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Ueber Meereshoehe

Ueber Meereshoehe

Titel: Ueber Meereshoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesca Melandri
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sich Nitti.
    Zum wiederholten Male hatte er sich, ebenso wie sein Gefangener, wegen einer zu ungestüm angesteuer ten Kurve den Kopf an der Innenwand des Fahrzeugs angeschlagen.
    Â»Du bringst uns noch alle um …«
    Â»Schön wär’s«, murmelte der Häftling.
    Ruckartig drehte sich Nitti zu ihm um. Während der Aufnahmeformalitäten wurde von den Gefangenen auf alle Fragen nicht mehr als ein »Ja« erwartet. Der hier aber hatte nur genickt. So war es nun das erste Mal, dass Nitti seine Stimme hörte. Sie klang kindlich, hoch, aufdringlich und hatte nichts gemein mit dem gedrungenen kräftigen Körper, aus dem sie hervorgekommen war. So als habe sie nicht ein Mann in Handschellen und Gefängnisuniform von sich gegeben, sondern der Mund eines verwöhnten Kindes, das schrie und trotzte, wenn es nicht bekam, was es haben wollte.
    Nitti Pierfrancesco blickte dem Gefangenen so fest in die Augen, als hoffe er, dort eine Gemeinsamkeit zwischen dieser Stimme und diesem Gesicht zu finden. Aber es gelang ihm nicht, und das verstörte ihn, als habe er es mit einem echten Wunder zu tun.
    Der Mann schien dem verdutzten Blick des Aufsehers keine Bedeutung beizumessen, vielleicht war er schon sein Leben lang daran gewöhnt, auf diese Weise angestarrt zu werden. Ohne ein Wort von Nittis Seite zu erwarten, nahm er wieder die Haltung ein, in der er auch schon während der ganzen Überfahrt gesessen hatte: den Kopf eingezogen, die breiten Schultern eingefallen, den leeren Blick auf einen Punkt zwischen dem Fußboden und der Höhe seiner Nase gerichtet.
    Wieder wurde der Jeep fast aus einer Kurve getragen, und wieder stießen Nitti und der Gefangene mit den Köpfen gegen die Blechwand. Doch dieses Mal gab keiner der beiden auch nur einen Laut von sich.
    Nitti sah zum Fenster hinaus. Am Himmel hatten sich dunkle Wolken zusammengezogen. Wie Gefängnisdecken sahen sie aus: Gewebe aus rauem, dickem Stoff, das nicht zu zerreißen war. Genau in diesem Moment erhob sich der Häftling von der Rückbank. Einige Augenblicke stand er so, die gefesselten Hand gelenke vor dem Körper und sein Gleichgewicht suchend, in dem schaukelnden Geländewagen. Dann stürzte er sich mit einem Schrei, der kaum etwas Menschliches hatte, auf seinen Bewacher.
    Der Transporter mit Paolo und Luisa an Bord hatte die Ebene mit den Strandseen hinter sich gelassen. Die Straße führte jetzt bergauf und wand sich in den engen Kurven fast um sich selbst. Es waren Kehren, wie sie Luisa auch aus den Bergen ihrer Heimat kannte. Nur fielen diese hier nicht senkrecht zu einer flussdurchzogenen Schlucht oder einem Tal hin ab, sondern zu rosafarbenen Klippen über dem Meer, de ren Tönung jetzt allerdings verblasst war wie alles andere in diesem fahlen Licht auch. Auf der gegenüberliegenden Seite war die Felswand zum Teil abgetragen worden, um die Fahrbahn zu verbreitern, aber auch jetzt kamen hier zwei Fahrzeuge nur mit Mühe aneinander vorbei. Die Hände am Steuer, die Muskeln seiner Arme und breiten Schultern wie aufgepumpte Bälle gebläht, warf der Fahrer einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Er drückte das Gaspedal noch ein wenig stärker durch, wodurch die Räder des Transporters dem Klippenrand gefährlich nahe kamen. Erst als er aus der Kurve heraus war, bemerkte er das Fahrzeug, das aus der Gegenrichtung auf sie zuraste. Es war nur noch wenige Meter von ihnen entfernt.
    In hohem Tempo kam der Jeep näher, schoss dabei im Zickzack hin und her wie ein verwundeter Stier und machte keinerlei Anzeichen, die Fahrt zu verlangsamen, wie es nötig war, wenn sich zwei Wagen auf dieser schmalen Straße entgegenkamen. Nein, jetzt hielt er sogar direkt auf sie zu. Mit aller Kraft seiner muskulösen Arme riss der Fahrer des Transporters das Lenkrad zunächst nach links, dann nach rechts und schließlich wieder nach links und konnte auf diese Weise um Haaresbreite einen Frontalzusammenstoß vermeiden. Es gelang ihm sogar, weder gegen die Felswand zu prallen noch ins Meer hinabzustürzen, und so blieb er schließlich mitten auf der Straße stehen, vielleicht fünfzig Meter hinter Stelle, wo es passiert war. Der Jeep jedoch setzte seine betrunkene Fahrt fort. Schließlich prallte er gegen die Felsen und schrammte einige nicht enden wollende Augenblicke daran entlang, als wolle er ein ganzes Stück der Insel mitnehmen. Erst dann blieb er endlich stehen.
    Der

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