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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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die Räume gewandert waren. Wir mochten jung gewesen sein, aber nicht annähernd so jung, dass wir nicht verstanden hätten, wie teuer Ärzte waren und dass man mit staatlicher Unterstützung nicht ewig weit kam.
    Bald darauf standen wir in unserem Vorgarten. Das warme Licht der Küchenlampe fiel durch die Vorhänge mit dem Erdbeermuster.
    »Hier, bitte«, sagte Ryan und hielt uns unsere Schultasche hin. Addie musterte sie, als hätte sie vergessen, dass es unsere war. Dann nickte sie und nahm sie, bevor sie sich abwandte und auf das Haus zuging. »Wir sehen uns, Addie«, sagte er.
    Ryan blieb am Rand unseres Vorgartens stehen und ließ Addie das kurze Stück bis zur Tür allein gehen. Schon möglich, dass eine Frage in seinen Worten versteckt war. Oder es war einfach ein Reflex, eine Floskel ohne Bedeutung, die sich Leute zum Abschied zuwarfen. Ich war mir nicht sicher.
    Addie nickte. Sie sah ihn nicht an. »Hm, bis dann.«
    Sie trat unsere Schuhe an der Fußmatte ab, als er hinzufügte: »Tschüss, Eva.«
    Addie hielt inne. In der Luft lag der Duft verblühender Rosen.
    ‹Tschüss›, flüsterte ich.
    Unsere Hand verharrte auf der Türklinke. Langsam drehte Addie sich um.
    »Sie sagt Tschüss.«
    Ryan lächelte, ehe er gemächlich davonschlenderte.

    Von diesem Tag an gingen Addie und Hally jeden Nachmittag nach der Schule zusammen zum Haus der Mullans. Addie trank keinen Tee mehr, dafür war es zu heiß. Stattdessen löste Hally das feine weiße Pulver in Zuckerwasser auf, um den bitteren Geschmack zu überdecken.
    Addie und ich sprachen nicht über diese Sitzungen. Ich redete mir ein, ich würde das Thema nicht anschneiden, weil ich mein Glück nicht herausfordern wollte. Addie riskierte alles, indem sie dem Ganzen zustimmte. Was wollte ich mehr? Aber um ehrlich zu sein, hatte ich Angst. Angst davor zu hören, was sie sagen würde; was sie in Wahrheit fühlte.
    Hally und Addie redeten ebenfalls nicht viel miteinander, auch wenn es nicht daran lag, dass Hally es nicht versucht hätte. Addie reagierte auf all ihre Versuche, ein Gespräch in Gang zu bringen, mit abgewandtem Blick und einsilbigen Antworten. Aber andererseits ließ Addie auch keinen Nachmittag aus, sofern wir an dem Tag keinen Babysitterjob hatten. Ihre Freunde luden sie ein, zum Einkaufen oder ins Kino mitzukommen, doch sie schlug nur ein Mal vor, unseren Besuch bei den Mullans ausfallen zu lassen.
    »Ich muss heute zu jemandem mit nach Hause gehen«, sagte Hally an jenem speziellen Nachmittag, während sie Zeugs in ihre Tasche stopfte. »Wir haben da dieses Projekt, das bald fällig ist …«
    Addie zögerte. »Dann morgen.«
    »Nein, warte«, sagte Hally. Sie lächelte. »Ich werde nicht lange weg sein. Höchstens eine halbe Stunde, okay?«
    Ich schwieg. Addie sah Hally nicht in die Augen. Sie starrte die verwischten Kreidespuren auf der Tafel an, die Kritzeleien auf den abgenutzten Pulten, die runden Plastikstühle.
    »Devon wird mit dir nach –«, begann Hally, aber Addie fiel ihr ins Wort.
    »Ich weiß, wie man zu dir kommt.«
    »Oh«, sagte Hally und lachte, was die Spannung hätte lösen sollen, aber die Stille, die darauf folgte, nur umso stärker betonte. Sie schwang sich nach wie vor lächelnd ihre Schultasche über die Schulter, aber sie blinzelte mehrmals rasch hintereinander. »Höchstens eine halbe Stunde«, wiederholte sie. »Devon weiß, wo die Medizin steht. Und er wird dafür sorgen, dass Eva nichts geschieht, während du schläfst.«

    Addie ging dann doch mit Devon nach Hause, weil er uns vor der Schule über den Weg gelaufen war. Es waren wahrscheinlich die unangenehmsten zehn Minuten, die man sich vorstellen kann. Er redete nicht mit Addie. Addie sah ihn nicht an. Die Hitze brachte beide zum Schwitzen, machte alles noch unangenehmer, und es war eine ungleich größere Erleichterung als sonst, das kühle, luftige Haus der Mullans zu betreten, das mit Drogen versetzte Wasser zu trinken und sich hinzulegen und darauf zu warten, dass Addie einschlief.
    Es machte mich immer noch krank zu spüren, wie sie mir entrissen wurde, aber ich schaffte es immer besser, Ruhe zu bewahren. Sie würde zurückkommen. Es war leichter mit dem Wissen, dass sie zurückkommen würde, dass die Wirkung der Droge höchstens eine Stunde anhielt, manchmal auch nur zwanzig Minuten oder so.
    Devon hatte am Küchentisch gesessen, als Addie sich hinlegte, aber ungefähr zehn Minuten, nachdem sie verschwunden war, geisterte mein Name durch die Schwärze auf

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