Über den Fluß und in die Wälder
sei. Es wäre sowohl unmöglich wie auch verboten.
«Verboten?» fragte der Colonel.
«Gewiß», sagte der Gran Maestro. «Aber jeder muß seinen Pflichten nachkommen, und hier sind die Vorschriften vernünftig, und alle sollten sich ihnen fügen und ich im besonderen wegen des guten Beispiels.»
«Nicht umsonst sind Sie der Gran Maestro», sagte der Colonel.
«Geben Sie mir einen kleinen Carpano punto e mezzo», sagte der Gran Maestro zu dem Barmixer, der immer noch wegen eines kleinen, unbestimmten, unerwähnten Grundes außerhalb des Ordens war. «Um auf den ordine zu trinken.»
Dann kippten der Colonel und der Gran Maestro einen Schnellen und ließen somit die Vorschriften und die Grundsätze des guten Beispiels an höchster Stelle außer acht. Sie beeilten sich nicht besonders, und der Gran Maestro machte sich auch keine Gedanken. Sie tranken ihn nur schnell herunter.
«Jetzt wollen wir die Angelegenheiten des Ordens diskutieren», sagte der Colonel. «Sind wir im Geheimkabinett?»
«Das sind wir», sagte der Gran Maestro. «Oder ich erkläre es hiermit dazu.»
«Fahren Sie fort», sagte der Colonel.
Der Orden, der eine absolut fiktive Organisation war, verdankte seine Gründung einer Reihe von Unterhaltungen zwischen dem Gran Maestro und dem Colonel. Er hieß El Ordine Militar, Nobiley Espirituoso de los Caballeros de Brusadelli. Der Colonel und der Oberkellner sprachen beide Spanisch, und da dies für Ordensgründungen die gegebene Sprache ist, hatten sie sich ihrer bei der Namensgebung dieses Ordens bedient, der nach einem besonders berüchtigten Mailänder Multimillionär und Steuerhinterzieher und Schieber benannt war, der während eines Eigentumsdisputs seine junge Frau in einem Prozeß vor Gericht öffentlich beschuldigt hatte, daß sie ihn durch ihre außergewöhnlichen sexuellen Ansprüche seiner Urteilsfähigkeit beraubt habe.
«Gran Maestro», sagte der Colonel. «Haben Sie von unserem Führer, dem Ehrwürdigen, gehört?»
«Nicht ein Wort. Er schweigt sich aus.»
«Sicher denkt er nach.»
«Sicher.»
«Vielleicht meditiert er über neue, noch hervorragendere Schandtaten.»
«Vielleicht. Er hat mir keine Botschaft zukommen lassen.»
«Aber wir können Vertrauen zu ihm haben.»
«Bis er stirbt», sagte der Gran Maestro. «Danach wird er in der Hölle schmoren, und wir werden sein Andenken in Ehren halten.»
«Giorgio», sagte der Colonel. «Geben Sie dem Gran Maestro noch einen kleinen Carpano.»
«Wenn Sie befehlen», sagte der Gran Maestro, «kann ich nur gehorchen.»
Sie stießen an.
«Jackson», rief der Colonel. «Sie sind frei. Sie können hier für Ihr Essen gegenzeichnen. Kommen Sie mir nicht vor elf morgen früh in der Halle unter die Augen, außer wenn Sie in Schwierigkeiten geraten. Haben Sie Geld?»
«Jawohl, Sir», sagte Jackson und dachte: Der alte Scheißkerl ist wahrhaftig so verrückt, wie man sagt. Aber er hätte mich schon rufen können, anstatt so zu brüllen.
«Gehen Sie mir aus den Augen», sagte der Colonel. Jackson hatte den Raum betreten und nahm halbwegs stramme Haltung an.
«Ich hab Ihren Anblick satt, weil Sie sich dauernd Sorgen machen und sich nicht amüsieren. Zum Donnerwetter, amüsieren Sie sich gefälligst.»
«Jawohl, Sir.»
«Haben Sie verstanden, was ich gesagt habe?»
«Jawohl, Sir.»
«Wiederholen Sie.»
«Ronald Jackson, T 5 Seriennummer 100678, wird um 11 Uhr früh, ich weiß das Datum nicht, Sir, in der Halle von diesem Hotel Gritti antreten und wird sich jetzt aus den Augen des Colonel entfernen und sich amüsieren. Oder», fügte er hinzu, «wird sich alle erdenkliche Mühe geben, dieses Ziel zu erreichen.»
«Entschuldigen Sie, Jackson», sagte der Colonel. «Ich bin ein Arschloch.»
«Ich erlaube mir, anderer Meinung zu sein als der Colonel», sagte Jackson.
«Danke, Jackson», sagte der Colonel zu ihm. «Vielleicht bin ich auch keins. Ich hoffe, Sie haben recht. Jetzt ziehen Sie ab. Sie haben ein Zimmer hier oder sollten eines haben, und Sie können hier fürs Essen gegenzeichnen. Jetzt versuchen Sie mal, sich zu amüsieren.»
«Jawohl, Sir», sagte Jackson.
Nachdem er fort war, sagte der Gran Maestro zum Colonel: «Was ist denn das für einer? Einer von jenen traurigen Amerikanern?»
«Ja», sagte der Colonel. «Und, mein Gott, wir haben eine Menge von der Sorte. Traurig, selbstgerecht, zu gut genährt, zu schlecht trainiert. Wenn sie schlecht trainiert sind, ist es meine Schuld, aber es sind auch ein paar Gute
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