Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
gefunden hatte. Bevor ich den Keller betrat, zog ich diesen Schlüssel vom Bund, nachdem ich mir die Position gemerkt hatte.
Was ich hinter der Holztür entdeckte, von deren Kanten die Farbe abblätterte, war ein makellos eingebautes und karg möbliertes kleines Apartment: ein Bett, eine Kommode, ein braunes Zweiersofa aus Plüsch, ein kleiner Schreibtisch und ein Stuhl. Die Küche war mit etwas Geschirr und ein paarKochtöpfen ausgestattet, einem alten Resopaltisch und Bistrostühlen. Der Holzboden war perfekt aufgearbeitet und mit einem blau-grauen Läufer bedeckt. Hier ließe es sich bestimmt gut schlafen.
00.45 Uhr
Seit Jahren vertrauen meine Eltern bei Bedarf einem Schlossermeister, den man sogar mitten in der Nacht aus dem Bett klingeln darf, wenn man ihm den Weckruf mit einem Fünfzigdollarschein versüßt. Dass er sich jegliche Nachfrage verkneift, ist im Aufpreis inbegriffen. Ich fuhr bei ihm vor, um zwei Nachschlüssel anfertigen zu lassen. Dann fuhr ich zu Davids Villa zurück und hängte das Original wieder an den Schlüsselbund. Anschließend steuerte ich die Bruchbude im Tenderloin an, suchte eine halbe Stunde lang einen Parkplatz und ging danach ins Bett.
02.20 Uhr
Evas (die mutmaßliche Nutte von nebenan) schrilles Gelächter riss mich aus dem Schlaf. Offenbar hatte sie gerade einen Clown als Freier. Erst als ich gegen ihre Tür hämmerte, wurde es ruhiger. Meinen Versuch, wieder einzuschlafen, machte das Schnarchen des anderen Nachbarn zunichte; zuvor hatte ich Hal gar nicht gehört, während er jetzt so laut sägte, als wollte er sämtlichen Lärm der Großstadt übertönen. Als ich aufstand, um mir ein Glas Wasser zu holen, schien etwas an mir vorbeizuhuschen. Was es war, kann ich Ihnen nicht verraten, denn ich sah lieber nicht hin. Ich zog die Turnschuhe an und packte meine Siebensachen.
03.50 Uhr
Es war ratsam, das Quartier in den frühen Morgenstunden zu wechseln. Während ich die wichtigsten Sachen zusammenraffte,allen voran meine elektronische Ausrüstung, entschied ich, wirklich nur das Nötigste mitzunehmen. Alles andere konnte ich einlagern. Nachdem ich in den letzten zwei Jahren drei Mal umgezogen war, hatte ich gelernt, mich auf das Wesentliche zu beschränken. Und so schleppte ich bloß zwei große Koffer und vier Kisten zu meinem Auto, das ich zum Entladen in zweiter Reihe vor Davids Haus parkte. Als ich damit fertig war, stellte ich es ein paar Straßen weiter weg ab.
04.50
Ich betrat die Geheimwohnung, packte mein Zeug aus und ging völlig fertig ins Bett. Obwohl ich noch nie im Leben so müde gewesen war, obwohl vollkommene Ruhe herrschte und das Bett sehr bequem war, schlief ich erst gegen acht Uhr ein.
09.05 Uhr
So müde ich beim Aufwachen war, so entschlossen war ich auch. Ich rief meinen Vermieter an und kündigte das Drecksloch im Tenderloin.
HAUSBESETZEN LEICHTGEMACHT
Jetzt denken Sie sicher: Das kann ja nicht gutgehen. Vielleicht verdammen Sie mich sogar in Bausch und Bogen. Und so will ich von meinem Recht auf Verteidigung Gebrauch machen, bevor ich auf die Details meines Lebens im Untergrund zu sprechen komme.
Wenn Sie die Akten des letzten Falls 53 gelesen haben, dann wissen Sie, dass ich im vergangenen Jahr nur haarscharf der Obdachlosigkeit entronnen bin. Zunächst zog ich aus der Dachwohnung im Haus meiner Eltern aus (ein vernünftiger Schritt, da sind wir uns wohl alle einig) und bezog Bernie Petersons Apartment zur Untermiete. Später kehrte Bernie in sein/mein Heim zurück, was mich auf die Straße trieb. Mangels Alternativen schlüpfte ich bei meinen Eltern unter, die mich wenige Tage später an die Luft setzten, weil einer der Nachbarn eine Unterlassungsverfügung gegen mich erwirkt hatte. Als mir keinerlei Anlaufstelle mehr blieb, hatte Henry Stone Mitleid und quartierte mich für ein paar Wochen in seiner Junggesellenwohnung ein. Wohingegen mein eigener Bruder, der quasi in einem Schloss residiert, mit mehreren Schlaf- und zweieinhalb Badezimmern plus separatem Apartment im Keller, mir kein einziges Mal angeboten hat, mich zu beherbergen.
Um Ihre stummen Fragen zu beantworten: 1) Nein, ich hatte wegen dieses klammheimlichen Einzugs nicht die leisesten Gewissensbisse. 2) Nein, ich hatte nicht die geringste Absicht, ihn darüber in Kenntnis zu setzen. 3) Meinen Aufenthalt plante ich auf unbestimmte Dauer. Bei ausreichender Motivation kann ich sehr behutsam vorgehen.
Natürlich musste ich gewisse Anpassungen vornehmen,aber die Mühen und Kosten
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