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Ueberdosis

Ueberdosis

Titel: Ueberdosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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zuviel Zigaretten verwüstet, die Stimme des Goldzahns. Eine andere Stimme – Jorge – antwortete.
    Langsam, vorsichtig, die Magnum schußbereit in der Hand, stieg Markesch Stufe für Stufe hinunter, mit hämmerndem Herzen, die Kehle wie zugeschnürt. Als er die Biegung erreichte, glaubte er von draußen Motorenlärm zu hören. Er täuschte sich nicht. Das Brummen wurde lauter und brach ab. Einen Atemzug später das dumpfe Geräusch einer zufallenden Wagentür.
    Markesch brach der Schweiß aus.
    Jemand war mit einem Auto auf dem Firmenhof vorgefahren.
    Jemand – Toldeo.
    Und er kam ins Haus.
    Markesch fluchte lautlos. Wieviel Zeit blieb ihm noch? Eine halbe Minute, nicht mehr. Wenn es ihm nicht gelang, den Goldzahn und Jorge auszuschalten, bevor Toldeo das Haus betrat, geriet er zwischen zwei Fronten. Dann war er erledigt.
    Eine halbe Minute.
    Plötzlich wünschte er, er hätte das Beten nicht verlernt. Aber vielleicht kam er mit der Magnum weiter als mit einem Gebet.
    Los! dachte er.
    Ein Schritt, und er war um die Biegung. Ein Sprung, und er landete am Ende der Treppe. Ein Tritt, und die nur angelehnte Kellertür sprang krachend auf.
    Neonlicht. Gekalkte Wände. An der Rückwand eine breite Werkbank. Reagenzgläser, Kolben, Bunsenbrenner, Behälter mit Chemikalien, eine Pumpe, ein Destillierapparat, ein Gewirr gewundener Glasröhren, ein Durcheinander anderer Instrumente. Vor der Bank, auf einem Stuhl, die Hände mit Handschellen gefesselt, ein schlanker, junger Mann mit hellblonden Haaren, blassem, verängstigtem Gesicht und Elfenaugen. Susannes Bruder, Peter Großmann. Zwei Meter daneben, lässig an die Werkbank gelehnt, eine Flasche Sekt in der Hand, der Spanier mit dem Goldzahn. An der Seite, bequem in einem Sessel sitzend, der Flamencotänzer, Jorge.
    Sie rührten sich nicht, sahen ihn nur ungläubig an.
    Ein Gruppenbild im Neonlicht.
    Von oben das Klirren eines Schlüsselbundes, das Quietschen einer Tür, schwere Schritte.
    Toldeo kam!
    Das Bild zerriß. Der Goldzahn ließ die Flasche Sekt fallen, und sie zerbarst mit einem Knall auf dem Betonboden. Seine rechte Hand verschwand unter seiner Jacke. Eine Pistole blitzte im Neonlicht. Jorge kam mit einem Sprung aus seinem Sessel hoch und holte mit seinem Klappmesser zum Wurf aus. Der Goldzahn legte auf Markesch an, und Markesch riß die Magnum hoch.
    Peter Großmann hielt plötzlich einen Glasbehälter in den gefesselten Händen. In seinen Augen flackerten Angst, Verzweiflung und Hoffnung. Ehe der Goldzahn abdrücken konnte, schüttete er ihm eine Flüssigkeit ins Gesicht. Sie zischte und dampfte. Der Goldzahn ließ die Waffe fallen und schrie. Markesch hatte noch nie derartige Schreie gehört. Der Spanier schrie und schrie, und Markeschs Magnum brüllte auf, und die Kugel schlug dicht neben dem Kopf des anderen Spaniers ein faustgroßes Loch in die Wand, und der Spanier wurde blaß, leichenblaß, und ließ das Messer fallen, während die gellenden Schreie des Goldzahns die Stille nach dem betäubenden Donner des Schusses zerrissen.
    Markesch wirbelte herum.
    Im Türrahmen stand Toldeo, einen glänzenden Aktenkoffer in der einen und eine Pistole in der anderen Hand.
    Markesch warf sich zur Seite.
    Das Knallen eines Schusses, das böse Pfeifen einer Kugel, brennender Schmerz an seinem linken Oberarm. Er fiel und schoß im Fallen, aber Toldeo war bereits aus dem Türrahmen verschwunden und die Treppe hinauf. Jorge stürmte an Markesch vorbei, aber Markesch packte den Fliehenden am Bein, und der Spanier prallte mit dem Kopf gegen den Türrahmen und sackte mit einem erstickten Ächzen zusammen.
    Von oben ein Schrei.
    Susanne!
    Markesch rappelte sich auf, ignorierte den Schmerz an seinem Arm – nur ein Streifschuß, nur ein Kratzer, nicht der Rede wert – und nahm die Verfolgung auf.
    Susanne lag oben im Korridor, neben der offenen Haustür, mit einer Platzwunde an der Stirn. Aber sie atmete noch. Sie lebte. Sie war nur bewußtlos.
    Er stürmte nach draußen, duckte sich. Toldeo rannte über den Hof, zum roten Porsche, drehte den Kopf, hob seine Waffe und schoß im Laufen. Die Kugel ließ eines der Fenster zersplittern.
    Von der Straße das Aufheulen mehrerer Motoren.
    Zwei, drei Autos kamen durch das offene Tor gebraust und rasten auf Toldeo zu. Männer sprangen heraus.
    »Stehenbleiben! Polizei! Sofort stehenbleiben! Lassen Sie die Waffe fallen! Lassen Sie sofort die Waffe fallen!«
    Toldeo erstarrte.
    Seine Pistole fiel klirrend auf den Asphalt.
    Markesch

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