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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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Untersuchungen und der Angst, nie wieder nach Hause zurückzukehren.
    ‹Erinnerst du dich daran, wie wir früher immer davon geträumt haben, niemals Frieden zu finden?›, sagte Addie. ‹Damals, als wir noch ganz klein waren. Bevor wir in die Schule kamen. Wir dachten damals, wir könnten gleich stark und einander ebenbürtig bleiben. Für immer.›
    ‹Ich erinnere mich›, sagte ich.
    Addie verließ Kittys Bett, sie zitterte, als unsere Füße den kalten Fliesenboden berührten. Sie schlich zum Fenster und blickte in die Dunkelheit mit ihren stecknadelkopfgroßen Sternen hinaus.
    ‹Eva?›
    ‹Ja?›
    ‹Manchmal frage ich mich, wie das gewesen wäre. Wenn wir nie Frieden gefunden hätten.›
    Wenn wir nie gelernt hätten, uns selbst zu hassen. Der Welt nie erlaubt hätten, einen Keil zwischen uns zu treiben, uns zu zwingen, Addie oder Eva zu werden anstatt Addie und Eva. Als wir geboren wurden, waren die Finger unserer Seelen miteinander verwoben gewesen. Was wäre, wenn wir niemals losgelassen hätten?
    ‹Ja›, sagte ich. ‹Ich mich auch.›
    Addie lehnte unsere Stirn an das eiskalte Glas. ‹Es tut mir leid›, sagte sie noch einmal.
    Ihre Entschuldigung hätte dazu führen sollen, dass ich mich besser fühlte. Stattdessen vergrößerte sie den Schmerz nur noch. Was sollte ich darauf erwidern? Ja, ich nehme deine Entschuldigung an? Nein, es ist nicht deine Schuld?
    Es war nicht Addies Schuld. Ich war nie der Meinung gewesen, es sei Addies Schuld. Wenn überhaupt, dann war es meine. Ich war diejenige, die nicht verschwunden war, als ich es sollte. Ich war diejenige, die Addies Leben für immer zerstört hatte. Eine rezessive Seele war im Moment ihrer Geburt dem Tode geweiht. Ich hätte verschwinden sollen. Stattdessen hatte ich Addie in dieses Halbleben hineingezogen, diese gefährliche Existenz, mit der Angst als ständigen Begleiter.
    Ich streckte mich nach ihr aus, über den leeren Raum zwischen unseren Seelen. Ich sagte: ‹Mir tut es auch leid.›
    Wir sahen nach draußen, betrachteten die Welt auf der anderen Seite des Fensters. Unten war schemenhaft eine Art Innenhof auszumachen, ein unsymmetrischer Fleck, der von einem Maschendrahtzaun umschlossen wurde. Wir konnten ihn in der Dunkelheit gerade so erkennen. Die Klinik wand sich in einem Bogen um ein Stück des Hofes und versperrte uns teilweise die Sicht darauf. Aber ein Streifen der Anlage wurde nur von dem Zaun eingefasst und jenseits davon – jenseits davon lag alles in tiefster Dunkelheit. Nicht ein Licht schimmerte in der Nacht.
    ‹Wir kommen hier raus›, sagte ich.
    Addie presste unsere Finger gegen die Fensterscheibe, und wenn ich meine Fantasie hartnäckig genug bemühte, sah ich fast, wie die Scheibe nachgab, sah uns unverletzt in dem Innenhof unter uns aufkommen, über den Zaun setzen, als sei es nichts, und rennen, davonrennen, bis die Dunkelheit uns verschluckte und uns vor jeglichen Blicken verbarg.

Kapitel 21
    Wir spürten die Veränderung, die in der Luft lag, sobald wir am nächsten Morgen erwachten. Die Krankenschwester, die alle in der Abteilung zusammenrief, lächelte nicht wie am Tag zuvor, und als Eli von seinem Stuhl aufstand und dabei stolperte, riss sie ihn so heftig zurück auf die Füße, dass er aufschrie. Kitty musste Addies ungläubiges Starren bemerkt haben, denn sie gesellte sich zu uns und flüsterte: »Es ist, weil sie hier sind.«
    »Wer?«, fragte Addie, aber die Krankenschwester ordnete Schweigen an, und Kitty weigerte sich, ein weiteres Wort zu sagen, egal wie leise, bis wir die kleine Cafeteria erreicht hatten, in der wir unsere Mahlzeiten einnahmen.
    Selbst dann wartete Kitty, bis die Schwester sich auf ihren Stuhl in der Zimmerecke zurückgezogen hatte. »Die Komission«, sagte sie, über ihr Frühstückstablett zu uns gebeugt. Eine Strähne ihrer dunklen Haare fiel in den Haferbrei und sie quiekte erschrocken.
    ‹Und die wäre?›, murmelte Addie, aber es blieb keine Zeit mehr, die Frage laut zu stellen.
    Denn in diesem Moment ging die Tür auf, die Schwester erstarrte und Mr Conivent kam herein. Sofort war die Atmosphäre im Raum vergiftet. Mr Conivent passte nicht hierher. Ungeachtet des kalten Fliesenbodens, des blendenden Neonlichts und der Wache schiebenden Krankenschwester bildeten wir vierzehn am Tisch eine Einheit, und das gemeinsame Essen schuf eine Intimität, die sich ungefähr so gut mit Mr Conivent vertrug wie Wasser mit Öl.
    Niemand sprach, während er seinen Blick durch den Raum

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