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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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etwas
zu sagen oder zu fragen, und dann war er auch schon wieder draußen, in den
Händen Halfasts Geldbeutel. Er ging an ihnen vorbei, und er sah ganz ruhig aus,
als er vor dem Ulgullen-Wagen stehenblieb. Aber dann schmiss er den Beutel
gegen die Wagenwand, mit solcher Gewalt, dass er aufplatzte und die Münzen in
alle Richtungen flogen.
    „Hier, du blödes Weib!“, brüllte er. „Hättest du sie
nicht wenigstens sein Geschenk annehmen lassen können! Du verdammtes
Weibsstück!“
    Die Stille zersplitterte unter seiner Stimme und dem
Metallklirren der Münzen. John, der in jeder Situation gelassen blieb und seine
Zigarillos rauchte, den nie etwas aus der Ruhe bringen konnte, setzte sich
zwischen die verstreuten Geldstücke und schrie. Im Ulgullen-Wagen rührte sich
nichts. Auch von den anderen sagte keiner etwas, sie sahen das nur wie gelähmt
mit an. Dann war der Chef da und zog ihn auf die Füße.
    „Komm, lass uns wenigstens den Frieden wahren“, sagte
er. „Odette hat nur getan, was sie für richtig hielt, und du hast ihr ja auch
zugestimmt – haben wir doch alle.“
    John ließ sich widerstandslos in seinen Wagen
zurückbringen, und aus dem Schreien wurde ein Jammern, das nicht leichter zu
ertragen war. Der Chef kam wieder heraus und blieb am Feuer stehen.
    „Morgen früh werden wir Halfast auf die Reise
schicken“, sagte er. „Danach brechen wir auf. Und jetzt sollte Kaffee gekocht
werden und ein Kessel Zemmes. Jakobe –“
    „Ich mach das schon, Nicholas.“
    Es machte sich auch jemand daran, die Münzen wieder
einzusammeln. Auf gedämpfte Weise kehrte das Leben ins Montagu-Lager zurück.
James sah dem zu, außerstande, sich zu beteiligen. Als jemand seine Schulter
berührte und etwas zu ihm sagte, drehte er sich um – Haminta. Sie führte ihn
aus dem Lager hinaus in die Klippen, und da setzte sie sich und zog ihn neben
sich.
    „Ich – wollt dir nur sagen, dass ich heut doch nicht
gehe.“
    „Ja.“
    „Ich kann jetzt nicht weg. Ich kann sie nicht auch
noch alleinlassen. Verstehst du. Sie haben ja auch Halwion schon verloren, damals.
Und jetzt ihn.“
    „Klar. Ja, klar.“
    „James –!“
    Er riss sich endlich zusammen, legte den Arm um sie.
    „Wieso haben wir es nicht bemerkt?“, fragte sie, und
dann schrie sie plötzlich los. „Ich hätte es doch sehen müssen! Ich wusste
doch, wie schwer er das damals mit der Schule genommen hat – dass die ihn nicht
nehmen wollten, weil er kein Kramper war. Er hat es nie wirklich gesagt, aber
ich wusste es doch! Immer wollte er alles wissen, schon als Kind … und als er
lesen konnte, da hat er immer gelesen, ein Buch nach dem anderen … träumte von
dieser Kramperschule … gerade ich hätt das doch verstehen müssen! Und dann
haben sie ihn nicht genommen … und hier, hier haben sie ihn damit aufgezogen,
dass er wie ein Kramper sein wollte … und dann kamen Odette und Orla zu uns und
– und von Anfang an – von Anfang an hat er immer nur Orla gesehen! Er hat schon
damals unseren Vater gedrängt, dass er bei Odette für ihn sprechen sollte, da
war er gerade erst sechzehn! Aber sie –“
    Haminta konnte nicht mehr weitersprechen. James
schloss sie fester in die Arme und wünschte, er könnte auch so weinen, aber er
konnte gar nicht weinen. Er fühlte, wie sich sein Gesicht verzog, seine Kehle
sich verengte, sein Brustkorb sich verkrampfte – sein ganzer Körper wollte in
Schluchzen ausbrechen, aber er konnte es nicht. Es wollte keine Träne fließen.
Das Schluchzen blieb ihm in der Brust stecken und erstarrte dort zu einem
Schmerz, der sich wie ein Krampf anfühlte.
    „Ich dachte, er wäre über Orla hinweg. Dabei war er
einfach über sein Leben hinweg“, sagte Haminta an seinem Hals und fasste damit
genau das in Worte, was er immer und immer wieder dachte.
     
    6.
    Es wurde dunkel hier am Strand. Der Wind pfiff in den
Klippen, und die Flut wich langsam weiter von den Steinen zurück. Niemand hatte
sie aufgehalten, niemand hatte auch nur bemerkt, dass sie weggegangen war.
Jetzt saß Pix zusammengekauert an einem Felsklotz und sah zu, wie die Wellen
immer weiter von der Stelle zurückblieben, an der er am Nachmittag gelegen
hatte. Wo sein Vater ihn abgelegt hatte. Sie hatte da etwas gefunden, vorhin
schon, es war liegengeblieben, als sie ihn aufhoben und wegtrugen. Es war eins
von den Bändern, mit denen er seine Haare immer zusammengebunden hatte. Es
hatte wohl noch an seinen Sachen gehangen, dann war es auf den Kieseln
zurückgeblieben. Ein

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