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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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überreichte ihr auf der Geburtstagsparty eine liebevoll verpackte Schwimmbrille. Die beste, die es gibt. Sie beschlägt nie und sitzt auf den Augen wie angegossen. Cora, die jeden Tag dreißig Bahnen zieht, hatte sie fünf Wochen zuvor mal erwähnt und beiläufig gesagt, sie würde sich so was Tolles trotz ihres intensiv betriebenen Hobbys niemals selber gönnen. Stefan hatte diesen Wink mit dem ganzen Zaun statt nur dem Pfahl nicht verstanden. Lars sehr wohl. Cora gab ihm damals vor lauter Freude einen Kuss auf den Mund. Unter Freunden, klar. Aber Lars bleibt dran.
    Merke ➙ In der Großraumdisco umkreisen sich keine Menschen, sondern männliche und weibliche Hormone in menschlichen Hüllen, die mal schauen, was heute Nacht noch so geht.
    »… a … do … la …, ass … s … u … ied … ei … lä …«
    »Waaaaas???«, brüllt Lars, denn er hat von Stefans Aussage über dem Stehtisch mit den Drinks nur ein Drittel verstanden. »Aerius« von David Puentez pumpt und zischt zu laut. Der Name passt wirklich zum Stück. Es klingt, als habe der Mann es in einem hallenden Flugzeughangar aufgenommen. Die schlichten Vocals titschen zwischen den Getränken auf dem Tisch hin und her, einigen Gläsern Wodka-Red-Bull. Die Vocals lauten: »Eh eh eh eh eh/ Ah ah ah ah ah.«
    Stefan wiederholt seinen Satz: »… ar … och … kla …, da … sie … uns … iede … rei … ass …«
    Lars nickt. Er glaubt, dass Stefan gesagt hat: »Es war doch klar, dass sie uns wieder reinlassen.« Ganze Sätze versteht man hier nie, aber das ist ja auch gut so. Dafür kommt man hierher. Licht und Lautstärke sorgen dafür, dass die Welt in der Großraumdisco ein Tunnel wird. Eigentlich müsste sie daher Engraumdisco heißen. Sie bündelt die Wahrnehmung und quetscht sie zusammen. Man muss brüllen, damit die Worte ankommen. Und man verbringt viel Zeit damit, Leute zu suchen. Cora tanzt am Rand des Dancefloors.
    »… o … in … usa … u … atric …?«, fragt Stefan.
    »Wo Susan und Patricia sind?«, antwortet Lars.
    Das sind Freundinnen, die Cora mitgebracht hat. Womöglich um Lars ein wenig zu füttern, da sie bereits spürt, dass er eigentlich sie zur Beute will. Da! Es geht schon los. Beute. Das barbarische Discodenken in Steinzeitkategorien. Das macht diese Musik aus einem. Und das Licht. Aber vor allem der geil schlichte Sound: »Eh eh eh eh eh/ Ah ah ah ah ah.«
    Lars driftet jetzt schon ab in die Gefilde des reinen Triebs, mit jedem Beat aus den Boxen und jedem Blitz aus der Lichtanlage. Der Tunnel wird enger.
    »… ommt … dli … anzen …!«
    Cora ist kurz aus der Menge rüber zum Tisch gelaufen und will, dass die beiden endlich tanzen kommen. Der DJ startet »Welcome To Saint Tropez« und die Grundmelodie setzt ein: Möök Möök Möök Möök/ Mi Mi/ Möök Möök Möök Möök Möök.
    Beim zweiten Mal fünf Mööks statt nur vier, ein winziger, aber irgendwie aufpeitschender Trick. Stefan will erst sein Glas aussaufen, aber Lars lässt sich nicht lange bitten. Cora will tanzen, also wird getanzt.
    Merke ➙ Jeder Beat in der Disco ist im Grunde ein rhythmischer Hüftstoß. Erfolgreiche House- und Dancemusik ist gelungener, tonaler Geschlechtsverkehr.
    »Sex ist Arbeit!«, sagt Stefan öfter, und Lars wundert das nicht. Wem es schon zu viel Mühe macht, mehr als alle fünf Jahre seine Schuhe zu wechseln oder sich regelmäßig zu rasieren, kann auch im Bett keine Rakete sein. Tanzen ist Sex mit Klamotten und somit tatsächlich Arbeit. Eine sehr schweißtreibende sogar, denn der Dancefloor wird von Stunde zu Stunde voller und die Luft heißer. Die Disco hat noch zwei weitere Abteilungen, aber Lars, Stefan, Cora und die jeweils mitgeschleppten Bekannten besuchen immer nur diesen Main Floor. Es gibt noch einen Bereich für Rock, Metal und Crossover. Da schubsen sich diese Baseballkappen-Idioten durch die Gegend und brechen sich die Daumen. In der dritten Halle wiederum tanzen »die Schwarzen«, wie Stefan sie immer nennt, große Männer mit kantigen Köpfen und kleine Frauen mit etwas Bauchspeck über der Lackhose, die im Grunde die ganze Nacht nur Depeche Mode hören wollen. Oder irgendwelche Electronic Body Music.
    Hier auf dem Main Floor ist immer Party, wie sie sein soll. Er ist niemals leer, wie das nebenan durchaus geschehen kann, wenn der DJ etwas spielt, was den Herrschaften nicht so mundet. Hielte man auf dem Main Floor eine Infrarotkamera von oben über die Tanzenden, würden die roten Hitzefelder der Menschen

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