Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
Pfoten sind?«
David hatte offenkundig die Nase voll. Wie schon oft ahmte er unseren Vater nach und tat so, als wäre ich gar nicht da. Um ihn versöhnlicher zu stimmen, ging ich ins Haus und holte die beiden Hasenpfoten, die mir ins Auge gefallen waren.
Als ich in die Garage zurückkehrte und ihm die beidenFundstücke offerierte, ignorierte er die saubere weiße Pfote und nahm das olle Zottelding behutsam in die Hand, als handele es sich um ein kostbares Medaillon.
»Danke«, sagte er ergriffen. »Wie hast du sie gefunden?«
»Was glaubst du wohl?«
Immerhin hatte er die fruchtlose Schnitzeljagd inszeniert, die ich unlängst in seinem Haus veranstalten durfte.
»So hat deine Schnüffelei auch mal ihr Gutes«, sagte David, der plötzlich ganz aufgekratzt war. »Zur Feier des Tages mache ich uns was zu essen.«
Da ich die Einladung nicht gut ausschlagen konnte, folgte ich ihm ins Haus. Meine Waverly-Recherche würde so lange warten müssen, aber dafür schlug ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich würde mir den hungrigen Bauch vollschlagen und meinem Bruder auf den Zahn fühlen. Sein merkwürdiges Verhalten beschäftigte mich schließlich auch schon seit Wochen.
Während David auf der Veranda Fisch grillte, sah ich zu und trank ein Bier. So macht mir Kochen Spaß.
»Wie viel Resturlaub hast du noch?«
»Etwa zehn Tage.« 81
»Und wie war dein Wochenende mit Rae?«
»Gar nicht so übel.«
»Was habt ihr gemacht?« Mit dieser harmlosen Frage hoffte ich, ihn zum Plaudern zu bringen. Er sollte endlich von Maggie erzählen.
»Wir haben ein paar Filme geguckt, wie du weißt, S’mores gefuttert, sie hat zwischendurch viel Mathe gepaukt – wegen schlechter Testergebnisse in letzter Zeit. Und dann haben wir noch mit dieser Frau zu Abend gegessen. Ihre neue beste Freundin.«
»Meinst du Maggie?«, fragte ich. »Henrys Ex-Freundin?«
»Genau. Kennst du sie?«
»Ja.«
»Sie machte einen netten Eindruck.«
»Sie ist auch nett. Sehr. Aber warum hat Rae sie eingeladen?«
»Einfach so«, meinte David.
»Findest du das nicht seltsam? Rae kocht sonst nie, sie lädt auch nie Freunde zum Essen ein.«
»Na ja, vielleicht ...« Davids ganze Aufmerksamkeit galt auf einmal nur noch dem Fisch.
»Worüber habt ihr gesprochen?«, hakte ich nach.
»Ach, über alles Mögliche. Maggie hat mich gebeten, Rae ein Auto zu kaufen. Sie hat wohl keine Lust mehr, sie durch die Gegend zu kutschieren.«
Ich verriet David nicht, dass unsere kleine Schwester sich auch selbst durch die Gegend kutschierte und nicht vor dem Gebrauch fremder Autos zurückschreckte. Stattdessen sagte ich: »Das erklärt natürlich alles. Rae hat andere schon immer gern für ihre Zwecke eingespannt.«
»Das hat sie in diesem Fall gar nicht nötig. Das Auto kann Rae sich locker selbst kaufen. Auf ihrem Brokerkonto liegen fast 50 000 Dollar.«
»Was?«, rief ich ungläubig. »Was redest du da?«
Er biss sich auf die Lippen. Offensichtlich bereute er, dass ihm das herausgerutscht war, und überlegte, wie er sich da wieder herauswinden sollte.
»David«, ermahnte ich ihn, »spuck’s jetzt aus, denn ich lasse sowieso nicht locker.«
Er seufzte, ich wartete. Die Pause war lang, aber damit konnte ich ja umgehen. Früher oder später würde er reden.
»Ich habe selbst erst vor kurzem davon erfahren«, sagte er schließlich und bat mich ins Haus, denn der Fisch warnun gar. »Rae hat
schon immer jeden Cent gespart, den sie erübrigen kann. Ist dir nie aufgefallen, wie knausrig sie ist? Fast alles, was sie verdient oder geschenkt bekommt,
wandert auf ihr Sparbuch, und vor ein paar Jahren hat sie Grammy Spellman 82 dazu überredet, in ihrem Namen ein Brokerkonto zu eröffnen – für das Grammy als Vormund die Vollmacht hat. Rae hat von ihr das Passwort bekommen, und seither kauft und verkauft sie munter Aktien von ihrem Computer aus. So geht das schon ein paar Jahre.«
»Aber wie hat sie fünfzigtausend Dollar zusammengekriegt?«, fragte ich fassungslos.
»Rae ist mit einigen tausend Dollar Ersparnissen eingestiegen. Vergiss nicht, dass sie seit ihrem elften Lebensjahr eigenes Geld verdient. Und dann noch die Summen, die sie zum Geburtstag und zu Weihnachten bekommt.«
»Dein Schweigegeld 83 nicht zu vergessen«, warf ich ein.
»Ich habe ihr seit drei Jahren keinen Cent mehr gegeben.«
»Hattest du keinen Grund mehr, Schweigegeld zu zahlen?«, fragte ich. »Okay, lassen wir das. Erklär mir einfach, wie sie ihre Ersparnisse verzehnfacht
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