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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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schweifen ließ. Er nickte der Schwester zu, die sein Nicken nervös wie ein Vöglein erwiderte. Viele von uns aßen nicht weiter, sondern schoben nur ihr Essen auf dem Tablett hin und her. Hally wirkte genau so verwirrt, wie wir es waren. Devon hielt den Kopf in Richtung Tablett gesenkt, aber wir konnten sehen, dass sein Blick Mr Conivent fixierte.
    Wir drei saßen auf der Tischseite, die der Tür gegenüberlag, sodass wir einen perfekten Blick auf die Männer und Frauen hatten, die den Raum als Nächste betraten. Insgesamt waren es nur vier, aber ihre Bewegungen strahlten eine Macht aus, die das ganze Zimmer durchdrang und sie scheinbar mehr Raum einnehmen ließen, als es der Fall hätte sein dürfen. Die Männer waren mit Schlips und zerknitterten Hosen ebenso geschäftsmäßig gekleidet wie die Frauen, die dunkle Bleistiftröcke und kleine, an ihren Ohrläppchen glitzernde Diamantohrringe trugen. Sie glotzten uns unverhohlen an, so wie der Paketbote an unserem ersten Morgen. Als machten sie eine Führung im Zoo und als wären wir die nächsten Tiere auf ihrem Rundgang.
    Mr Conivent sprach leise mit einem der Männer, der nickte, ohne ihn anzusehen. Sie blieben vielleicht zwei Minuten, während der sie uns nur dabei beobachteten, wie wir vorgaben, sie nicht zu bemerken. Dann waren sie und Mr Conivent wieder verschwunden, und der ganze Raum atmete auf, als teilten wir eine Lunge.
    »Wer war das?«, fragte Hally, als rings um den Tisch ein Raunen aufbrandete. Die Krankenschwester war in ihrem Stuhl zusammengesunken und schien nicht zuzuhören.
    »Die Komission«, wiederholte Kitty. »Sie sind von der Regierung.«
    »Alle hier sind von der Regierung«, sagte Devon und sie zuckte mit den Achseln.
    »Sie sind von der Regierung Regierung. Sie sind wichtig.«
    »Wie oft kommen sie hierher?«, fragte Hally.
    Kitty schüttelte den Kopf und baggerte etwas Hafergrütze auf ihren Löffel. Sie hielt ihn auf die gleiche Art wie Lyle, wenn er mit seinem Essen spielte und so tat, als sei sein Löffel eine Schaufel. »Ich habe sie erst einmal gesehen, vor ungefähr einem Jahr. Kurz nachdem ich hierhergekommen bin.«
    Die Krankenschwester hatte wieder Farbe im Gesicht – zu viel davon, um genau zu sein. Ihre Wangen waren hochrot. Sie rieb sich die Stirn, dann rappelte sie sich auf die Füße und klatschte in die Hände, wie es die Schwestern ständig zu tun schienen. »Kommt Kinder. Esst schneller.«
    Niemand sagte mehr etwas. Die Stille ließ mich in Ruhe verarbeiten, wie ungeheuer lange Kitty schon in der Nornand Klinik war.

    Die Studierzeit und das Mittagessen verstrichen ohne Störung durch die Komission, ebenso wie das Abendessen. Aber wir begaben uns nach der letzten Mahlzeit nicht auf den Weg ins Studierzimmer wie Tags zuvor. Stattdessen fanden wir uns in einer Art Wartezimmer wieder.
    Addie und ich hatten im Laufe der Jahre in unzähligen Wartezimmern gesessen. In solchen mit kleinen Tischen, auf denen Hochglanzmagazine lagen. In solchen mit Tapeten in kühlem, beruhigendem Blau. In solchen mit diesen albernen Motorikschleifen für kleine Kinder, bei denen man Holzkugeln Metallschienen entlangschieben muss. Dieser Raum besaß nichts von alledem. Eine Reihe Stühle standen dicht an die eine Wand gedrängt da, von denen aus man auf die gegenüberliegende Wand schaute, in die zwei Türen eingelassen waren. Jenseits der Türrahmen konnten wir ansatzweise etwas erkennen, das nach zwei hellen weißen Untersuchungsräumen aussah. Und das war alles. Aber die ganze Atmosphäre schrie dennoch Wartezimmer.
    Dr. Lyanne, Dr. Wendle und Mr Conivent erwarteten uns bereits. Sie gaben ein seltsames Trio ab, wie sie da in der Zimmerecke standen. Dr. Wendle war hochrot angelaufen, Dr. Lyanne dagegen sehr blass, aber sie sprach hastig und leidenschaftlich, Mr Conivent schließlich wirkte kalt, seine Worte noch kälter. Sie unterbrachen ihre niemals laute Diskussion augenblicklich, als die Krankenschwester sich räusperte. Alle drei blickten hoch. Dr. Wendle erbleichte. Dr. Lyanne wirkte unschlüssig. Mr Conivents Gesichtsausdruck blieb unverändert.
    »Gut, die Kinder sind hier«, sagte er, und obgleich sein Tonfall höflich war und seine Miene gelassen, klang es, als würde er die Diskussion damit beenden. »Würden Sie beide dann bitte anfangen? Die Komission wird in Kürze hier sein.«
    Er ging, und alle Kinder wichen zurück, um ihm den Weg zur Tür freizumachen, niemand berührte auch nur seinen Hemdzipfel. Danach sagte einen Moment

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