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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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unsere Hand losließ, ehe Addie sie ihm entreißen konnte.
    Sie wandte sich dem Maschendrahtzaun zu, unser Atem ging rasselnd, unsere Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Ihre Gefühle streiften mich, so verworren, dass ich sie nicht einmal ansatzweise deuten konnte. Sie blickte hinaus auf den Parkplatz. Das warme Metall gegen unser Gesicht gedrückt. Unsere Finger umklammerten den Zaun so fest, dass der Draht in unsere Haut schnitt.
    Das Feuer erlosch und wurde von einer unermesslichen, kalten Übelkeit abgelöst. Im Hintergrund hörten wir die anderen Kinder überall auf dem Hof kreischen und lachen.
    »Geh weg«, sagte Addie. Sie schloss unsere Augen, für einen Moment verloren in dem Strudel, der unseren Kopf erfasst hatte.
    Als sie sie wieder öffnete, war Ryan immer noch da, ein paar Schritte entfernt, und beobachtete uns.
    »Ich bin nicht sie«, sagte Addie. Unser Gesicht fiel in sich zusammen. »Ich bin nicht Eva. Also hör damit auf. Hör auf …«
    Ihre Tränen waren jetzt real, spürbar auf unseren Wangen. Ryan zögerte, aber Addie funkelte ihn wütend an, und schließlich veschwand er unauffällig um die Ecke.
    Ich konnte spüren, wie Addie sich an einen leeren, öden Ort zurückzog. Einen sicheren Ort, still und gefühllos und kalt. Unsere Brust schmerzte. Unser Atem ging unregelmäßig. Ein Windstoß wirbelte den Staub vom unteren Ende des Zaunes auf, peitschte ihn gegen unsere Schuhe und Socken.
    ‹Addie›, sagte ich leise. Das Wort glitt durch die Ritzen von Addies selbst auferlegtem Gefängnis. Ich fühlte, wie sie dort drinnen erzitterte, sich einigelte, versuchte, mich draußen zu halten. ‹Addie, ich verstehe es. Wirklich, Addie. Das tue ich.›
    Wenn Addie die Kontrolle verlöre, würde ich sie sein und sie ich – gefangen in unserem Kopf. Beobachtend, lauschend, gelähmt.
    Ich verstand.
    ‹Ich werde nichts erzwingen›, sagte ich. ‹Addie? Hast du gehört? Niemals. Nie, niemals.›
    Addie sagte nichts. Sie starrte nur mit ausdrucksloser Miene durch den Zaun. In der Nähe des Gebäudes parkten ein paar seltsam aussehende Autos und ein bisschen weiter weg stand ein schwarzer Van. Aber das war alles. Nornand war von hinten nicht das gleiche saubere grüne Juwel wie von vorn. Ein Bote lud Pakete aus dem hinteren Teil eines Lieferwagens. Er hatte sich seine Kappe tief ins Gesicht gezogen, um sich vor der unbarmherzigen Sonne zu schützen. Er rollte seine Schultern, streckte die Arme und schüttelte die Hände aus, ehe er sich mit einem unförmigen Pakt im Arm auf den Weg zu einem Seiteneingang machte. Auf dem Weg dorthin lief er dicht an uns vorbei. Wir beobachteten ihn schweigend. Sich auf ihn zu konzentrieren bedeutete, dass wir uns nicht so stark aufeinander konzentrieren mussten und reden konnten, ohne die Seele der anderen einer genauen Prüfung zu unterziehen.
    ‹Wir können warten, Addie›, sagte ich. ‹Das macht mir nichts aus.›
    ‹Natürlich macht es dir etwas aus›, sagte sie. Ihre Worte zerrten an unserem zerbrechlichen Frieden. Unser Herz zog sich zusammen. Sie schloss die Augen. ‹Du möchtest dich bewegen. Du möchtest die Kontrolle haben. Du möchtest … du möchtest jedes Mal die Kontrolle, wenn er in der Nähe ist, und…› Sie holte tief Luft, unsere Muskeln schmerzten, so dermaßen angespannt waren unsere Glieder. ‹Und ich …›
    Etwas prallte gegen den Zaun, entriss uns dem Zufluchtsort in unserem Geist. Wir wurden zurück in die Welt um uns herum geschleudert: den Hof, die heiße, trockene Luft, die Metallstreben unter unseren Fingern. Der Zaun. Etwas war am Zaun hängen geblieben, ein quadratisches Etwas – Pappe, vom Wind hergeweht. Wir bückten uns und versuchten, sie zu fassen zu bekommen. Unsere Hand war gerade schmal genug, um durch die Maschen des Zauns zu passen. Wir verzogen das Gesicht, als das raue Metall unsere Haut aufschrammte.
    Addies unvollendeter Satz hing immer noch zwischen uns, durchscheinend und schwelend: Und ich … Und ich …
    Aber er würde für immer unvollendet bleiben. Wir lasen die Nachricht, die in schwarzem Filzstift auf dem Stück Pappe in unseren Händen gekritzelt stand.
    Addie. Eva.
    Wir möchten Euch helfen, hier rauszukommen.
    Addie hob den Kopf, aber da war niemand. Nichts. Da war nichts außer den Autos und dem Asphalt und dem … dem Paketboten, der das Gebäude inzwischen fast erreicht hatte.
    Er bemerkte, dass wir ihn anstarrten. Und er lächelte.

Kapitel 27
    Devon saß beim Mittagessen nicht neben uns, und ich

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