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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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sollte. Und dann, ganz plötzlich, versuchte sie aufzustehen. Unsere Beine fühlten sich zu schwach an, um unser Gewicht zu tragen. »Ich … ich gehe jetzt nach Hause.«
    Lissa packte unseren Arm, als wir schwankten. »Nein, Addie, bleib. Bitte bleib.«
    »Warte noch ein bisschen. Ich bringe dich dann nach Hause«, sagte Ryan. Addie sah ihn an. Sie wusste nicht einmal, dass er Ryan war, wurde mir klar. Sie dachte, er sei nach wie vor Devon.
    »Mir geht es gut«, sagte sie. Sie entzog sich Lissas Griff und ging wie eine Schlafwandlerin Richtung Küche. Die anderen eilten hinter uns her, ihre Füße erzeugten klatschende Geräusche auf dem Parkett.
    »Ich komme mit dir«, rief Lissa. »Warte eine Sekunde, Addie. Ich …«
    Addie schien sie nicht zu hören.
    ‹Vielleicht sollten wir uns von jemandem nach Hause begleiten lassen>, sagte ich ruhig, als wir stolperten und uns an der Küchenanrichte festhalten mussten. Addie erwiderte nichts. Ich sagte es nicht noch einmal.
    Sie schlüpfte in unsere Schuhe, ohne die Schnürsenkel zuzubinden. Aber als sie nach unserer Schultasche greifen wollte, hielt Ryan sie bereits in der Hand. Er bedeutete uns mit einem Kopfnicken, als Erste durch die Tür zu gehen.
    »Ich werde sie begleiten, Ryan«, sagte Lissa. »Ich kann mit ihr gehen.«
    Ich weiß nicht, wie die Diskussion endete. Ich bekam es nicht mehr mit, weil Addie bereits über die Schwelle getreten war. Unsere Schnürsenkel flatterten bei jedem Schritt. Ich hörte, wie die Tür hinter uns geschlossen wurde. Dann eine Stimme an unserem Ohr: »Du solltest deine Schuhe besser zubinden oder du stolperst noch über deine Schnürsenkel.«
    Addie beugte sich runter, um zwei Schleifen zu binden. Unsere Finger fummelten mit den Schnürsenkeln. Als wir wieder aufrecht standen, musterte Ryan uns.
    »Und los geht’s«, sagte er nicht unfreundlich. »Ich weiß nicht, wo du wohnst, also wirst du mir den Weg zeigen müssen.«
    Sie gingen die ersten zwei Blocks schweigend nebeneinanderher, von Mücken umschwärmt. Die hohe Luftfeuchtigkeit gab einem das Gefühl, sich durch einen Nebenschleier zu bewegen. Der Himmel war original wie aus dem Bilderbuch, von einem so perfekten Frühlingssommerblau, dass sein Anblick schmerzte.
    Ich hätte nicht sagen können, was Addie dachte. Ihr Geist war leer, ihre Gefühle sicher verstaut. Die wenigen Autos auf der Straße rasten an uns vorbei, als ob wir nicht existierten. Die wussten nicht, wer wir waren. Was wir getan hatten.
    Was ich getan hatte. Gesprochen.
    Ich hatte gesprochen.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Wie bitte?«, sagte Ryan und wandte uns sein Gesicht zu.
    Es dauerte einen Moment, bis Addie ihre Frage wiederholte: »Was hat sie gesagt?«
    »Wer, Eva?«, fragte er.
    Sie nickte.
    Ryan runzelte die Augenbrauen. »Wie meinst du das?«
    Er konnte nicht nachvollziehen, wieso Addie ihn statt mich fragte. Ich wusste auch nicht, wieso. Ich glaube, nicht einmal Addie wusste es.
    »Ich möchte wissen, was Eva gesagt hat, während ich geschlafen habe«, sagte Addie. Unsere Stimme klang tief, beinah rau.
    Er schwieg einen Moment, ehe er antwortete. »Sie hat gesagt: ›Ich kann nicht.‹« Er betonte die letzten drei Worte, um zu zeigen, dass es meine gewesen waren.
    »Kann was nicht?«
    »Warum fragst du sie das nicht selbst?«, sagte er.
    Addie erwiderte nichts. Ryan wandte den Blick wieder ab, aber er fragte: »Macht es dich glücklich? Dass sie gesprochen hat?«
    »Glücklich?«, echote Addie.
    Ryan blieb stehen. Der Blick unserer Augen fiel auf den Bürgersteig.
    »Glücklich«, wiederholte Addie etwas leiser. Die lauwarme, feuchte Luft schluckte unsere Stimme.
    »Das ist okay«, sagte Ryan. »Es ist okay, wenn du es nicht bist.«
    Langsam hob Addie den Blick und sah ihm in die Augen.
    »Ich glaube, sie versteht, falls du es nicht bist«, sagte er.
    Sie gingen weiter, ließen sich Zeit in der brüllenden Hitze, obwohl die Mücken mit aller Macht attackierten. Es war kein Tag, der für so etwas wie zügiges Gehen gemacht gewesen wäre.
    Ganz allmählich kam unser Haus in Sicht. Es kauerte am Straßenrand, grauweiß, mit einem Dach aus schwarzen Schindeln und ein paar vereinzelten Rosensträuchern im Vorgarten. Es war eins der wenigen Häuser gewesen, die wir uns hatten leisten können, als unsere Eltern beschlossen, umzuziehen. Unser Zimmer war kleiner als unser altes, und Mom gefiel der Grundriss der Küche nicht, aber die Klagen hatten sich auf ein Minimum beschränkt, als wir zum ersten Mal durch

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