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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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fragte er schockiert.
    »Ich habe dir ja gesagt, daß ich nicht nur nett bin. Wenn ich mich in einen Wasserdrachen verwandle und ihr nachjage, könnte ich sie Stück für Stück auffressen, ein Bein nach dem anderen, und dann würde sie…«
    Grundy wurde übel. »Ich glaube nicht, daß mir das sonderlich gefällt. Außerdem vermute ich, daß sie lieber sterben würde, als uns einen Ausweg zu verraten, weil sie gar nicht sterben kann.«
    Sie nickte. »Wahrscheinlich hast du recht. Aber ich wollte es doch erwähnt haben. Wir sind nicht gänzlich hilflos.«
    »Sind alle Frauen so wie du, tief in ihrem Inneren?« fragte er in grimmiger Fasziniertheit.
    »Natürlich nicht. Die meisten von ihnen sind ziemlich unschuldig, und manche von ihnen sind wirklich nette Wesen wie Rapunzel.«
    »Das ist sie, nicht wahr?« stimmte er ihr erleichtert zu.
    »Aber selbst diese Sorte weiß sich zu holen, was sie haben will. Ich erinnere mich noch, wie es war, als ich zu dem Schluß kam, daß Jordan der richtige Mann für mich sei…« Sie seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Aber Rapunzel ist doch bisher außer Jordan noch gar keinen Männern begegnet.«
    »Ich glaube doch«, murmelte Threnodia und lächelte auf jene geheimnisvolle Weise, wie sie Frauen zu eigen ist.
    »Ach ja? Wo denn?«
    Sie lachte. »Ist ja auch unwichtig. Ich bin sicher, daß alles schon gut enden wird.« Und sie entfernte sich wieder.
    Verwundert schüttelte Grundy den Kopf. Dann gesellte sich Rapunzel wieder zu ihm, und er vergaß, worüber er sich eigentlich hatte Sorgen machen wollen.
    Am nächsten Tag erklomm Grundy einen hohen Baum und hielt nach allen Richtungen Ausschau. Um sie herum befanden sich überall kleine Palmeninseln, von denen er wußte, daß auf jeder ein Golem war, der sich umschaute, weil alle ein und dieselbe waren. Welch eine hoffnungslose Lage!
    Aber dann erspähte er etwas anderes. Erst kniff er die Augen zusammen, um sicherzugehen, daß es keine Illusion war. Doch schon bald hatte er sich davon überzeugt! »Zentaur ahoi!« rief er und krabbelte sofort wieder vom Baum herab.
    Einen Augenblick später hielten alle Ausschau. Es war ganz eindeutig ein Zentaur, der durch den Sumpf auf sie zukam. Nach einer Weile konnte Grundy ihn auch erkennen. »Arnolde!«
    In der Tat war es Arnolde, das einzige nichtmenschliche Wesen, das jemals Menschenkönig von Xanth geworden war. Durch den Schlamm stapfte er auf die Baumgruppe zu und hob eine Hand zum Gruß. »Ich bin froh, euch wohlauf vorzufinden«, sagte er. Er war alt, und sein Fell begann zu ergrauen, doch noch immer war er einigermaßen flink. Er trug eine mundanische Brille, die seine nachlassende Sehfähigkeit ausglich.
    »Aber wir sitzen doch in der Falle!« rief Grundy. »Und du jetzt auch!«
    »Keineswegs«, meinte Arnolde fröhlich.
    »Du verstehst nicht. Wir befinden uns im Immermoor. Von hier gibt es keinen Ausweg.«
    »Und ich bin ein Magier«, erinnerte der Zentaur ihn. »Meine Magie kommt mit diesem Problem zurecht.«
    »Aber deine Magie funktioniert doch nur außerhalb von Xanth! Sie bildet einen magischen Korridor. Hier macht sie aber keinen Unterschied.«
    »Gestatte mir eine Erklärung. Ich habe ein wenig mit Umkehrholz experimentiert.«
    »Davon hatten wir auch etwas dabei, aber…«
    »Es kehrt die Stoßrichtung jeder Magie in seiner Umgebung um. Wenn ich es also mit mir trage, sorgt es dafür, daß ich in Xanth einen mundanischen Korridor erschaffe. Nun magst du vielleicht nicht glauben, daß dies eine nützliche Funktion ist, dennoch…«
    Plötzlich begriff Grundy. »Es ist Magie, die uns hier im Immermoor festhält!« rief er. »Wenn man die neutralisiert…«
    »…dann könnten wir hier heraus!« beendete Jordan den Satz.
    »Das war meine Prämisse«, pflichtete Arnolde ihnen bei. »Wenn ihr also bereit sein solltet, mit mir zu reisen…«
    »Aber wie bist du überhaupt hierher gekommen?« fragte Grundy, der noch immer nicht an dieses unwahrscheinliche Glück glauben mochte.
    »Mein Freund Bink war der Auffassung, daß das Immermoor der ideale Erprobungsort für den Mundania-Effekt sein könnte«, erklärte Arnolde. »Und ich persönlich neige dazu, ihm zuzustimmen. Wenn ich mich selbst hier nicht verirre, dürfte ich mich eigentlich nirgendwo verirren.«
    »Bink!« rief Grundy. »Das hätte ich mir denken können! Ständig hat er Leute hinter mir hergeschickt!«
    »Ich bin sicher, daß er es nicht böse meint«, bemerkte der Zentaur. »Er hat eben ein sehr besonderes

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