Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
Mir gefiel die Vorstellung, dass ich zu seinem rapiden Verfall beigetragen haben könnte.
»Ach, so allerhand«, sagte ich mit einem breiten Lächeln.
Connor hatte mitbekommen, wie Harkey unwillkürlich die Faust ballte, und ich hatte das Gefühl, dass er unauffälligüber mich wachte. Er mochte seinen neuen Gast offensichtlich nicht. Wer konnte es ihm verdenken?
»Asagstuliebchen?«, fragte Connor.
Ich bestellte ein Guinness. Harkey und ich saßen direkt bei den Zapfhähnen, somit würde der Barmann eine Zeit lang in unserer Nähe weilen.
Harkey musste notgedrungen flüstern. »Sag mir, was du weißt, Isabel.«
»Gar nichts, wenn man meiner ehemaligen Mathelehrerin Glauben schenkt.«
»Wollen wir Freunde bleiben, oder sollen wir Feinde werden?«
»Ein höfliches Miteinander würde mir schon genügen«, erklärte ich.
»Provoziere mich besser nicht, Schätzchen.«
Connor schien mein Guinness mit noch größerer Sorgfalt und Hingabe als sonst zu zapfen. Wenn er so weitermachte, würde er es auf eine satte Viertelstunde bringen. Der Ire wuchs mir allmählich ans Herz.
»Hören Sie, Rick«, sagte ich leise, »Sie glauben wohl, dass Sie die besseren Karten haben, aber das Gegenteil ist der Fall.«
Harkey gab mir mit einem verächtlichen Lächeln zu verstehen, dass er das für einen Bluff hielt. Wobei sein Lächeln der eigentliche Bluff war. Connor servierte mir das perfekt gezapfte Guinness.
»Du bist ein Goldfisch im Haibecken«, sagte Harkey, der sich kaum mehr beherrschen konnte, und knallte ein paar Scheine auf den Tresen.
Seine Herablassung störte mich, aber das Bild fand ich lustig. »Mag sein. Allerdings ein Goldfisch mit ziemlich scharfen Zähnen.«
»Goldfisch bleibt Goldfisch.«
»Ohne den Vergleich allzu sehr strapazieren zu wollen: Der Goldfisch braucht nur einmal zu telefonieren, um ein paar Haie ins
Gefängnis zu bringen. Und niemand weiß besser als Sie 80 , dass es dort bei weitem nicht so gemütlich zugeht wie im Fischbecken.«
»Willst du mir etwa drohen?« Harkey war zwar immer noch angespannt, wirkte jedoch aufrichtig amüsiert. Er lachte sogar aus vollem Hals. Da ich seinen Sinn für Humor nicht teilte, wollte ich dafür sorgen, dass ihm das Lachen umgehend verging.
»Darf ich Sie an den Paragrafen 631-A des kalifornischen Strafgesetzbuchs erinnern? Es untersagt das Abhören privater Telefongespräche, wenn sich nicht alle Beteiligten damit einverstanden erklären.«
Harkey wirkte zunächst verwirrt. Als ihm dämmerte, worauf ich anspielte, wurde er um eine Nuance blasser.
Ich lächelte ihm zu. Als ich nach meinem Glas griff, packte er mich am Handgelenk, so fest, dass es fast weh tat.
»An deiner Stelle wäre ich jetzt schön vorsichtig, Schätzchen.«
Da schloss Connor die Finger um Harkeys Handgelenk. »Schätzchen«, sagte er in klarem deutlichem Englisch, »hau ab und lass dich hier nie wieder blicken, sonst bist du deine Hand los.«
Jetzt jagte der Ire sogar mir Angst ein, obwohl ich nicht die Zielscheibe seines Zorns war. Weiß Gott, was er in seinem Heimatland für Kneipenschlägereien ausgestanden hatte. Jedenfalls war es eine große Erleichterung, ihn auf meiner Seite zu wissen. Harkey lockerte den Griff, Connor tat es ebenfalls, und nach einem letzten stummen Blickwechsel trat mein ehemaliger Chef von der Bühne.
Als ich mich wieder gefangen hatte, drehte ich mich zu Connor und schenkte ihm mein freundlichstes Lächeln.
»Danke«, sagte ich.
»Eißtuüberrauptworraufudichaeingelassenast?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
Danach fuhr ich nach Russian Hill zurück, suchte wieder ewig einen Parkplatz und notierte mir schließlich die Adresse, als ich fündig wurde. Bis zu David war es noch relativ weit, aber ich hielt das kleine Reisefernglas, das ich in letzter Zeit immer dabeihatte, schon mal griffbereit. Als ich mich dem Haus näherte, suchte ich damit die ganze Umgebung ab und stellte fest, dass David gerade seine Garage ausräumte. Es war aber Montag, er hätte definitiv in der Kanzlei sitzen müssen. Höchste Zeit, der Sache nachzugehen.
Ich ging ein Stück zurück und zückte mein Handy, um seine Sekretärin anzurufen.
»Könnte ich bitte mit David Spellman sprechen?«
»Er ist nicht im Haus.«
»Wann kommt er zurück?«
»Das kann ich nicht so genau sagen. Möchten Sie ihm eine Nachricht hinterlassen?«
»Nein, vielen Dank.«
Diese vage Auskunft ließ Davids ausgedehnten Urlaub (bald sieben Wochen) noch mysteriöser erscheinen. Da ich ihn
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