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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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Hund zugelegt und würde jetzt vermutlich ein herrlich entspanntes Leben führen. Leider war es nun zu spät dafür.
    »Sag mal, Mama, kann es sein, dass du bereits einen Wein zu viel hattest?«, fragte Elyas, nachdem Alena sich überhaupt nicht mehr einkriegte.
    »Lass mir doch meinen Spaß«, sagte sie und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Das ist das erste Weihnachten seit langem, an dem ich all meine Kinder um mich herum habe.«
    »Verstehe, ein super Grund, um sich über eins davon lustig zu machen.«
    »Ich kehre nur deine sensible Seite nach außen, weil du sie in der Öffentlichkeit so selten zeigst«, sagte sie. »Und jetzt rutsch doch mal einen Stuhl auf, Elyas. Dann sind wir nicht so auseinandergerissen.«
    Augenblicklich schnürte sich mir der Hals zu.
    »Alex und Carla kommen sicher gleich zurück«, antwortete er.
    Das Gefühl der Enge um meinen Hals wollte sich gerade lösen, doch Alena funkte dazwischen. »Da kennst du die beiden aber schlecht. Wir werden sie in zwei Stunden mit Lawinenhunden aus dem Kleiderschrank bergen müssen.«
    Ich wünschte mir, dass Alena nur für eine Sekunde spüren könnte, was sie mit ihrem vermeintlich lapidaren Wunsch bei mir anrichtete. Aber leider konnte sie das nicht.
    »Nun komm schon, Elyas. Zier dich nicht so. Los, rutsch auf«, sagte sie.
    Alles in mir verkrampfte sich, jeder Muskel spannte sich an. Ich hörte, wie er wortlos einen Stuhl näher rückte. Ich ließ die Haarsträhnen noch weiter nach vorne fallen.
    Alena verkreuzte die Arme auf dem Tisch, bettete das Kinn darauf und beobachtete mit einem Strahlen die kleine Katze auf Elyas‘ Schoß. Ihr raues Schnurren erhellte den Raum. Ich griff nach meinem Weinglas und trank davon.
    »Elyas, gib das Kätzchen doch mal Emely«, sagte sie.
    Ich verschluckte mich fast. »N-Nein, das muss nicht sein. Wenn sie schreckhaft gegenüber Fremden ist, sollte man sie nicht zwingen.« Und noch viel weniger sollte man Emely zwingen, in Kontakt mit Elyas zu treten.
    Alena zog die Augenbrauen zusammen. »Was ist denn los mit dir, Emely? Du magst doch Tiere so gerne. Vielleicht gewöhnt sie sich ja an dich. Gib ihr eine Chance.«
    Unter Alenas Blicken wurde mir immer heißer und ich zog an meinem Pulloverkragen. Hirn, bitte lass mich jetzt nicht im Stich, lass dir was einfallen …
    »Du … du weißt doch, wie allergisch Carla auf Tierhaare ist«, sagte ich. »Ihre Augen wären wahrscheinlich zwei Tage lang gerötet, allein von den Haaren, die ich auf dem Pulli mit nach Hause bringen würde.«
    Alenas Stirn legte sich in Falten und im Stillen musterte sie mich. »Papperlapapp«, sagte sie schließlich. »Das hat dich früher auch nicht gestört, als du ständig mit dem Hund von euren Nachbarn gespielt hast. Außerdem übertreibst du, ein paar Haare wird sie schon überleben. Da bin ich mir sicher, mach dir darüber keine Sorgen. Ich weiß doch, wie gerne du die Katze nehmen würdest. Na los, Elyas, gib sie ihr mal.«
    Meine Lippen bewegten sich leicht, aber einen Ton brachte ich nicht mehr zustande. Und dann raschelte es auch schon neben mir. Langsam näherten sich Elyas‘ Hände, die behutsam die kleine Katze hielten.
    »Hier …«, sagte er mit seiner schönen Stimme, die schon fast flüsterte.
    Ohne ihn anzusehen, öffnete ich die Handflächen und kurz darauf spürte ich darin die winzigen Samtpfoten. Als Elyas die Hand wieder wegzog, berührte er dabei leicht die meine. Unbeabsichtigt. Nur für den Bruchteil einer Sekunde. Und doch begann meine Haut unter seiner Berührung zu brennen.
    Würde das denn niemals aufhören?
    Ich sah in meinen Schoß. Mit großen schwarzen Augen schaute mir das Kätzchen entgegen und wusste nicht, was es von seiner neuen Umgebung halten sollte. Der kleine Leib zitterte ein bisschen. Sie miaute leise.
    Ich ließ den Blick über sie schweifen und landete immer wieder in ihren Augen. In ihren pechschwarzen Augen. Sie waren tief und durchdringend. Einerseits wunderschön und zugleich unheimlich und mysteriös. Je länger ich hineinsah, desto mehr schien ich von ihnen in einen Bann gezogen zu werden. An irgendetwas erinnerten mich diese Augen.
    Vorsichtig streichelte ich durch das kaschmirfeine Fell. An der Seite spürte ich die zierlichen, kleinen Rippen und auf dem Rücken die Knöchelchen der Wirbelsäule. Der Körper war federleicht und fühlte sich sehr warm an, wahrscheinlich mitgebrachte Wärme von Elyas. Die Katze zu halten, war wie eine indirekte Berührung mit ihm.
    Ich

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