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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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das auf ihn einstürzen,
dieses Gefühl totaler Fremdheit. Jetzt, als er im Dunkeln durchs Meer watete –
hinter einer von diesen Fremden her, die etwas von ihm wollte. Das war was ganz
anderes als die Sache im Blütentau . Er war nicht so dämlich, dass ihm
das nicht klar gewesen wäre. Hier gab es Strukturen, die er nicht wirklich
durchschaute, Maschen eines Netzes, in dem er sich verfangen konnte. Er war
kein Held, vielleicht war er sogar ein Spießer, auf jeden Fall war seine
Abenteuerlust zurzeit in jeder Hinsicht hinreichend befriedigt. Und der Schlag,
den er gestern kassiert hatte, der reichte ihm völlig. Er hatte nicht die
geringste Lust, sich auch noch den Zorn der Montagu-Männer zuzuziehen. Oder
morgen früh zwangsverheiratet zu werden. Klar, Haminta war bestimmt attraktiv –
    Genau, Mann – denk daran !
    – und liebenswert und alles. Aber vor allem war sie
ihm fremd. Alles an ihr war ihm fremd, und zwar nicht im Sinne von exotisch,
sondern von unbegreiflich. Haminta verbrachte ihr Leben damit, in einem Wagen
umherzuziehen und auf dem Seil zu tanzen. Sie glaubte an Göttinnen namens
Larenni und Kumatai und hatte nie irgendwas von dem gesehen, was sein Leben
ausmachte.
    Sollst ja nicht mit ihr diskutieren, Idiot!
    Wenn wenigstens das Wasser nicht so kalt gewesen wäre.
So ein Spaziergang würde selbst einen Bullen impotent machen.
    „Da vorne, da müssen wir rauf“, riss sie ihn aus
seinem dumpfen Selbstgespräch.
    Die kleine Insel lag jetzt direkt vor ihnen, ihre
dunkle Silhouette vor dem Nachthimmel ließ erkennen, dass sie mit dichtem
Gestrüpp und Bäumen bewachsen war. Sie hielten auf die Lampe zu, die dort an
einem Ast schwankte und einen steilen kleinen Abhang erhellte, der vom Wasser
hinauf ins Unterholz führte. Erleichtert fanden seine Füße trockenen Boden.
Feiner, heller Sand bedeckte den schmalen Saum dieser Küste und die ausgehöhlte
Böschung, die Haminta jetzt vor ihm hinaufstieg. Er krauchte hinterher, die
nassen Klamotten wogen Zentner, sobald man aus dem Wasser raus war, und wärmer
wurden sie dabei auch nicht. Weißer Sand, kühl und weich wie Mehl, rieselte
unter seinen Füßen weg. Sie war schon oben und drehte sich zu ihm um. Lächelte.
Im Schein der Lampe konnte er ihre Brüste unter dem nassen Hemd deutlich sehen
und fühlte – gar nichts.
    Da hatte ihn mit einem Mal die Panik am Genick. Er
fühlte sich so stumpf wie ein Stück Holz. Ein Stück Treib holz, nach drei
Monaten im kalten Seewasser. Das hier würde das absolute Fiasko werden. Sie
würden ihn nicht verprügeln und auch nicht zwangsverheiraten morgen früh, sie
würden ihn auslachen. Weil der Hakemi von Mikuntessla und Bortikan ihn nämlich
gar nicht erst hochgekriegt hatte –
    Sie streckte ihm wieder die Hand entgegen und zog ihn
über die überhängende Kante hinauf. Weicher Dünenboden brach in Brocken unter
ihm ab, dann stand er neben ihr.
    „Das war kalt!“
    Er nickte. Verschaffte sich rasch einen Überblick –
sie waren allein, soweit er sehen konnte. Um sie herum Strandhafer, weiter
landeinwärts Sträucher und Bäume. Und sie musste heute schon mal hier gewesen
sein, denn da stand ein Korb, und in einer sanft geschwungenen Kuhle im Sand
lagen ein paar Decken und warteten auf sie.
    Und jetzt? Was erwartete sie jetzt von ihm? Würde so
ein richtiger Peregrini-Hengst jetzt gleich mit ihr zwischen die Decken da
springen? Oder was?
    Er merkte, dass die Unsicherheit ihn richtig aggressiv
machte. Vielleicht auch die Kälte. Reiß dich zusammen, dachte er. Das ist
Haminta! Nicht Jakobe oder so jemand.
    „Bist du sicher, dass es in Ordnung ist?“, fragte er.
„Für – für deinen Vater und deine Brüder und so? Ich meine nur – ich gehör ja
nicht mal zu euch!“
    Es klang blöd, es klang, als würde er sie auch so
sehen: nur als einen Besitz der Männer ihrer Familie, als hätten die das
Ausgaberecht über sie.
    Und sie hatte das auch gehört. Er sah, wie sich ihre
Mundwinkel ein bisschen spöttisch und ein bisschen resigniert kräuselten.
    „Ich weiß nicht, wie das bei euch so ist …“, versuchte
er sich zu rechtfertigen und dachte dabei: Ich rede zu viel. Ich mach’s kaputt,
bevor es auch nur angefangen hat.
    „Ich hab’s dir ja in Windywatt schon gesagt. Ich bin
eine jukenderi . Ich bin fast einundzwanzig, und da wird mich keiner mehr
heiraten. Damit hab ich das Recht auf den Kamnakawwadal. Das müssen auch meine
Leute hinnehmen.“
    „Kann es sein, dass der Chef von der ganzen Sache
nicht

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