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Ueberdosis

Ueberdosis

Titel: Ueberdosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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hatte. Vermutlich kennt er das Wort Skrupel nicht einmal. Hommberg hatte Angst, weil er nicht literweise Fentanyl aus der Pharmaproduktion abzweigen konnte, ohne daß es irgendwann auffiel.«
    Susanne Großmann wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Michael wollte endgültig aussteigen, sich der Polizei stellen, aber Hommberg war dagegen. Er war an dem Amphetamin-Geschäft beteiligt, es hätte ihm den Kopf gekostet. Ich weiß nicht, was er zu ihm gesagt hat – jedenfalls war Michael nach seinem letzten Besuch bei ihm völlig verstört. Und dann erfuhr er auch noch – ich weiß nicht, wie oder durch wen – daß Hommberg und seine Mutter … sie haben ein Verhältnis. Ich glaube, das war der Auslöser. Man muß die Beziehung zwischen Michael und seiner Mutter gekannt haben, um zu verstehen, wie sehr ihn das getroffen hat. Sie haßten sich, ja, aber gleichzeitig … es war keine normale Liebe. So extrem, wie seine Mutter reagiert hat, als sie begriff, daß ich zur wichtigsten Frau in Michaels Leben wurde, so extrem reagierte auch er. Hommberg hatte ihn in diese Amphetamin-Geschichte hineingeritten, sein Leben zerstört, und Hommberg schlief mit seiner Mutter, nahm ihm die Mutter weg …«
    Susanne Großmann stockte.
    »Er wollte einfach nicht mehr, verstehen Sie? Er sah keinen Ausweg mehr. Er nahm die letzte Amphetamin-Produktion und traf sich mit den Spaniern und … Er muß ihnen gesagt haben, daß er aufhören will, obwohl er wußte, daß sie es nicht zulassen würden. Und sie haben ihn umgebracht. Manchmal«, sagte sie leise, »manchmal denke ich, daß er es darauf angelegt hat. Daß der Tod der einzige Ausweg für ihn war.«
    Ja, dachte Markesch. Das ist auch der Grund, warum er sich nicht gewehrt hat. Er wollte sterben, allem ein Ende machen. Er sagte dem Spanier, dem Goldzahn, daß er ihn und Jorge und diesen Toldeo auffliegen lassen werde, und der Goldzahn lockte ihn auf die Toilette und gab ihm die tödliche Spritze, und Michael ließ es einfach mit sich geschehen. Ihm war es gleich. Er hatte nichts mehr zu verlieren, nicht einmal mehr sein Leben.
    Susanne Großmann zündete eine neue Zigarette an. »Aber Jorge – und sein Bruder, der Kopf des Ganzen, Toldeo – wollten nicht aufgeben. Das Carfentanil-Geschäft war zu vielversprechend, und sie hatten genug gegen Hommberg und meinen Bruder Peter in der Hand, um sie erpressen zu können. Toldeo wandte sich an Hommberg, Jorge setzte Peter und mich unter Druck. Hommberg sollte das Fentanyl liefern und Peter statt Michael das Carfentanil synthetisieren. Peter studiert ebenfalls Chemie, aber … Er ist nicht so begabt wie Michael. Michael war ein Genie. Er hätte es geschafft, er hätte den komplizierten chemischen Prozeß durchführen können, aber nicht Peter. Doch Toldeo glaubte ihm nicht. Er bedrohte ihn, mich, Hommberg. Und heute …«
    Sie rauchte nervös.
    »Peter ist seit gestern abend spurlos verschwunden, und als ich heute mittag von der Uni nach Hause kam, wartete Jorge vor der Tür auf mich. Ich habe ihn rechtzeitig gesehen und bin davongelaufen. Toldeo hat Peter entführt. Ich bin mir sicher. Ich weiß es. Um ihn zu zwingen, das Carfentanil herzustellen. Hommberg wollte an einem dieser Tage das Fentanyl für die Synthese liefern.«
    Markesch nickte unwillkürlich. Deshalb also war der Spanier – Toldeo, es mußte sich dabei um Toldeo gehandelt haben – am Morgen bei Hommberg gewesen. Um die Lieferung in Empfang zu nehmen. Oder um die letzten Einzelheiten durchzusprechen. Und meine Nachforschungen müssen sie so nervös gemacht haben, daß es ihnen klüger erschien, Peter Großmann aus dem Verkehr zu ziehen. Aber Susanne ist ihnen entkommen. Und der Mordanschlag auf mich ging schief. Sie müssen jetzt noch nervöser sein, gefährlich nervös.
    »Sie werden Peter umbringen«, sagte Susanne dumpf. »Er beherrscht die Synthese nicht. Toldeo und seine Leute werden glauben, daß er absichtlich Fehler macht, und ihn umbringen.«
    Markesch dachte an Schmitz und Müller vom BKA.
    Durch Hommberg mußten sie von Peter Großmanns Rolle wissen, aber sie würden nichts unternehmen, selbst wenn sie von der Entführung erfahren hatten. Ihnen ging es um Toldeos Hintermänner, die Drahtzieher im internationalen Heroingeschäft. Vielleicht handelte Toldeo nicht auf eigene Faust. Vielleicht war die Sache mit dem Carfentanil eine Art Pilotprojekt des großen Syndikats, für das Toldeo arbeitete. Der Zufall hatte ihnen mit Hommberg eine ideale Fentanylquelle in die

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