Übersetzt du noch oder verstehst du schon?
verbreitet hat. Aber offenbar ist er insbesondere in der Zielgruppe „30plus“ noch nicht stark genug verankert; denn bei einer Testbefragung zur Bedeutung des Spruches „It’s a Sneaker Thing“ versagten siebzig Prozent der über Dreißigjährigen, aber immerhin auch noch 42 Prozent der bis 29-Jährigen. Dafür gab es so interessante wie auch olfaktorisch inspirierte Antworten wie:
Das Ding mit der Schlange
Denk daran, es riecht
Verbindet man allerdings den Spruch mit Werbemotiven von FOOT LOCKER, nimmt die Zahl derer, die den Spruch mit dem Thema Schuhe verbinden, merklich zu. Denn gemeint war ungefähr:
Es ist eine Sache /Frage der Sneakers
Sportschuhe (Sneakers) sind unser Ding
Der Begriff „footlocker“ heißt ins Deutsche übersetzt übrigens schlicht „Truhe“ und nicht etwa „Fußschließer“. Obwohl „locker“ natürlich etwas mit schließen zu tun hat, steht die Vokabel allein doch auch für das deutsche Wort Spind. Im Herbst 2010 gab es als Kooperation mit ADIDAS eine Werbekampagne mit einer neuen Überschrift „A Sneaker Way of Life“ und dem Untertitel: „adidas Decade Hi Sleek Styled for Foot Locker“. Nach den bisherigen Erfahrungen wäre die korrekte Übersetzungsquote bei diesem Spruch definitiv noch geringer. „Hi Sleek Style“ steht übrigens für hohe, über den Knöchel gehende Sportschuhe.
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IT’S AN ADDICTION
ODER: SÜCHTIG NACH ADDITIONEN?
Bleiben wir bei Fußbekleidung und wenden wir unseren Blick nach Österreich. Die österreichische Einzelhandelskette für Schuhe mit dem wenig alpenländischen Namen HUMANIC warb 2009 mit dem Spruch „It’s an addiction“. Das war offensichtlich eine große Herausforderung für die deutschsprachigen Kundinnen und Kunden.
Zugegeben, „Addiction“ klingt ein wenig nach „Addition“, was bekanntlich etwas mit „Zusammenzählen“ zu tun hat. Oder hat es etwas mit „ad“ (Anzeige) zu tun – oder ist es einfach nur „Advertising“ (Werbung)?
Danach gefragt, glaubten 41 Prozent, den Sinn und Inhalt dieses Werbespruches verstanden zu haben. Tatsächlich wusste aber nur knapp ein Drittel (32 Prozent) ungefähr, was gemeint war. Der Rest erging sich in Übersetzungen wie:
Es ist eine Addition
Es ist ein Süchtiger
oder eben
Es ist Werbung
Mit der letzten Aussage liegt man zwar grundsätzlich nicht völlig falsch, aber gemeint hat das Schuhhaus etwas anderes. Und zwar sollte es mit einem Augenzwinkern heißen, dass HUMANIC süchtig macht (addiction = Sucht, Abhängigkeit). Der Spruch richtet sich somit vor allem an Frauen, wobei das Klischee bemüht wird, dass Frauen nie genug Schuhe haben können.
(HUMANIC) Macht süchtig
Spätestens seit der massiven TV-Werbung für das Internet-Schuhportal ZALANDO nehmen die Vermutungen zu, dass Frauen von Schuhen tatsächlich süchtig werden können. (Für die, die das nicht gesehen haben: In der ZALANDO-Werbung bekommen Frauen regelmäßig Kreischanfälle bei dem Anblick von High-Heels.)
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IMAGINATION WALKS
ODER: SCHUHE, DIE UNS SPANISCH VORKOMMEN
Eine nahezu beispiellose Markenkarriere begann für die 1975 gegründete Schuhmarke CAMPER in den Neunzigerjahren. Wobei CAMPER übrigens nichts mit Camping zu tun hat, sondern die mallorquinische Bezeichnung für „Bauer“ ist. Deren Gepflogenheit, alte Autoreifen als Schuhsohlen zu benutzen, diente dem Gründer Lorenzo Fluxá als Inspiration für das erste CAMPER-Schuhmodell mit einer übergroßen Noppensohle. Der Firmensitz befindet sich in der Stadt Inca auf Mallorca.
Inzwischen ist die Marke auf der ganzen Welt verbreitet. Deutschland, Österreich und die deutschsprachige Schweiz zählen zu den wichtigsten Absatzmärkten der spanischen Schuhmarke. Dementsprechend wird auf diesen Märkten auch geworben, vorzugsweise mit viel Bild und wenig Wort. Auf einer typischen Imageanzeige aus dem Jahr 2008 gibt es außer dem Markennamen nur zwei Wörter – und die sind Englisch. Das Bildmotiv, auf das der Zwei-Wort-Claim offensichtlich Bezug nehmen soll, zeigt übrigens eine stehende Frau, deren Kopf und Oberkörper von einem riesigen rosafarbenen Luftballon verdeckt wird, sonst nichts. Und er lautet „Imagination walks“ . Dazu wurden vor dem Fabrikverkauf auf Mallorca deutsche Touristen befragt, mit der Bitte, ihre Vorstellung vom Inhalt dieses Spruches mitzuteilen. Das Ergebnis war ernüchternd; nur knapp zehn Prozent der so Befragten hatten eine halbwegs zutreffende Interpretation. Andere rätselten in Richtungen
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