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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Kumatai
versöhnen“, sagte ein junger Mann neben ihm. „Sie opfern sich, um die Göttin in
ihrem Beschluss wankend zu machen … um die Welt zu retten. Aber sie werden
nicht erhört werden. Kumatais Ohren sind jetzt taub.“
    „Und wer bist du, Ska, dass du so genau weißt, was die
Göttin macht und was nicht, hä?“, fragte ein anderer angriffslustig.
    „Die schwarze Flut wird kommen“, erwiderte der jüngere
Mann nur. „Daran kann niemand mehr etwas ändern.“
    „Ah, scheiß auf dich!“
    „Den muss man doch rausholen!“, rief eine
Kinderstimme. „Den Mann, der ins Wasser gefallen ist!“
    „Komm jetzt schlafen, Harry!“
    „Die Custodians sollten so was gar nicht zulassen!“,
schimpfte eine Frau. „Gütige Larenni! Erst diese unverschämte Wartezeit, bis
sich dieses Schiff überhaupt hier blicken lässt! Dann diese – diese unglaubliche Unterkunft hier! Und jetzt stören sie einen noch beim Schlafen mit so einem
Spektakel! Wir werden uns bei Salz-und-Seide beschweren, so viel steht
fest!“
    Dorian starrte mit trübem Blick hinaus, wo der
Fackelschein unruhig zwischen den umherlaufenden Menschen flackerte. Ein großer
weißer Hund drängte sich selbstbewusst zwischen der Menschenmenge hindurch. Ob
der wohl auch zu den Pilgern gehörte? Auch Kinder waren noch da draußen – klar,
am Kai schliefen viele Familien, um bloß nicht den Einlass ins Schiff zu
verpassen. Nach einer halben Ewigkeit drehte der Pilgerzug endlich um und zog
wieder nach Östred, wo er hergekommen war.
    Müde und mit schmerzendem Hals ging er zu seinem Bett
zurück, setzte sich ans Fußende und versuchte, eine halbwegs bequeme Position
zu finden, in der er vielleicht schlafen konnte. Dachte sehnsüchtig an die
Hängematte in seinem Wagen. Dabei wurde ihm klar, dass er nicht wegen Sandrou
in dieser Absteige auf dem Festland saß oder weil er sowieso schon morgen früh
um neun wieder hier in Skilwing sein sollte, sondern dass er vor allem deshalb
noch hier war, weil er an diesem Abend nicht auch noch Ellie hätte
gegenübertreten können.
    Er lehnte den Kopf an die Wand zurück und hatte sie
vor seinen geschlossenen Augen, die Frau, mit der er drei Jahre seines Lebens
verbracht hatte. So wie sie gestern ausgesehen hatte, in diesem kahlen Zimmerchen
über der Skalda-Kneipe: Ihr nussfarbenes Haar, zu langen, welligen Schlingen
festgesteckt, und all die schattigen, halb verborgenen Winkel, die es an
Schläfen und Stirn und am Hals unter den Ohren auf ihrer Haut entstehen ließ –
kleine, warme, lockende Kuhlen auf einer kühlen Außenseite, die ihm immer schon
mehr versprochen zu haben schienen … selbst jetzt spürte er, wie sein Mund
trocken wurde. Hätte er sich bloß nicht so vergraben auf dieser verdammten
Insel! Dann wäre das letzte Nacht nicht passiert! Sie hatte es darauf angelegt,
auch wenn sie noch genauso wenig Spaß daran gehabt hatte wie früher. Und jetzt
dachte sie vermutlich, dass sie ihn schon wieder für sich gewinnen würde, wenn
sie nur dranbliebe – und hatte er selbst das denn ausgeschlossen?! Nein, hatte
er nicht. Weil es ja sowieso egal war. Weil er ja sowieso zu ihr gehörte. Mann.
Und er hatte sich geschworen, sich für das nächste Jahr mit keiner Frau mehr
einzulassen, die er nicht dafür bezahlte! War erst ein paar Wochen her.
    „ Sikka “, murmelte er und tastete in seiner Jackentasche
nach dem Brief, holte ihn schließlich hervor. In diesem blassen Kimberlicht
hier konnte man ihn nicht entziffern, aber das machte nichts. Er legte sein
Gesicht gegen dieses dürre Blättchen, als könnte er irgendwas von ihr doch noch
darin finden – wie ein vierzehnjähriger Idiot, aber das machte auch nichts. Sah
ja keiner.
    Wo bist du? Und wie soll ich bloß zu dir kommen? Und wenn ich dann da bin, find ich dich
dann mit irgendeinem Kerl aus diesem Gaubel im Bett? Und du lächelst mich über
seine Schulter hinweg an und sagst: Oh, haike Dorian, was machst du denn
hier? Und ich hab’s mir dann hier mit allen verdorben … Emberlend gegen mich
aufgebracht … die Chance, ein richtiges Flugzeug zu bauen, verspielt … und wer
weiß, vielleicht ist zwischendurch auch noch die Welt untergegangen –
    Er musste doch grinsen über sein Selbstmitleid, ein
fahles Grinsen, wie ihm schien. In ihm tat es weh, wie wenn man eine verdorbene
Muschel gegessen hat – kashadiu , wer weiß, vielleicht hatte er
das, in diesem Nöcklam konnte alles Mögliche drin gewesen sein.
    Ich kann nicht!, dachte er. Ich kann das nicht

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