Ueberleben als Verpflichtung - den Nazi-Moerdern entkommen
die für die Juden mit einem „J“ gekennzeichnet waren, Luftschutzkeller geöffnet – einer für die jüdischen Bewohner, abseits von den anderen.
Die jüdischen Bewohner wurden gezwungen, vom ersten Ton der Sirenen an bis zur Entwarnung im Keller auszuharren. Es bestünde Gefahr, daß sie feindlichen Flugzeugen Lichtsignale gäben, erklärte der Luftschutzwart. Nach 20 Uhr war es Juden untersagt, bis morgens um 6 Uhr ihre Wohnungen zu verlassen. Arische Frauen könnten sonst in der Verdunkelung von jüdischen Männern belästigt werden, der Kommentar. Reaktionen des Auslands auf die Maßnahmen gegen die Juden, die nun Schlag auf Schlag folgten, hatte die Naziregierung, nun da Krieg war, nicht mehr zu fürchten.
Pour le Sémite nannten die Juden den gelben Lappen in Anlehnung an den international renommierten Verdienstorden, mit dem Aufdruck Jude , den sie am äußersten Kleidungsstück in Herzhöhe fest anzunähen hatten. Es war Spießrutenlaufen, mit diesem gelben Stern auf der Straße zu gehen. Jeder guckte einen an, einige wenige sehr vorsichtig, aber doch freundlich, andere gehässig, Grimassen schneidend. Die Mehrheit guckte sozusagen durch uns durch, aber sie guckte. Dennoch erklärten einige Juden, sie trügen den gelben Stern mit Stolz. Schließlich sei es der einzige Orden, den Hermann Göring nicht anlegen konnte.
Der Krieg zeigte trotz aller anfänglichen Erfolge der deutschen Armeen auch in der Heimat bald sein wahres zerstörerisches Gesicht. Hermann Göring hatte einst erklärt, er wolle Meier heißen, wenn auch nur ein einziges feindliches Flugzeug jemals am Himmel Berlins auftauchen würde. Doch sie kamen zu Tausenden und legten mit ihren Bomben ganze Straßenzüge in Schutt und Asche. Die Menschen verbrachten viele Stunden im Luftschutzkeller, besorgt, verängstigt, entsetzt, und horchten auf die schrillen Pfeiftöne der vom Himmel herabstürzenden Bomben. Ein Volksempfänger unterhielt sie mit Berichten über die großen Erfolge deutscher Armeen. Daraufhin die Frage eines Volksgenossen: „Wo wären wir jetzt, wenn wir den Führer nicht hätten?“ Antwort aus dem Dunkel: „Im Bett.“
Rudolf Hess, Hitlers Stellvertreter, flog im Mai 1941 plötzlich mit seinem eigenen Flugzeug ins feindliche England. Die Naziregierung hatte große Mühe, dem Volk dafür eine plausible Erklärung zu geben. Nach den Einnahmen von Frankreich, den Benelux-Ländern und Skandinavien war eine Invasion Englands eines der wichtigsten noch verbliebenen Kriegsziele der Deutschen. Hess habe in einem Anfall von Wahnsinn gehandelt, hieß es. In einem vom deutschen Rundfunk immer wieder geschmetterten Kampflied hieß es: „Es singt und spielt das ganze Land, denn wir fahren gegen Engelland!“ Der Volksmund flüsterte dazu: „Und wenn dann einer mal wirklich fährt, dann wird er für verrückt erklärt.“
Witzige Reaktionen der Juden auf die unablässigen Verfolgungsmaßnahmen wurden seltener. Es war unsäglich schwer für sie, mit der Realität fertig zu werden. Juden mußten ihre Wohnungen räumen, wurden in sogenannte Judenhäuser gepfercht, die ihnen zugestandenen Lebensmittelrationen wurden immer kleiner. In Hitlers Munitionsfabriken mußten sie Zwangsarbeit machen, die vielfach ihre Kräfte überstieg. Unter Vorwänden stahl man ihnen das letzte Geld. Als die Deportationen in den Osten begannen, ließ die Angst sie nicht mehr los, daß sie als Nächste einem unbekannten Schicksal zugeführt würden. Einige aber hörten nicht auf, Hoffnungsschimmer zu suchen, und sie fanden sie im Zeitgewinn, im Fehlschlag nazistischer Ziele, im Rückzug der Armeen aus Feindesland.
Ein Jude sollte erschossen werden. Ein SS-Mann trat auf ihn zu, guckte ihn lange an und sagte schließlich: „Sie sehen ja leidlich arisch aus. Ich will Ihnen eine Chance geben. Ich habe ein Glasauge, das nicht so leicht zu erkennen ist. Wenn Sie sofort richtig raten, welches es ist, werde ich Sie zurückstellen lassen.“ Ohne Zögern kam die Antwort des Juden: „Das linke, Herr Sturmbannführer.“ „Woran haben Sie das erkannt?“ , fragte der erstaunte SS-Mann. „Es guckt so gütig, Herr Sturmbannführer.“
Es war die Zeit, als die deutsche Wehrmacht um Stalingrad kämpfte und nicht nur diese eine Stadt verlor. Doch die Nazis ließen nicht ab, Juden in Viehwaggons gen Osten zu deportieren. Keiner wußte, wohin. „Sie dürfen sich auf keinen Fall deportieren lassen“ , inständig bat die Besitzerin einer Wäscherei, die seit Jahren unsere
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