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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Standing Ovations und gerade mal 20  Uhr  23 . Kurzer Seitenblick zur Security. Auch er schaut mich an, er hat mich auf dem Kieker. Vielleicht ist das ja ein Ansatz! Daniel Hartwich bittet um das Urteil der Fachjury. Der Gel-Kopf gibt sieben, Maite neun, Motsi neun und der Eisdielenkellner sieben Punkte, also 37 zusammen, wie die bezaubernde Sylvie van der Vaart im Handumdrehen errechnet. »Zweiunddreißig«, verbessert Hartwich trocken, und Sylvie van der Vaart lächelt ein »Wunderschön!«
    Es folgt ein relativ langes und ruhiges Gespräch ohne Pyrotechnik, in dem es um Träume geht, die wahr werden, und Anrufe, irgendwer soll nämlich irgendjemanden anrufen, damit die Träume auch wahr werden können, und dann kann ich erneut Blickkontakt zur Security herstellen und meinen Mittelfinger zeigen. Unauffällig kommt er zu mir.
    »Was haben Sie denn für ein Problem?«
    Ich deute auf Sylvie van der Vaart.
    »Darf ich ihr gleich einen Heiratsantrag machen?«
    »Wem?«
    »Sylvie van der Vaart. Vor allen Kameras! Ich liebe sie nämlich!«
    »Alles klar.«
    Der Knopfohrmann geht, und ich konzentriere mich wieder auf die Show. Schade. Dachte, das wäre eine todsichere Nummer. Ein zweites Paar tanzt, ich frage Annabelle, wer von den beiden der Tanzlehrer ist und wer der Schüler.
    »Siehst du das nicht?«, grinst Annabelle, die meine Unwissenheit ebenso erfreut wie mein plötzliches Interesse.
    »Die Frau, oder?«
    »Ach Schnuppes, die Frau ist fast rausgeflogen in der Vorrunde!«
    Ich sage noch »Is wahr?«, da spüre ich einen eisenharten Griff an meinem linken Arm, der Anabolika-Ohrknopfmann sagt »Wir gehen jetzt mal raus« und ich lasse mich schulterzuckend abführen. Noch ehe Annabelle begreift, was passiert, ist mein Platz durch einen Security-Kollegen aufgefüllt und ich hinter der Tribüne.
    »Du sagst hier gar nichts in die Kamera, damit das mal klar ist!«, faucht der Boxer im Anzug und führt mich durch das Gestänge der Tribüne aus dem Studio.
    »Danke«, sage ich, »das war sehr professionell!«
    »Wunderschön!«, höre ich die bezaubernde Sylvie van der Vaart noch, dann schließt sich die schwere, schwarze Studiotür hinter mir, und ich stehe alleine im riesigen Flur des MMC -Geländes, von denen die einzelnen Studios abgehen. Ich zünde mir eine Kippe an und wähle Phils Nummer. Er geht sofort ran.
    »Du hast vielleicht Eier, mich noch anzurufen!«
    »Ich –«
    »Du bist echt der erbärmlichste Wichser, den ich kenne –«
    »… wollte –«
    »Ein Taxi musste ich mir nehmen und noch mal hundert Euro zahlen für ein Paar neue Krücken.«
    »… dir vorschlagen, dass ich dich in die Eifel fahre morgen zur Reha. Als kleine Entschuldigung sozusagen.«
    »Was?«
    »Ich fahr dich zur Reha. Oder hast du schon jemanden?«
    »Nee. Ich wollte mir ein Taxi nehmen.«
    »Wie gesagt: Ich fahr dich!«
    »Klar! Und dann sind wieder die Krücken weg, und ich häng mit ’ner Kette an der erstbesten Raststätten-Bank.«
    »Bullshit. Ich fahr dich da morgen früh hin und fertig. Also halt in deinem Auto.«
    »In MEINEM supertollen neuen Wahnsinns-Auto willst du Klumpfuß mich da hinfahren?«
    »Mein Hilux ist in der Werkstatt.«
    »Logisch. Is ja auch ’ne Japsenschüssel.«
    »Phil. Du weißt, wie schwer es mir fällt, mich zu entschuldigen für die Sache mit deinem Knie. Lass es mich auf die Art machen.«
    »Ich werd das Gefühl nicht los, dass du wieder irgend ’ne Nummer abziehst.«
    »Unsinn. Was sollte ich denn für einen Vorteil davon haben, dich in die Eifel zu fahren?«
    »Weiß nicht, dir wird schon was eingefallen sein.«
    »Bitte!«
    »Also gut, du Wurst. Zehn Uhr bei mir!«
    »Klasse. Vielleicht eine Sache noch, kannst du mir Modafinil besorgen im Krankenhaus?«
    »Wie heißt das?«
    »Modafinil.«
    »Und was soll das sein?«
    »Ein Brainbooster!«
    »Stimmt, den könntest du in der Tat gebrauchen. Ich hätte auch noch eine Sache, die mir am Herzen liegt.«
    »Ja?«
    »Fick dich!«
    Aufgelegt.
    Bei einer weiteren Zigarette überlege ich mir, was ich bis zum Ende der Show machen soll. Schließlich besorge ich mir ein Heineken und setze mich vor die Studiotür. Ein Typ, der aussieht wie Atze Schröder, kommt mir mit einer Wasserflasche entgegen und fragt mich, ob ich in Ordnung sei. Ich sage ihm, dass ich total in Ordnung sei, dass er aber aussehe wie Atze Schröder. Er sagt, das liege daran, dass er Atze Schröder sei, und dann fragt er mich noch mal, ob wirklich alles in Ordnung sei. Ich sage ja,

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