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Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Sachen wohl passieren, nehme ich an. Plötzlich ist man nicht mehr zufrieden damit, seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, in Raststätten zu spielen.
    »Du glaubst gar nicht, wie viele von diesen Festivals es gibt«, sagte Val. »Ich jedenfalls wusste es nicht. Hunderte, über das ganze Land verteilt. Wir würden
Old-Time spielen. Balladen, Mountain Music, Carter-Family-Songs.«
    Sie wären zweifellos ein faszinierendes Duo. Schwarzer R&B-Mann aus der Stadt und eine weiße Banjospielerin mit einem Abschluss in Rechtswissenschaften. Vereinigt, um Amerika an seine Wurzeln zu erinnern.
    »Ich erwarte natürlich nicht, dass ich die Whyte Laydie mitnehmen kann.«
    »Das solltest du aber, es ist deine. Mein Großvater würde sich freuen, wenn er wüsste, dass sie immer noch gespielt wird.«
    »Und wie sehr sie verehrt wird?«
    »Er wird vielleicht etwas Schwierigkeiten haben, das zu begreifen. Er hat sie damals sehr wahrscheinlich im örtlichen Kaufhaus bestellt und einen Dollar pro Woche abbezahlt. Instrumente waren Werkzeuge, wie Spaten oder Bratpfannen. Etwas, das den Leuten half, über die Runden zu kommen.«
    Wir waren draußen auf der Veranda, ich lehnte gegen die Wand, Val ließ die Beine über den Rand baumeln. Über uns ein heller weißer Mond. Insekten schlugen gegen Fliegengitter und ungeschützte Haut.
    »Ohne dich«, sagte Val, »wäre ich wohl nie in meinem Leben hier an diesen Ort gekommen.«
    »Klar.«
    »Das ist mein Ernst.«
    Ich setzte mich neben sie. Sie nahm meine Hand.
    »Du weißt anscheinend gar nicht, wie sehr du hierher passt. Und wie viele Menschen dich lieben.«

    Ich wusste, dass das bei ihr zutraf, und der Gedanke daran, sie zu verlieren, trieb mir Pflöcke ins Herz.
    »Dann ist das also nicht nur so ein Gedanke?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Du wirst mir fehlen.«
    Sie lehnte sich im Mondlicht an mich und fragte: »Muss ich wirklich etwas dazu sagen?«
    Nein.
    Sie stand auf. »Ich werde die letzten Tage damit verbringen, das Haus dicht zu machen. Wer weiß, vielleicht beende ich die Sanierung eines Tages tatsächlich.«
    Ich brachte sie zu ihrem Volvo, kehrte zu meiner Nachtwache auf der Veranda zurück und spürte bald darauf die Gegenwart eines anderen Menschen. Das Fliegengitter klappte leise hinter J.T. zu, als sie herauskam.
    »Sie hat’s dir erzählt, hm?«
    »Eine Vorwarnung wäre gut gewesen.«
    »Val hat mich gebeten, dir nichts zu sagen. Ich denke, sie war sich selbst nicht ganz sicher, bis eben gerade. Ein erstaunlicher Mond.« Sie hatte eine Flasche Corona in der Hand und reichte sie mir. Ich nahm einen Schluck. »Hab heute mit meinem Lieutenant gesprochen.«
    Kein Wunder. Die Abteilung rief täglich an und bemühte sich, sie zurückzulocken. Forderungen waren Beschwörungen gewichen, dem Appell an ihre Loyalität, schlecht getarnten Bestechungsversuchungen und Beförderungsversprechungen.
    »Dann fährst du also bald?«

    »Eher nicht.« Sie trank das Bier und stellte die Flasche auf den Boden. »Du wolltest die Position als Sheriff doch nicht, oder?«
    »Lonnies Job? Auf gar keinen Fall.«
    »Gut. Weil ich mich nämlich heute mit Bürgermeister Sims getroffen habe, und ich hab ihn angenommen.«

Kapitel Dreiundzwanzig
    Ganz offensichtlich war es die Zeit der großen Überraschungen. Und der gemischten Gefühle. Verletzt, bei dem Gedanken an Vals Abschied, freute es mich dennoch, dass sie das tun würde, was sie am meisten liebte. Die beiden Gefühle saßen auf einer Wippe, das eine schnellte nach oben, das andere berührte mit den Füßen den Boden - und hopp, ging’s in die andere Richtung.
    Und J.T.? Als mein Chef? Nun …
    Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, wie sie, ein Stadtkind, ein in der Stadt ausgebildeter Officer, hier hineinpassen würde. Aber dann erinnerte ich mich daran, wie sie und Moira oben auf dem Berg zusammen gesessen hatten, und hatte für mich entschieden, dass sie klarkommen würde. Es versteht sich von selbst, wie sehr ich mich freute, sie um mich zu haben.
    Ich freute mich deutlich weniger, als sich Miss Emily ein Loch in das Fliegengitter über der Spüle kaute und ihre Meute dort hinauslotste.
    Weil ich es als Verrat ansah? Weil es noch ein weiterer Verlust war? Oder einfach nur, weil ich sie vermissen würde?
    Ich stand in der Küche und starrte auf das Loch im Fliegengitter, als J.T. vorbeikam und fragte, ob ich einen Happen mit ihr zu Abend essen wollte. Sie war in ein
Haus in der Mulberry eingezogen, genauer gesagt in ein Zimmer. Das

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