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Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Titel: Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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missmutig.
    »Zieh endlich diesen Pyjama aus und pack deine Sachen«, sagte ich.

MEIN NEUER JOB
TAG 2
    Da ich es nicht riskieren konnte, zweimal hintereinander zu spät zur Arbeit zu erscheinen, griff ich, als ich gehfertig war, zum Hörer und bat meinen erstaunten Bruder, doch bitte nachzusehen, ob ich meine Uhr in seinem Gästezimmer vergessen hatte. So wäre er ein Weilchen auf der anderen Seite des Hauses beschäftigt, was mir erlaubte, unbeobachtet auf die Straße zu gehen. Ich war nicht weniger erstaunt als David, weil ich ihn offenbar aus den Federn gerissen hatte – und das um zwanzig nach acht! Für seine Verhältnisse absolut unerhört. Damit gab er mir wieder ein Rätsel auf, das mich auf dem Weg zu meiner neuen Arbeitsstätte gedanklich auf Trab hielt. Meines Wissens war David seit seiner Rückkehr noch kein einziges Mal in der Kanzlei gewesen.
    Solange ich an der Haltestelle wartete, rasten meine Gedanken. Kaum war der Bus gekommen und ich eingestiegen, erfolgte der Hirnstillstand. Ich schleppte mich zu dem letzten freien Platz hinten am Fenster und gönnte mir ein Nickerchen, bis mein Handywecker eine Viertelstunde später klingelte. Immer noch unausgeschlafen, aber immerhin pünktlich traf ich um kurz vor neun in den Räumlichkeiten von RH Investigations ein, vorschriftsmäßig bekleidet mit einem Bleistiftrock, Stiefeletten, durchgeknöpfter Bluse und dünner Strickjacke. Die Haare hatte ich zu einem strengen Dutt hochgesteckt. Das Einzige, was dieses perfekte Erscheinungsbild trübte, war die Tatsache, dass sämtliche Kleidungsstücke zerknittert waren.
    Die ersten beiden Stunden schredderte ich Unterlagen und nahm Telefonanrufe entgegen. Harkey gehörte zu diesen Chefs, die stundenlang am Schreibtisch sitzen und dabei nichts anderes tun, als Kaffee zu trinken und sich die Nägelzu säubern, ohne auch nur einmal selbst ans Telefon zu gehen, sogar wenn ihre Assistentin sich gerade nicht am Platz befindet. Und so musste ich jedes Mal, wenn es klingelte, von meiner Aktenschreddernische ins Vorzimmer gehen und den Hörer abnehmen.
    Da ich in meiner Nische wenigstens vor Harkeys Blicken sicher war, versuchte ich dort, das Ablagesystem der Firma zu entschlüsseln. Wenn ich die Truesdale/Black-Akte finden wollte, hatte ich keine andere Wahl. Ganz abgesehen davon, dass ich sie im Fall des Falles ungestört durchgehen musste.
    Ich hatte Glück, denn Harkey war an diesem Mittag zu einem Geschäftsessen verabredet. Er gab mir einen weiteren Stapel für die Ablage, wies mich an, jeden Anrufer zu notieren, und kritzelte mir für etwaige Notfälle seine Handynummer auf ein Stück Papier. Es war ihm anzumerken, dass er mich nur ungern unbeaufsichtigt in seinem Büro zurückließ, trotz Verschlüsselung. Andererseits traute er mir in seiner maßlosen Arroganz ohnehin nicht zu, das System zu knacken.
    Da mir nach Harkeys Weggang höchstens 90 Minuten blieben, musste ich mich sputen. Ich nahm eine der Mappen und sah mir die Nummer auf dem Reiter an: 07.8: 47519.1. Sie enthielt einen Bericht aus dem Jahr 2007, die Hintergrundüberprüfung eines gewissen Mark Hedges. Also mussten sich die ersten beiden Ziffern – 07 – auf das Ermittlungsjahr beziehen. So kann man verjährte Akten später auch schneller entsorgen. Nummerische Ordungssysteme greifen generell zurück auf A) das Datum, an dem die Ermittlung aufgenommen wurde, B) den Namen des Auftraggebers und/oder der Zielperson und zuweilen auch C) eine beliebige Nummer (zum Datenschutz), die anhand einer getrennten Liste zugeordnet werden muss. Ich nahm an, dass die Ziffern, dieauf die Jahreszahl folgten, personenbezogen waren. Wieder zog ich die Hedges-Akte zum Abgleichen heran. Harkeys Kodierung war schlichter als angenommen, so schlicht, dass selbst ein Grundschüler sie hätte erschließen können: Jedem Buchstaben im Alphabet entsprach eine ein- oder zweistellige Zahl – von A = 1 bis Z = 26.
    Um die Akte zu finden, die entweder unter dem Namen Black oder Truesdale abgelegt sein musste, notierte ich mir erst mal die entsprechenden Zahlenfolgen auf ein Blatt Papier. Die Suche nach den Sequenzen für Truesdale und Black verlief im Sand. Eher aus Verzweiflung denn infolge einer genialischen Eingebung versuchte ich es mit dem Namen von Lindas reicher Freundin. Und siehe da: Bei Bancroft wurde ich fündig. Ich holte die Dokumente aus der Mappe, zog mir von jedem Blatt eine Kopie und stopfte alles in meine Umhängetasche, dann legte ich die Mappe wieder in den

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