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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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liegende Empfangshalle huschen, mit den Schatten verschmelzen, Jaimes Hand fest umklammernd.
    »Ich gehe«, sagte ich zu Ryan. Wenn ich nicht so dämlich gewesen wäre und den Schraubenzieher verloren hätte, wäre vielleicht alles anders verlaufen. Womöglich wären jetzt schon alle in Peters Van, würden in die Sicherheit davonbrausen. Dieses Chaos, diese Ungewissheit war meine Schuld. »Ich muss einfach. Du wirst mich nicht daran hindern, Ryan.«
    »Dann komme ich mit dir«, sagte er und streckte die Hand aus.
    Ich nahm sie. Wir preschten die Stufen hinauf. Wir hatten gerade den zweiten Stock erreicht, als die Lichter angingen – volle Wattzahl.
    ‹Sie wissen, dass wir hier sind›, sagte Addie. ‹Sie wissen, was wir vorhaben, Eva. Eva, wir müssen hier weg.›
    Ich schüttelte den Kopf. ‹Nein. Nein, das können wir nicht.›
    »Eva«, sagte Ryan, »jetzt, da die Lichter wieder an sind, werden sie die Flure absuchen. Selbst wenn die anderen es noch nicht nach draußen geschafft haben, wird es uns niemals gelingen, sie an den Wachen vorbeizuschmuggeln.«
    Ich bückte mich, steckte unsere freie Hand in unsere Socke und zog den Schlüssel hervor, den ich dort versteckt hatte. Der Verband an unserer Hand behinderte uns, aber ich schaffte es. »Dann müssen wir die Lichter eben ausschalten. Sämtliche Lichter.« Ich drückte ihm den Schlüssel, den Dr. Lyanne uns gegeben hatte, zusammen mit Jacksons Karte in die Hand. »Direkt unter dem Dach. Da ist eine Tür, ein Wartungsraum …«
    »Mach alle Lichter aus«, beendete er meinen Satz.
    Wir standen in diesem kahlen Treppenhaus, die Sirene kreischte im Hintergrund. Und plötzlich lachte er kopfschüttelnd. »Mein Gott, Eva. Bewahrst du alles in deinen Socken auf?«
    Ich war nicht sicher, ob ich lachen oder weinen sollte. Mir war irgendwie nach beidem, deshalb tat ich weder das eine noch das andere, sondern schubste ihn nur auf die nächste Treppenflucht zu und sagte lächelnd: »Bis gleich, okay? Unten an der Tür. Wir treffen uns am Seitenausgang.«
    Er nickte, sein Lächeln wirkte bemüht.
    Die Sirene verstummte.
    Uns fiel beiden das Lächeln aus dem Gesicht. Was hatte das zu bedeuten?
    »Geh«, sagte ich.
    Ryan rannte die Stufen hinauf. Ich holte tief Luft und stieß die Tür zum zweiten Stock auf.

Kapitel 33
    Die Stille war unheimlich. Das Sirenengeheul hallte immer noch in unseren Ohren nach. Ich vermisste es beinah. Wenigstens hätte es das Geräusch unserer Schritte übertönt, während wir den Flur hinunterliefen. Es hätte das Rasseln unserer Atemzüge geschluckt. Wir fühlten uns nackt und schutzlos, als wir dem strahlenden Licht ausgeliefert den Korridor entlangliefen.
    Ich bewegte mich so schnell und leise ich konnte, aber unsere Schultreter waren nicht zum Herumschleichen gemacht. Sie erzeugten helle, klackende Geräusche auf den Fliesen. Schließlich streifte ich sie ab und nahm sie in die Hand.
    Wenn ich das nicht getan hätte, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen.
    Addie und ich hatten fast das Ende des Flures erreicht, als wir sie sahen – das Feenmädchen in Nornandblau. Und Mr Conivent, der ihren Arm festhielt.
    Keiner der beiden bemerkte uns.
    Addie drückte sich neben einem stehen gelassenen Servierwagen, der gerade so um die Ecke lugte, mit dem Rücken an die Wand. Mr Conivent war nur zwei, drei Schritte von uns entfernt, aber er wandte uns den Rücken zu.
    »Wo sind die anderen?«, fragte er. Kitty schloss die Augen, als er sie schüttelte. »Wenn du jemals wieder nach Hause willst, verrätst du es mir jetzt besser.«
    Ich kämpfte gegen Addie an.
    ‹Warte›, fauchte sie.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Kitty. »Bei Dr. Lyanne und den Wachleuten. Bridget … Bridget wollte nicht gehen und die Schwester kam und dann hat sie die Wachen gerufen und …«
    Er schüttelte sie erneut und fuhr ihr über den Mund. »Die meine ich nicht, Kitty. Wo sind Devon und Addie?«
    »Ich weiß es nicht …«
    Der Wagen vor uns war bis auf eines dieser Metalltabletts leer, die Dr. Lyanne und Dr. Wendle benutzten, um ihre medizinischen Instrumente mit sich zu tragen. Langsam beugte Addie sich runter und stellte unsere Schuhe auf den Boden. Dann streckte sie sich vor und nahm das Tablett in beide Hände.
    »Ich schwöre«, sagte Kitty. »Ich schwöre, ich weiß es nicht. Ich …«
    Ich ertrug es keine Sekunde länger.
    Ich wirbelte um die Ecke und knallte Mr Conivent das Tablett in den Rücken. Er brüllte auf. Kitty kreischte. Ihre Augen waren riesig,

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