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Ueberdosis

Ueberdosis

Titel: Ueberdosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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daß Hommberg ungeschoren aus der Sache herauskommen sollte, weil er sich rechtzeitig dem BKA als V-Mann angedient hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Außerdem blieben die Umstände von Michael Maaßens Tod nach wie vor mysteriös. Goldzahn war mit ihm auf der Toilette gewesen – aber hatte er ihm auch tatsächlich die Überdosis injiziert?
    Die hennarote Schönheit gab Archimedes einen Kuß und zog sich auf das Jugendstilsofa zurück. Archimedes kam mit einem Glas Scotch an Markeschs Tisch.
    »Wie geht es dir?« fragte der Grieche.
    »Ich habe heute meine Todesanzeige in der Zeitung gelesen«, knurrte Markesch. »Beantwortet das deine Frage?«
    Der Grieche zupfte an seinem schwarzen Bart. »He, Kopane, ich hoffe, du verdächtigst nicht mich. Es war ganz allein Sophies Werk. Sie hat mich erst informiert, als es schon zu spät war.«
    »Du solltest dir eine neue Kellnerin suchen. Weil ich Sophie morgen erwürgen werde.« Markesch griff in seine Tasche und reichte Archimedes den Umschlag mit den entzwei gerissenen Geldscheinen. »Spätestens morgen wird hier eine Ratte mit einer Rolex auftauchen. Gib ihm das hier dafür und schmeiß ihn anschließend raus. Die Ratte heißt Laschke.«
    »Du bist aggressiv.«
    »Ich bin deprimiert«, erwiderte Markesch. »Es liegt am Schmutz. In dieser Stadt gibt es zuviel Schmutz.«
    »Vielleicht kann ich dich aufheitern. Ich habe herausgefunden, wem der rote Porsche gehört.«
    »Ich schätze, einem Spanier namens El diente de oro.« Markesch leerte das Whiskyglas in einem Zug. »Dem Killer mit dem Goldzahn.«
    Der Grieche schüttelte mit dem Kopf. »Irrtum. Der Wagen ist auf einen Deutschen zugelassen. Der Kerl heißt Großmann. Peter Großmann.«
    Peter Großmann, dachte Markesch. Gott! Susannes Bruder! Peter – Pit. Verdammt, natürlich! Jener Pit, der laut Barny im El Lobo kiloweise Amphetamin angeboten hat, war Susanne Großmanns Bruder! Er hat für Michael und Hommberg das Speed verkauft. Und Susanne? Welche Rolle hat sie gespielt? Nur die der unbeteiligten Mitwisserin? Aber wieso fährt der Spanier Großmanns Porsche? Es ist zum Verrücktwerden! Jede Antwort wirft nur neue Fragen auf. Was für ein Sumpf!
    Archimedes sah ihn erwartungsvoll an. »Nun? Zufrieden mit meinen Ermittlungen?«
    »Sicher«, knurrte Markesch. »So zufrieden, daß ich dringend einen Scotch brauche.«
    »Der Alkohol wird dich noch einmal umbringen.«
    »Du solltest Zeitung lesen. Dann wüßtest du, daß ich bereits tot bin.« Er erinnerte sich an den Umschlag mit dem Scheck, den ihm Elvira Maaßen gegeben hatte, und öffnete ihn, als Archimedes mit dem leeren Glas hinter dem Tresen verschwand. Fünftausend Mark. Sehr großzügig. Die Wahrheit schien ihr wirklich allerhand wert zu sein. Ihre Wahrheit.
    Er hörte das Telefon klingeln, und er war sicher, daß der Anruf für ihn war.
    Vermutlich Schmitz, dachte er. Vermutlich will er mir mitteilen, daß das BKA in meiner Wohnung die versprochenen hundert Gramm Kokain gefunden hat.
    »Für dich«, sagte Archimedes.
    Markesch preßte den Hörer an sein Ohr. »Ja?«
    »Ich muß Sie sprechen, Markesch. Dringend. Ich … ich brauche Hilfe.«
    Es war nicht Schmitz; es war Susanne Großmann.
    »Was ist passiert? Wo sind Sie?«
    »In einem Lokal in der Innenstadt.« Sie nannte ihm die Adresse. »Bitte, Sie müssen kommen. Bitte! Ich habe solche Angst. Sie … sie haben meinen Bruder entführt. Und jetzt wollen sie mich … Bitte, Markesch, Sie müssen mir helfen. Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden kann.«
    »Okay, ich komme. Bleiben Sie, wo Sie sind. In einer Viertelstunde bin ich da. Verstanden?«
    »Ja. Beeilen Sie sich. Bitte!«
    Er warf den Hörer auf die Gabel und sprang auf.
    »He, Kopane«, rief ihm Archimedes nach, »was ist mit deinem Scotch?«
    »Keine Zeit für Scotch. Ich muß eine Jungfrau aus den Klauen des Drachen befreien!«
    Markesch stürmte aus dem Café. Draußen regnete es in Strömen, aber er spürte den Regen nicht einmal. Wenige Augenblicke später hatte die Nacht seinen klapprigen Ford verschlungen.
     
    Als er mit quietschenden Bremsen vor dem Lokal in der Innenstadt hielt, löste sich eine schwarzgekleidete Gestalt aus dem Eingang. Er stieß die Wagentür auf, und Susanne Großmann stieg ein.
    Sie war blaß, und ihre Blässe wurde von ihrer schwarzen Kleidung noch verstärkt.
    »Fahren Sie«, sagte sie mit gepreßter Stimme. »Schnell!«
    Er gab Gas.
    Sie zündete eine Zigarette an, und aus den Augenwinkeln sah er, daß ihre

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