Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
bin, geht’s mir ganz passabel.«
»Das hör ich gern«, sagte Milo. Er kannte mich schon viel zu lange, um sich über meine Worte zu wundern.
»Und was ist mit dir?«, fragte ich.
»Ich trage mich mit dem Gedanken, nach Arizona zu ziehen.«
»Warum?«
»Weil ich mich verliebt habe.«
»In einen Kaktus?«
»Nein, Isabel. So unbegreiflich dir zwischenmenschliche Gefühle auch sein mögen: Ich habe mich in eine Frau verliebt.«
»Und was hat das mit Arizona zu tun?«
»Dort lebt diese Frau.«
»Wie hast du sie überhaupt kennengelernt?«
»Übers Internet.«
»Aber du hast doch bloß ein Modem.«
»Ich bin eben ein geduldiger Mensch«, sagte Milo.
Und dann erzählte er mir, dass er sich vor Monaten bei einer Online-Partnervermittlung angemeldet hatte. Er trat in einen E-Mailwechsel mit einer Frau namens Greta Grunch (nein, kein Künstlername), und ein paar Wochen später beschlossen sie, sich zu treffen: erst auf neutralem Boden, dann auf ihrem Territorium und schließlich auf seinem. Warum ich davon nichts mitbekommen hatte, als ich noch für Milo arbeitete, ist leicht zu erklären: Er hatte mir diese aufregenden Entwicklungen wohlweislich verschwiegen, um meinen bohrenden Fragen zu entgehen:
Ihr praktiziert doch hoffentlich Safer Sex?
Wie geht ihr Ehemann damit um?
Bist du sicher, dass sie sich nicht einfach die amerikanische Staatsbürgerschaft erheiraten will?
Die Vorstellung, einen weiteren guten Freund an wärmere Gefilde zu verlieren, trübte meine Stimmung noch mehr. Bald machte ich mich auf den Weg zu Davids Haus. Ich konnte zwar hören, dass drinnen noch ein paar Gäste zugange waren, aber draußen war die Luft rein, so dass ich unbemerkt in meine Kellerwohnung huschen konnte. Das war ein verdammt langer Tag gewesen. Ich putzte mir nochrasch die Zähne im Mondlicht, bevor ich völlig ermattet ins Bett fiel. Ich schlief auf der Stelle ein, wachte jedoch zwei Stunden später auf, weil über mir Schritte zu hören waren. Als mir irgendwann dämmerte, dass David doch keine Kellerrazzia plante, nahm ich einen Löffel Erkältungsmedizin. In der halben Stunde, bevor die Wirkung einsetzte, sah ich der Tatsache ins Auge, dass meine neue Wohnsituation auf Dauer kaum erträglicher war als die alte. Ich würde wohl wieder umziehen müssen. Und dafür müsste ich erst wieder eine richtige Arbeit haben. An diesem Punkt entfaltete die Medizin ihre durchschlagende Wirkung.
WIE WÄR’S MIT DEM ZOO?
Am nächsten Morgen rief ich als Erstes meine Mutter an, um den Museumsbesuch gegen eine verlockendere Beschäftigung einzutauschen.
»Von moderner Kunst bekomme ich Netzhautablösung. Und im Zoo gibt es doch auch viel zu entdecken.«
»Da haben Sie sich wohl verwählt«, sagte Mom.
»Wie oft soll ich dir noch sagen, dass das kein bisschen lustig ist . Jedenfalls nicht, wenn du es machst.«
»Isabel? Bist du’s?«
»Na endlich«, sagte ich.
»Wovon sprichst du überhaupt?«
»Ganz einfach: Ich will nicht ins Museum. Ich will lieber in den Zoo.«
»Bist du betrunken?«
Die Frage hatte durchaus ihre Berechtigung. Meine Stimme klang heiser, und ich spürte sogar leichte Halsschmerzen. Bekam man von Erkältungsmedizin etwa eine Erkältung?
Ich sagte: »Natürlich nicht. Es ist erst neun. 76 Warum beantwortest du nicht einfach meine Frage?«
»Was war das noch mal für eine Frage? Ach, und was ich dir schon immer sagen wollte: Du solltest dich mit Namen melden, wenn du andere anrufst. Das ... gebietet die Höflichkeit. Und du weißt doch, dass unser Küchentelefon keine Anruferkennung hat.«
»Kann ich bitte in den Zoo gehen statt ins Museum?«
»Warum nicht«, sagte Mom.
»Danke. Und weil du so großzügig bist, erzähle ich dir, was ich inzwischen über Rae herausgefunden habe.«
»Bloß nicht. Mir reicht, was ich schon weiß.«
»Okay. Ruf mich an, wenn du es dir anders überlegt hast.«
»Leg ja nicht auf«, brüllte Mom.
»Ach – bist du schon so weit?«
»Sag es mir endlich.«
»Rae hat bei den Vorprüfungen nicht geschummelt.«
»Hat sie wohl.«
»Nein. Henry hat mir erzählt, dass sie bei der Wiederholung ganz bewusst gepatzt hat. Sie hat keine Lust auf ein langes Studium, darum nimmt sie jetzt lieber ein paar Wochen Hausarrest in Kauf als später vier Jahre Uni.«
Schweigen am anderen Ende der Leitung.
»Mom?«
»Warum kann sie nicht wie alle anderen ihres Alters ein bisschen Marihuana in ihrem Zimmer verstecken, und ich halte ihr dann den üblichen Drogenvortrag? Ich werde aus
Weitere Kostenlose Bücher