Tyler Moreno
sagen wir's mal so, habe ich es mit Schwarz und Weiß nicht immer allzu genau genommen. Ich war gerade 18 und habe mein Geld mit illegalen Straßenkämpfen verdient. Ryan hat mich da raus gekauft und ich wurde sein Buddy. Soweit so gut, nur diese Typen sind immer mal wieder der Meinung, ich wäre ihnen noch etwas schuldig. Da sie an mich nicht ran kommen, könnten sie es über dich versuchen. Und das muss ich auf jeden Fall vermeiden."
Langsam nickte Nina. Das war ziemlich viel für sie, doch es erklärte zumindest sein extremes Sicherheitsbedürfnis. Die ganzen Vorkehrungen an seinem Haus, das viele Training, die Waffen, der Job. Nina hatte sich schon mehr als einmal gefragt, wie sich all das wohl entwickelt hatte.
Dass er ihr von diesem Teil seiner Vergangenheit erzählt hatte, bedeutete ihr viel. Eines musste sie jedoch loswerden.
"Ich hasse Gewalt", sagte Nina leise.
"Das ist meine Vergangenheit, Querida. Ich würde sie nicht einmal ändern, wenn ich könnte, denn sie führte mich schlussendlich zu dir."
Zu einer Antwort nicht fähig, küsste sie ihn innig.
"Ich gebe sie dir nur ungern mit, Cat."
"Das ist mir klar, Ty, aber zu einem hübschen Kleid gehören eben auch Haare und Make-up!"
"Sieh sie dir an, Nina braucht kein Make-up, und sie soll um Himmelswillen das Haar hochstecken!"
"Warum?", warf Nina in die Unterhaltung ein. Ty beugte sich zu ihr und flüsterte: "Weil du deine Haare immer nur im Bett auf hast und ich bei Gott nicht will, dass andere diesen Anblick genießen dürfen!"
Nina errötete und nickte kurz.
"Ja, warum?", wiederholte Cat die Frage, da sie Antwort nicht mitbekommen hatte.
"Darum!" Nina kannte diesen Ton und Cat wohl auch, denn beide verdrehten die Augen und grinsten sich dann kurz an.
Nina hatte Cat in den letzten Tagen ins Herz geschlossen. Die taffe Frau ließ sich von niemandem auf der Nase herumtanzen und war trotzdem niemals aufdringlich. Sie wusste mittlerweile ziemlich genau, was Nina wollte und brauchte, und gab es ihr, ohne großen Wirbel darum zu machen.
"Ja, okay. Komm Nina, wir lassen uns jetzt verwöhnen!" Damit drehte Cat sich um und ging zum Ausgang, vor dem bereits eine schwarze Audi A6 Limousine wartete.
"Ruf mich an, wenn du was brauchst, Süße! Benson bleibt in deiner Nähe, geh nirgends ohne ihn hin, verstanden? Sei vorsichtig und lauf..."
"Ty!", unterbrach sie ihn schroff. "Ich weiß!", schob sie dann sanfter hinterher.
"Ich mach mir nur Sorgen um dich, Querida!"
"Mhm", murmelte sie an seinen Lippen, küsste ihn noch einmal und stieg dann lächelnd in den Wagen.
Das erste Mal in einem Leben einen Friseursalon zu betreten, war ein echter Schock für Nina. Sie hatte ihre Haare immer lang getragen. Waren sie einmal zu lang geworden oder die Spitzen zu kaputt, hatte sie sie einfach gepackt und gerade abgeschnitten.
"Hi Lisa, das ist Nina. Mach einfach, was du denkst. Ty hatte nur zwei Bedingungen. Kein Kurzhaarschnitt und eine Hochsteckfrisur. Ansonsten das komplette Programm. Bis später, Nina!"
Nach dem Haare waschen hatte Nina bereits genug von dem Gequatsche der Friseurinnen. Während sie auf die nächste Anwendung wartete, schob sie sich so schnell wie möglich ihren neuen IPod in die Ohren. Selten hatte sie so ein schönes Geschenk bekommen. Nur die Kamera von Gregor konnte da mithalten.
Das Ziehen an ihren Haaren war äußerst unangenehm. Die Frau, die ihr Make-up machte, war ihr eindeutig zu nahe. Die Maniküre war furchtbar und als die Dame ihr eine Pediküre verpassen wollte, flüchtete Nina auf die Toilette.
"Nina? Was ist passiert?"
"Ich mache keine Pediküre!", zischte sie im Flüsterton in ihr Handy.
"Warum auch? Du hast tolle Füße, wenn du jetzt hier wärst, würde ich dir beweisen, wie toll ich sie finde", antwortete Ty mit einem Lächeln in der Stimme. Auf Ninas äußerst unwilliges Brummen hin lachte er und sagte: "Gib mir Cat, Querida."
Vorsichtig und darauf bedacht, der Pedikürenfrau nicht in die Fänge zu geraten, schlich Nina zu Cat. Nach zwei Minuten Telefonat steckte Cat ihr neues pinkes IPhone ein und starrte sie finster an.
"Du bist eine Verräterin, Nina. Ty anzurufen war ganz fieses Kino! Dein Telefon ist bis auf Weiteres konfisziert als Strafe für ungepflegte Zehen!"
Nun ja, das war es wert.
Sie war mittlerweile seit vier vollen Stunden hier. Eindeutig zu viel Zeit! Die giftigen Dämpfe der Lacke und Sprays mussten ihr Hirn vernebelt haben, denn sie hatte zugestimmt, riesigen silbernen Schmuck zu
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