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Ueberdosis

Ueberdosis

Titel: Ueberdosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Er mußte an Elvira Maaßen denken, die das gleiche Parfüm benutzte, und daran, was er ihr sagen mußte, wenn Peter Großmann befreit und der Fall abgeschlossen war.
    Susanne deutete auf das einstöckige Bürogebäude. »Im Keller«, flüsterte sie. »Das Labor muß sich im Keller befinden. Bestimmt wird Peter dort festgehalten.«
    Aber was ist, wenn sie ihn in ein anderes Versteck geschafft haben? fragte sich Markesch. Wenn den Spaniern der Boden zu heiß geworden ist?
    Dann blieb ihm nichts anderes übrig, als sich an Müller zu wenden. Der Junge war in Gefahr. Früher oder später würden Toldeo und seine Leute erkennen, daß er ihnen bei der Carfentanil-Produktion nicht helfen konnte, und dann …
    Oder sie hatten ihn bereits erledigt.
    Weil Susanne ihnen entkommen war und sie fürchten mußten, daß sie in ihrer Verzweiflung die Polizei einschaltete.
    Markesch riß sich aus seinen Überlegungen. Sie brachten ihn nicht weiter. Später, wenn die Aktion sich als Fehlschlag erwies, konnte er sich immer noch den Kopf über seine weiteren Schritte zerbrechen.
    Er stieg von dem Reifenstapel.
    »Kommen Sie, Susanne!«
    Sie machte einen Schritt, stolperte und fiel direkt in seine Arme. Einen Moment lang hielt er sie fest. Sie fühlte sich gut an. Warm und weich. Wie ein Traum.
    »Das ist nicht der richtige Moment für eine Verführung«, wisperte sie.
    Markesch riß sich los. Ihm lag eine zynische Erwiderung auf den Lippen, aber dann sah er ihr Lächeln und das Licht in ihren Elfenaugen, und er sagte nichts, sondern nahm ihre Hand und führte sie an der Mauer entlang bis zum Ende des Schrottplatzes, wo der flache Fertigbau an das Grundstück grenzte.
    Der Regen wurde stärker, doch Markesch war dankbar dafür. Das Rauschen und Plätschern verschluckte ihre Schritte. Sie stiegen über die Mauer und fanden sich in einem schmalen Durchgang wieder. Vor ihnen die verputzte Wand des Bürogebäudes, das spiegelnde Rechteck eines Fensters.
    Markesch horchte.
    Alles war still. Dann drang von der Straße das gedämpfte Brummen eines Motors, wurde lauter und verlor sich wieder im Regen.
    Markesch entspannte sich, zog den Glasschneider und den Saugpfropf aus der Ledermappe und drückte den Pfropfen in Höhe des Fenstergriffs an die Scheibe. Sekunden später hatte er ein rundes Stück aus der Fensterscheibe geschnitten und das Fenster geöffnet.
    Ein Büro.
    Ein unaufgeräumter Schreibtisch, zwei Aktenschränke, die Wände mit Plakaten geschmückt, die die aufgehende Sonne, Palmen, den Stand, das Meer und im Vordergrund Orangen, Zitronen und andere Früchte zeigten.
    Er horchte wieder.
    Es blieb still.
    Er kletterte in das Büro und zog Susanne Großmann hinterher. Sie zitterte leicht, ihr Atem ging schnell, ihr Atem roch gut: nach frischgeschälten Apfelsinen. Es paßte zu den Plakaten.
    »Und jetzt?«
    Markesch legte warnend den Finger an den Mund, schloß das Fenster wieder, holte die Magnum aus der Tasche, entsicherte sie und schlich auf Zehenspitzen zur Tür.
    Die Tür knarrte. Er blickte in einen dunklen Korridor. Rechts und links geschlossene Türen, am Ende eine nach unten führende Treppe. Mattes Licht fiel herauf und verlor sich auf den obersten Stufen in der Dunkelheit.
    Markesch lauschte und glaubte eine gedämpfte Stimme zu hören. Dann – deutlich – ein heiseres Lachen.
    Er lächelte grimmig.
    »Okay«, flüsterte er und sah Susanne an. »Ich gehe nach unten. Sie bleiben hier.«
    »Aber …«
    »Kein Aber! Wenn etwas schiefgeht, rufen Sie die Polizei.« Er wies auf das Telefon auf dem Schreibtisch. »Sie sind meine Lebensversicherung. Versuchen Sie nicht, mir zu helfen. Rufen Sie die Polizei, und dann verschwinden Sie. Ist das klar?«
    Sie nickte. Ihre Lippen waren feucht und leicht geöffnet. Dies war auch nicht der richtige Moment für eine Verführung, aber schließlich war er der Held, der sich todesmutig in Gefahr begab, und deshalb beugte er sich zu ihr hinunter und küßte sie.
    Der Kuß wurde nicht erwidert.
    Nur ihre Augen weiteten sich.
    Er wandte sich ab und schlich zur Treppe, und er schmeckte noch immer die Süße ihrer Lippen. Die Treppe beschrieb eine Biegung, und ein schmaler Streifen Licht kroch die Stufen herauf und zerfaserte dann an der Wand zu vager Helligkeit, die schließlich oben an der Treppe von der Dunkelheit verschluckt wurde. Das Licht mußte durch den Spalt einer angelehnten Tür fallen. Jetzt hörte er die Stimme auch deutlich; er kannte sie: rauh und kratzig, von zuviel Alkohol und

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