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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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angeschrien, bis die Außenwelt immer mehr verblasst war. Im Pausenraum war es still geworden, als uns das Tablett aus den Händen rutschte und zu Boden krachte, während gleichzeitig Kartoffelpüree und Milch durch die Gegend flogen.
    »Manchmal hatte es den Anschein, als würdest du mit jemandem reden, weißt du? Als wäre noch jemand anders da, der mit dir stritt.« Lissa hielt inne. »Ich weiß auch nicht. Vielleicht war es bloß ein Gefühl.« Sie warf uns ein zaghaftes Grinsen zu. »Eine Seelenverwandtschaft?«
    Addie erwiderte das Lächeln nicht.
    »Jedenfalls«, fuhr Lissa rasch fort, »haben wir Devon überredet, deine Akte zu überprüfen, und darin stand, ihr hättet erst mit zwölf Frieden gefunden. Das war ein starkes Indiz dafür, dass etwas im Busch war.«
    Addie beugte sich über unseren Tee. Der weiche, süße Dampf beschwichtigte unsere gereizten Nerven. »Also war es euch klar. Einfach so.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Lissa.
    »War es so offensichtlich, dass ich anders bin?«
    »Na ja, es ist nicht so, als würde sich jeder in den Schulcomputer hacken können, daher …«
    »Ist es denn wirklich so schlimm?«, fragte Devon. Seine Stimme war gesenkt. Er hatte endlich den Schraubenzieher aus der Hand gelegt und schenkte uns seine volle Aufmerksamkeit. »Anders zu sein als die anderen?«
    »Du klingst wie eine dieser miesen Talkshows, die am Nachmittag laufen«, sagte Addie und lachte sogar dabei, während unsere Finger sich fest um unseren Becher schmiegten. Sie verstellte unsere Stimme, bis sie zu einer Parodie gekünstelter Fröhlichkeit wurde. »Es ist okay, anders zu sein.«
    »Ist es das denn nicht?«, fragte er.
    »Nicht was das angeht, nein.«
    »Aber du bist trotzdem gekommen.«
    Addie schwieg. Dann sagte sie zögernd: »Eva wollte es.«
    Devon verzog keine Miene, aber Lissa lächelte.
    »Ich …« Addie runzelte die Stirn. Unser Kopf fühlte sich komisch an. Benommen. Wie Watte. Uns war ein wenig schwindelig. Sie stieß den Teebecher weg, aber er dampfe gar nicht so sehr, also konnte es nicht daran liegen. »Ich, ähm … ich glaube …«
    Wir schwankten.
    ‹Eva?›, schrie Addie. Ein einziges, verängstigtes Wort.
    Und dann war sie verschwunden.
    Dunkelheit. Wir fielen nach vorn, stießen mit der Schläfe hart gegen den Tisch.
    Ich schrie.
    ‹Addie? ADDIE?›
    Nichts.
    Es war nicht nur die Stille. Es war die Leere, das Fehlen von … von allem, wo Addie hätte sein sollen. Selbst wenn wir einander ignorierten, selbst wenn Addie ihr absolut Bestes gab, ihre Gefühle vor mir zu verbergen, spürte ich die Mauer, die sie aufgebaut hatte. Jetzt war da keine Mauer. Da war ein Abgrund.
    Übelkeit brach über mich herein.
    »Schieb die Tasse weg. Gott sei Dank ist sie nicht daraufgefallen.«
    »Sie hat sie selbst weggestoßen. Es war, als wüsste sie …«
    »Dein Verhalten war auch viel zu offensichtlich. Es überrascht mich, dass sie überhaupt etwas davon getrunken hat.«
    Die Stimmen verblassten zu einem Murmeln. Ich tauchte so tief in die Dunkelheit ein, wie ich wagte, und suchte panisch nach einem Zeichen von Addie. Die Wärme ihrer Präsenz, ihrer Gedanken, war verschwunden. Es war nicht ein Hauch übrig, der bewiesen hätte, dass sie je existiert hatte.
    Unser Körper fühlte sich unglaublich leer an. Ausgehöhlt. Zu groß. Natürlich war er zu groß. Unser Körper hatte stets zwei beherbergt. Jetzt gab es nur noch eine.
    »Eva?«
    ‹Ja?›, rief ich.
    »Kannst du uns hören, Eva?«, sagte Lissa.
    ‹Ja! Ja, ich kann euch hören. Wo ist Addie? Was ist mit Addie geschehen?›
    Aber natürlich hörten sie nichts davon.
    »Lass sie uns zuerst hinlegen«, sagte Devon. »Ich trage sie rüber.«
    Hände griffen nach unseren Armen und lehnten uns auf dem Stuhl zurück. Jemand zog den Stuhl vom Tisch weg. Dann weitere Hände, dieses Mal um unsere Taille. Schließlich ein Anheben, und wir hingen in der Luft, wurden langsam auf ein unbekanntes Ziel zu getragen. Und ich, die ich in diesem Körper gefangen war, der meiner und wiederum nicht meiner war, konnte nicht einmal ein Wort äußern.
    Wohin brachten sie uns? War alles nur Täuschung gewesen? Eine Falle? Stöberte die Regierung auf diese Weise die Hybriden auf, die es geschafft hatten, dem Anstaltsleben zu entgehen? Indem sie vorgaben, sie hätten Freunde. Menschen, die sie verstanden. Indem sie ihnen das Gefühl gaben, nicht allein zu sein, und sie sich dann schnappten, während sie verwundbar waren. Wir waren mitten in die Falle

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