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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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fertig wäre, aber dann rollte das Flugzeug los und wir konnten nirgendwo mehr hin.
    ‹Er ist sowieso nicht mehr dort›, sagte ich. ‹Sie haben ihn bestimmt angewiesen, zu seinem Platz zu gehen.›
    Das Flugzeug kreischte, es raste immer schneller die Startbahn hinunter. Dann, mit einem Ruck und einem Plop in unseren Ohren, katapultierte es sich vom Boden. Unsere Beine wurden zu Wackelpudding. Addie umklammerte die Armstützen, den Rücken gegen den Sitz gepresst. Sie warf nur einen kurzen Blick aus dem Fenster, aber das reichte schon. Wir sahen den dunklen Umriss des Flughafens unter uns, die Signallichter der Startbahn, die allmählich kleiner wurden, als wir den Boden hinter uns zurückließen.
    Das Anschnallzeichen erlosch zehn oder fünfzehn Minuten später, und Addie murmelte dem Geschäftsmann auf dem Gangplatz eine Entschuldigung zu, als sie sich an ihm vorbeischob und den Gang hinunterstolperte.
    Die Toilettentüren waren geschlossen, aber kleine Schildchen verkündeten in leuchtendem Grün Frei. Addie sah sich nach allen Seiten um, ehe sie die Tür aufzog, hinter der Devon sich einige Zeit zuvor versteckt hatte. Der winzige Waschraum war leer. Der daneben ebenfalls. Und auch der daneben.
    Ein Mann, der in der Nähe saß, warf uns einen irritierten Blick zu.
    Unsere Hand legte sich um den Griff der vierten Tür. Addie riss sie auf.
    Und diese Toilette war nicht leer.
    »Sch«, machte Devon, bevor Addie etwas sagen konnte. Er nahm unseren Arm und zog uns in den Waschraum, im nächsten Moment schlug er rasch die Tür hinter uns zu. Wir standen zwischen Waschbecken und Wand gequetscht da, eingepfercht von der Toilette und der Tür. Und von Devon. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von unserem entfernt, seine Hände berührten unsere Ellbogen, eines seiner Knie drückte gegen unser Bein. Wir waren auf engstem Raum vereint, ohne dass wir irgendwohin hätten ausweichen können, mit den Rücken zur Wand, und rangen um Luft. Alles vibrierte.
    »Du bist nicht weggelaufen«, sagte er. Seine Stimme war ruhig, aber eine unterschwellige Spannung ließ sie im Einklang mit den Flugzeugmotoren summen. Die harte Kante des Waschbeckens grub sich in unseren Rücken und verhinderte, dass Addie vor Devons Berührung zurückweichen konnte. »Ryan hat dir geraten, wegzulaufen. Warum hast du es nicht getan?«
    Eine Reihe von Turbulenzen erschütterte die Toilettenkabine. Addie kniff unsere Augen zu, bis sie vorüber waren. Die Kabine war zu klein. Viel, viel zu klein.
    »Natürlich bin ich nicht weggelaufen«, presste sie zwischen unseren zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wo hätte ich denn hingehen sollen?«
    Devon machte den Eindruck, als wolle er etwas einwenden, aber die Kabine wurde erneut durchgerüttelt, und als Addie unsere Augen schließlich wieder öffnete, hatte er runtergeschluckt, was er hatte sagen wollen. »Du hast nichts zugegeben?« Die Worte waren weniger eine Frage als vielmehr eine Feststellung. »Du hast dich dumm gestellt?«
    »Ich bin schließlich nicht bescheuert«, erwiderte Addie. Wir konnten uns nicht konzentrieren, nicht an diesem winzigen, ruckelnden Ort, mit dem Waschbecken hinter uns und Devon so dicht vor uns. Schweiß prickelte in unserem Nacken, die Hitze brach in Wellen über uns herein. Unsere Brust war wie zugeschnürt, ein Band, das sich enger und enger und enger zog, bis jeder Atemzug zum Kampf wurde.
    Devon runzelte die Augenbrauen. »Alles klar bei dir?«
    ‹Konzentriere dich auf sein Gesicht›, sagte ich. ‹Blende alles andere aus.›
    »Mir geht es gut«, sagte Addie. Unsere Stimme war rau, aber Addie hörte auf mich und hielt unseren Blick starr auf Devons Gesicht gerichtet. »Und ich bin nicht weggelaufen. Und jetzt bin ich hier.« Unsere Hände ballten sich zu Fäusten.
    Einen Moment sagten weder sie noch Devon etwas. Unsere Muskeln zitterten von der Anstrengung, Ruhe zu bewahren. Unser Blick blieb starr geradeaus gerichtet. Teilte Addie Devons Gesicht in Pinselstriche auf? In Licht und Schatten? Ich würde die Welt nie in Form von Farbklecksen auf einer Palette sehen, so wie es Addie anscheinend manchmal tat, aber ich hatte sie genug Leute zeichnen sehen, um mir vorzustellen, wie sie die klare und zugleich weiche Linie des Kinns dieses Jungen vermutlich skizzieren würde, die geraden Nasenflügel. Wie sie seine Haare schattieren würde, die ihm in Locken in die Stirn fielen und fast seine Augenbrauen berührten.
    Ich sah einige der Farbtöne vor mir, die sie auswählen und

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