns dem Park und schon von weitem war eine große Menschenansammlung zu erkennen. Musik war noch keine zu hören. Wir bahnten uns einen Weg durch die Menge und hielten Ausschau nach dem Kartenverkauf. Als wir ihn fanden, reihten wir uns am Ende der langen Schlange ein. Die Umgebung war sehr laut, hunderte Stimmen redeten und plärrten durcheinander. Elyas und ich dagegen schwiegen. Nur unsere Blicke trafen sich immer wieder.
    Der Kartenverkäufer fertigte die Masse an Menschen schneller ab als erwartet und so war eine ständige Bewegung in der Schlange. Nach einer Weile hatten wir den Anfang erreicht. Kurz bevor wir an der Reihe waren, deutete Elyas mit dem Finger plötzlich hinter mich. »Ist das da hinten nicht Eva?«, fragte er.
    Ich folgte seinem Blick und hoffte um Gottes Willen, dass Elyas sich getäuscht hatte. Wenn Eva tatsächlich hier wäre … Nein, ich wollte gar nicht daran denken. Ich suchte und suchte, ließ den Blick über sämtliche Gesichter schweifen, aber das von Eva war darunter nicht zu finden. Gerade als ich mich wieder zu Elyas umdrehte, um zu fragen, wo genau er meine Mitbewohnerin gesehen hatte, lief er durch den schmalen Einlass auf das Konzertgelände. Ich kramte schnell nach meinem Geld, um mir ebenfalls eine Karte zu kaufen, doch der Verkäufer deutete auf Elyas, drückte mir einen Stempel auf die Hand und winkte mich durch. Ich war so verwirrt, dass ich erst mal tat, wie mir geheißen. Vor Elyas, der ein paar Meter hinter dem Eingang auf mich wartete, blieb ich stehen. Er hatte Mühe, seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten. »Und? Hast du Eva gefunden?«, fragte er. Sein Versuch, dabei ernst zu bleiben, scheiterte kläglich.
    »Sehr witzig, Herr Schwarz, wahnsinnig witzig!« Mit zusammengekniffenen Augen verschränkte ich die Arme vor der Brust.
    »Verzeih mir, Schatz«, sagte er mit einem bösen Hundeblick. Einem wirklich bösen Hundeblick! »Aber was hätte ich denn tun sollen? Du hättest dich niemals freiwillig von mir einladen lassen.«
    »Ja, weil mir das unangenehm ist.«
    »Braucht es aber doch nicht. Kannst du es nicht einfach als kleine Nettigkeit meinerseits sehen und aufhören, mich so finster anzugucken?«
    Ich gab eine ganze Tonleiter von unzufriedenen Lauten von mir.
    »Bitte.«
    Wie er mich ansah …
    Ich seufzte. Eigentlich war es ja sehr süß von ihm.
    »Aber du machst das nie wieder«, sagte ich.
    Er lächelte. »Versprochen.«
    »Na ja, was soll‘s.« Ich zuckte mit den Schultern. »Dann danke für die unfreiwillige Einladung.«
    »Sehr gern, mein Schatz. Möchtest du etwas trinken?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Etwas essen?«
    Ich verneinte wieder.
    »Du bist ziemlich anspruchslos«, stellte er fest.
    Oder einfach nur wunschlos glücklich.
    Im nächsten Augenblick vibrierte der Boden. Die Band hatte angefangen zu spielen und warf uns Black Sabbath’s »Paranoid« regelrecht um die Ohren. Elyas deutete fragend mit dem Kopf in Richtung Bühne und ich nickte. Ich folgte ihm nach vorne und je näher wir kamen, desto dichter wurde der Pulk von Leuten. Ich sah mich nach einer Stelle um, bei der zumindest die winzige Eventualität bestand, nicht zerquetscht zu werden, und wurde rechts neben der Bühne fündig. Elyas schien den gleichen Plan zu verfolgen und ließ mich vor sich gehen. Kurz darauf spürte ich, wie er seine Hand auf meinen Rücken legte. Nur eine kleine Geste, damit wir uns nicht verlieren würden, und trotzdem war mein ganzer Körper von einer Gänsehaut überzogen. Ich drückte mich durch die Menge, aber nahm sie kaum wahr, weil einzig dem warmen Gefühl auf meinem Rücken die gesamte Aufmerksamkeit galt.

KAPITEL 6
    Der Pianist
    Die Coverband war … Na ja, eine Coverband eben.
    Es war okay. Sie strengten sich an und der Sänger gab alles, aber mit ein paar Tönen haute es dann doch nicht unbedingt hin. Ich musste jedes Mal schmunzeln, wenn das eintrat, denn dann verzog Elyas das Gesicht, als würde ihm jeder schiefe Ton physische Schmerzen bereiten. Wenn man selbst Musiker war, verfügte man wohl über ein viel feineres Gehör als der Rest der Bevölkerung.
    An der Liederauswahl dagegen gab es nichts zu

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