Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
Ist das
in Ordnung? Und wer sind diese Leute hier? Wo ist Autrejaune?“
„Zu Fuß über den Bult – wir waren zu viele für das
Boot. Und Aiba …“ Er drehte sich um – war Aiba weitergerudert? Nein. Der
vertäute das Boot und stieg aus. Den Krempel ließ er drin. „Da ist nur noch ein
Rohr im Boot … alles Wichtige hab ich in meinen Taschen.“
Aber McGill gab immer noch keine Ruhe. „Inglewing,
bevor wir zu Hendinen gehen, muss ich mit dir reden –“, fing er wieder an, mit
gedämpfter Stimme und außer Puste. „Deshalb hab ich hier auf dich gewartet.“
„Komm mit zum Blauen Haus. Wir können uns auf dem Weg
unterhalten.“ Der Boden hob und senkte sich immer noch unter seinen Füßen nach
diesem Tag auf dem Wasser. Wahrscheinlich schwankte er mehr als de Braose.
„Zum Blauen Haus? Ah, weil es da eine Fahlan gibt!“
„Fahlan? Das sind eure Hakemis hier, ja?“
Um zur Treppe zu gelangen, mussten sie durch die Menge
hindurch. Ein Meer aus weißen Klamotten, verfilzten Haarsträhnen, weiß
bemalten, erregten Gesichtern. Jetzt konnte er die aufgeheizte Stimmung, von
der Rowland schon am Morgen gesprochen hatte, wie eine Hitzewand spüren. Sie
nahmen die beiden Verletzten in die Mitte und drängten sich so schnell wie
möglich zwischen den Leuten hindurch. Die beachteten sie aber gar nicht.
„Autrejaune ist auf dem Bult?“, hakte McGill nach. „Gütige
Larenni! Ob er diesen Wahnsinnigen da entkommt? Und die Custos – aber die
werden ihn ja wohl kaum für einen von denen halten.“
Bevor Dorian dazu etwas sagen konnte, brach irgendwo
auf dem Strand plötzlich ein entsetzliches, trillerndes Geschrei los. Es
sträubte einem die Haare, bohrte sich in die Ohren.
„Die Rotten!“, kreischte Pix und schlug ihre
Fingernägel in seinen Arm. „Ich hab das schon mal gehört! Die greifen an!“
Vor ihnen auf der Treppe stockte de Braose und sah
sich um. „Frauen und Kinder. Feuern ihre Leute an … Wenn die Custos sie bloß
aufhalten!“
Dorian musste Pix die Treppe mehr oder weniger
hinaufschleifen. Auch oben auf dem Küstenweg standen Leute und glotzten zum
Bult rüber. Die Tents am Straßenrand wirkten beinahe menschenleer.
„Inglewing, es wird spät!“, brachte sich McGill in
Erinnerung. „Wir haben ein volles Programm diese Nacht. Wir sollten uns jetzt
wirklich auf den Weg zu Hendinen machen! Aber vorher muss ich – will ich dir
noch sagen, dass – also das, was du nachher erfahren wirst – du sollst wissen,
dass mir das wirklich leid tut! Ich konnte nicht anders. Es ging um meine
Familie. Ich weiß, das ist keine Entschuldigung, aber – hörst du mir zu?“
„Ja, ja, ich versuch’s ja. Sag doch endlich, was los
ist.“
„Dein Flugschiff – ist ganz allein deine Erfindung,
und daran wird auch keiner was ändern. Daran will auch keiner was
ändern, bestimmt nicht. Es ist nur – ich hatte keine Wahl. Mehr kann ich dir
nicht sagen, aber du wirst es gleich erfahren. Du sollst nur wissen, dass ich
dich nicht hintergehen wollte. Dass es mir leid tut. Verstehst du?“
„Kein Wort.“ Aber das Gerede klang beunruhigend genug,
dass er sich McGill jetzt doch mal genauer ansah. „Sag mir doch einfach, was
passiert ist – ist was kaputt? Funktioniert der Motor nicht? Oder haben die
Arbeiter –“
„Nein, nein, alles in Ordnung, keine Sorge, es ist
startbereit – alles ist startbereit – wir brauchen nur noch das Gas für die
Ballons.“
Da war das Blaue Haus. Wie eine breite Brücke über der
Straße, darunter tiefer Schatten. Auch hier war niemand, und die Tür war verschlossen.
Dieses verdammte Trillergeschrei! Man konnte keinen klaren Gedanken fassen
dabei. Was war denn nun mit dem Flugschiff los? Und mit McGill?
In diesem Moment schwankte James vor ihm und kippte
dann einfach zur Seite weg – wäre wie ein Sack zu Boden gekracht, wenn sie ihn
nicht aufgefangen hätten. Und Pix hing immer noch an seinem Arm und wollte
nicht loslassen.
„Ich kann jetzt nicht mitkommen, McGill. Siehst es ja
selbst. Entschuldige mich bei Hendinen, ja? Ich muss bei denen hier bleiben,
zumindest bis sie Hilfe bekommen!“
McGill starrte ihn an. „Aber wir haben eine
Besprechung! Inglewing, mach das nicht! Hendinen ist kein Kunde, den man warten
lassen kann! Du musst mit!“
„Es geht nicht. Das sind Freunde von mir. Ich kann sie
jetzt nicht alleinlassen. Ich komme nach, sobald ich kann – ich bring’s wieder
in Ordnung.“
„Onska Amakurrin, aufmachen! Hier ist Galen de Braose!
Wir
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