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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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Rapunzel. Sie saß nun auf Threnodias Schulter und imitierte Grundys Stil. »Wir haben gerade zugesehen, wie ihr in die andere Baumgruppe hineingegangen seid!«
    »Das sind wir auch«, sagte Grundy. »Das hier ist die andere Baumgruppe!«
    »Nein, das hier ist die ursprüngliche«, widersprach sie. »Wir haben uns nicht von der Stelle bewegt.«
    »Hier ist irgend etwas mächtig faul«, meinte Jordan.
    Dem konnten sie alle nur beipflichten. Doch Rapunzel war noch nachdenklicher als die anderen. »Ich frage mich… viel hat man mir nicht über das Immermoor erzählt, aber es gibt da etwas… jedenfalls ist es nicht so groß, wie es scheint.«
    »Das macht auch keinen Unterschied mehr«, bemerkte Grundy, »wenn wir nicht wieder hinauskommen.«
    »Ich denke, wir sollten ein Experiment machen«, warf sie ein. »Paßt mal auf. Wir haben gesehen, wie ihr nach Nordwesten gegangen seid, ihr seid aber hinter uns wieder aufgetaucht, aus Südosten. Wenn wir vielleicht in die andere Richtung geschaut hätten…«
    »He, das stimmt ja«, bemerkte Grundy. »Versuchen wir das noch einmal, nur daß ihr diesmal in beide Richtungen Ausschau haltet.«
    Das taten sie auch. Zusammen mit Jordan begab er sich nach Nordwesten auf die andere Baumgruppe zu, während Rapunzel abstieg und ihnen nachsah, Threnodia dagegen zur gegenüberliegenden Seite der Insel schritt und abwartete, was dort geschehen mochte.
    Als sie ungefähr die Hälfte der Strecke hinter sich gelassen hatten, erspähten Grundys scharfe Augen etwas. »Dort ist jemand!« rief er.
    Jordan blickte nach vorn. »Das ist Renee!« sagte er.
    Grundy blickte zurück. Weil er genau wußte, wo er zu suchen hatte, konnte er die winzige Rapunzel ausmachen. »Die sind an beiden Stellen auf einmal.«
    Sie gingen an der Allegorie vorbei und erreichten die neue Baumgruppe. »Ihr seid geblieben, wo ihr wart, nicht wahr?« fragte Jordan Threnodia.
    »Ganz genau«, bestätigte sie. »Ich habe einfach in die andere Richtung geschaut und gesehen, wie ihr von der gegenüberliegenden Insel kamt.«
    Nun war es eindeutig entschieden: es handelte sich um denselben Ort, gleichgültig, wohin sie sich wenden mochten. Grundy ließ Jordan und Threnodia zurück und schritt hinüber zur Nordwestseite, er gesellte sich zu Rapunzel und blickte hinüber zu der anderen Baumgruppe. Dort konnte er zwei Gestalten ausmachen, eine männliche und eine weibliche, die an der Südostkante standen.
    »Wir sind alle hier – und dort – und überall«, sagte Grundy verblüfft.
    »Ich glaube, jetzt fällt es mir wieder ein«, erklärte Rapunzel. »Es ist ein… ein kleines Universum für sich. Wir gehen immer nur einfach herum und herum, ohne ihm jemals zu entkommen.«
    »Auf all unseren Märschen sind wir nur im Kreis gelaufen«, ergänzte Grundy. »Wir hätten unsere Kräfte sparen sollen.«
    Jordan und Threnodia kamen heran. »Wie zum… sollen wir hier wieder rauskommen?« fragte Jordan verwirrt.
    Die anderen zuckten die Schultern. Sie hatten keinerlei Vorstellung. Es sah so aus, als säßen sie auf ewige Zeit im Immermoor fest.

13
Faune und Nymphen
    Sie machten Rast und aßen, da sie alle müde waren und es im Augenblick allem Anschein nach ohnehin nichts Besseres zu tun gab. Grundy und Rapunzel schliefen auf dem Bett, während sich Jordan und Threnodia zwischen den Bäumen eine Lagerstätte suchten.
    Am frühen Nachmittag wachten sie auf. Genaugenommen wachte nur Grundy auf; die Damsell war bereits wach und küßte ihn.
    »Ich nehme an, daß das eine dumme Frage ist«, begann er, als sie damit fertig war. »Aber…«
    »Ich habe gerade nachgedacht«, sagte sie und ging seine Frage gewissermaßen von der Seite an. »Hier sind wir nun, verirrt im Immermoor, weil wir offenbar nirgendwohin kommen können. Und miteinander geht es uns beiden ganz genauso.«
    »Genauso…?«
    »Wenn ich wüßte, wie ich mit dir irgendwie zurechtkäme, würde ich es tun. Aber ich weiß einfach nicht, wie.«
    »Rapunzel, du mußt doch nicht mit mir irgendwie zurechtkommen!« protestierte er. »Du hast zwei Arten von Zukunft, zwischen denen du wählen kannst!«
    »Weil ich es einfach nicht schaffe, dafür zu sorgen, daß du mir auch zuhörst. Und ich wünschte, ich könnte es.«
    »Aber…«
    »Also habe ich dich geküßt«, schloß sie ganz schlicht.
    Ihr leuchete das anscheinend ein. Grundy seufzte und erhob sich.
    »Was, wenn wir hier nie wieder hinausfinden?« fragte sie einen Augenblick später. »Wäre das so schlimm? Ich meine, immerhin

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