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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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vom Herrn selbst gesegneten 3D-Nintendo, von dem sie keine Ahnung hat und den Barbara ihr mit den Worten »Das ist von dir!« eine Sekunde zuvor heimlich in die Hand gedrückt hat.
    »Was schenkt ihm deine Mutter?«, fragt Nina, die mit Daniel plangemäß in der Tür zum Zimmer steht, ein Sektglas in der Hand.
    »Ein Sparkonto«, antwortet Daniel.
    »Aha«, sagt Nina.
    »Es bringt nichts«, sagt Daniel. »Ich hab auch eins seit der Kommunion, aber ich komme nicht ran.«
    »Du bist doch schon achtzehn.«
    »Ja, aber Mama sagt, es sei noch zu früh. Sie sagt, sie löst es erst auf, wenn sie den Eindruck hat, dass ich im Leben bereit dafür bin.«
    »Und wann wird das sein?«
    Daniel zuckt mit den Schultern: »Ich sag mal so: Die Uhr, die sie Papa 1998 gekauft hat, hat er immer noch nicht bekommen.«
    Nina schmunzelt, runzelt aber auch die Stirn. Daniel versinkt in ihren Grübchen, ihren Augenbrauen, in den feenfeinen Härchen zwischen Nasenrücken und Stirn. Leon hat den Nintendo ausgepackt und fällt der Oma um den Hals. Ihre Brille und ihr Gebiss verrutschen. Detlef steht hinter Leon, bereit, seinem kleinen Neffen das Geschenk zu übergeben, das er mitgebracht hat.
    Daniel kann nicht mehr warten.
    »Komm«, sagt er, »ich will dir was zeigen.« Er nimmt allen Mut zusammen und hält Nina die Hand hin. Sie ergreift sie, süß lächelnd, frei nach dem Motto: Zieh mich hin, wo du magst. Daniels Herz rast. Die Kirmes in der Hose ist längst zu den Stuttgarter Wiesn geworden, dem Oktoberfest, der Allerheiligenkirmes in Soest. Er will Nina gerade aus der Tür ziehen, als in der Geschenk-Arena ein empörter Ausruf erklingt. Barbara hält das Kinderbuch in der Hand, das Detlef ihrem frisch geweihten Sohn überreicht hat. Hundert Euro fielen zusätzlich heraus, doch das ist nicht das Problem. Das Problem ist das Buch selbst. Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel, ein Bilderbuch für alle, die sich nichts vormachen lassen . Barbara reißt es ihrem neugierigen Leon aus der Hand, schlägt die letzte Seite auf und sieht nackte Priester, die sich die Hände vor die Scham halten. Die Schnappatmung setzt ein. Leon schielt auf das überaus spannende Bild und zitiert vor der gesammelten Verwandtschaft, was darüber geschrieben steht: »Rabbis, Muftis und auch Pfaffen/sind, wie wir, nur ›nackte Affen‹.«
    Leon kann bereits sehr gut lesen.
    Die Oma versteht nicht so recht, was passiert. Außerdem ist sie damit beschäftigt, mit beiden Daumen von unten pressend, ihr Gebiss wieder gerade zu rücken.
    Detlef lacht und sagt: »Wie sang schon der große Phil Collins: ›We always need to hear both sides of the story.‹«
    Doch Barbara versteht weder Spaß noch Sichtweisenwechsel, rasend schlägt sie mit dem gebundenen Büchlein auf ihren alleinerziehenden Schwager ein, weist ihm den Weg zur Tür und sagt: »Raus! Ich will dich an Leons heiligem Tag nicht mehr hier sehen!«
    Mit so viel Vehemenz hatte Detlef nicht gerechnet.
    »Ehrlich? Ist das dein Ernst?«, fragt er.
    Ist es.
    Barbara steht kerzengerade, das Kinn nach oben, die Augen von ihm abgewandt. Ihr linker Zeigefinger deutet präzise auf die Türklinke.
    »Mann, Mann, Mann …«, sagt Detlef und nimmt nun statt Daniel Ninas Hand. »Komm«, sagt er zu ihr, »Andersdenkende sind hier nicht willkommen.«
    Die Tür schließt sich, und mit den Schritten auf dem Vorplatz verschwindet auch der selige Bauchnabel Ninas, den Daniel am heiligen Tag seines kleinen Bruders im Dachbodenstaubsonnenlicht entblößen wollte. Leon steht betreten zwischen den peinlich berührten Gästen und weiß gar nicht, was er nun falsch gemacht hat. Niemand sagt etwas. Der Fuß der Oma berührt versehentlich ein raschelndes Folienpapier, worauf die Großtante »Psssst« macht, als habe niemand das Recht, auch nur zu atmen, bevor Barbara allen erlaubt, mit der Festlichkeit fortzufahren.
    Daniel ist der Erste, der wieder redet. Die Kirmes in seiner Hose ist abgeklungen und hinterlässt höllische Schmerzen in seinen heiligen Testikeln.
    »Gut«, schnauft er, geht in sein Zimmer, stopft wahllos ein paar Sachen in seinen Rucksack und kommt wieder hervor, »dann gehe ich eben ins Kloster!«
    Er öffnet die Tür, doch die Hand seiner Mutter greift ihn am Rucksack und zerrt ihn zurück. Das ist ihr seltsamerweise auch wieder nicht recht.
    •Die Kommunion
    Alkoholpegel: ★
    Drama: ★ ★ ★ ★
    Erotik: ★ ★
    Spaß: ★
    Was man erwartet
    Sex. Während der Bescherung des kleinen Bruders schleicht

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