Übersetzt du noch oder verstehst du schon?
fällt insbesondere bei der Vielzahl der telefonischen Abstimmungen auf, die meistens gebührenpflichtig sind (und an denen die Sender verdienen): Häufig nennt man diese „Voting“ . Manche Sender weisen sogar auf mehrere „Votings“ hin, obwohl es im Englischen dieses Wort nicht im Plural gibt. „Voting“ heißt auf Deutsch „Wahl/Abstimmung“; „Kandidaten-Voting“ klingt aber attraktiver als etwa „gebührenpflichtige Abstimmung“. Diese Einbindung in die mediale Alltagssprache führt leicht zu Denglisch-Kapriolen, wie sie zum Beispiel in häufiger Wiederholung beim Radiosender 1live (WDR) gehört werden konnten. Da animierte ein Sprecher das Publikum regelmäßig mit den Worten: „Ihr könnt voten, welcher Act performed werden soll“. Dabei ging es darum, zu wählen, welche Musikstücke eines Künstlers im Rahmen einer Konzertveranstaltung zur Aufführung gelangen sollten.
Mode & Lifestyle – Trendsetter auch für die Sprache?
Mode, Schmuck und Kosmetik waren früher – mit Ausnahme des sportlichen Teils – häufig auch sprachlich in französischer oder italienischer Hand. Das ging so weit, dass man öfters sogar entsprechend klingende Personen erfand, die es gar nicht gab. Der ahnungslose Verbraucher mag vielleicht RENÉ LEZARD für einen französischen Modeschöpfer halten, zumindest aber für ein französisches Bekleidungshaus. In Wahrheit stammt die Marke jedoch aus dem unterfränkischen Schwarzach im Landkreis Kitzingen, die dort 1978 von Thomas Schaefer gegründet wurde.
Und auch CARLO COLUCCI sucht man vergeblich auf Mailänder Modeschauen, denn diesen Herrn gibt es nicht – zumindest nicht als Modeschöpfer. Er ist eine Erfindung des Unternehmers Wilhelm Nägelein aus dem mittelfränkischen Herrieden bei Ansbach, wo das Unternehmen CARLO COLUCCI noch heute seinen Sitz hat.
Uhren und Schmuck wurden sprachlich gerne der Region Genf – also der französischsprachigen Schweiz – zugeordnet und auch der Hamburger Nobelschreibgeräte-Hersteller MONTBLANC verortet sich imagemäßig eher in der französischen Alpenregion.
Ebenso ist der Kosmetikbereich eine klassische Domäne der französischen Sprache, man denke nur an die Bezeichnungen „Eau de toilette“, „Eau de Cologne“ u. v. m.
Aber auch in diesen Segmenten ist die englische Sprache in Deutschland auf der Überholspur, auch – und gerade – in Form zuweilen herausfordernder Werbesprüche.
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IMPOSSIBLE IS NOTHING
ODER: WAS IN DER WERBUNG NICHT ALLES MÖGLICH IST
Beginnen wir mit der sportlichen Mode, in der es immer schon englische Bezeichnungen gab. Hier liefert uns ADIDAS einen besonders interessanten Fall, denn die Wirkung von Werbesprache kann immer dann besonders gut studiert werden, wenn ein und derselbe Spruch in zwei Sprachen für zwei verschiedene Produkte genutzt wird. Das ist bei dem Satz „Impossible Is Nothing“ der Fall. Er wirbt – mit Unterbrechungen – in Englisch seit 2004 in Vorbereitung der Fußball-WM 2006 in Deutschland für die Sportbekleidungsmarke ADIDAS und in Deutsch schon seit 1985 für TOYOTA.
Im Rahmen der 2006er Claimstudie wurde der englische Spruch von 42 Prozent der Befragten verstanden, was im Vergleich zu anderen englischen Sprüchen schon recht ordentlich ist. Erschütternd, ja fast schon nihilistisch klingen aber einige der dokumentierten Fehlübersetzungen, die unter anderem lauten:
Imposant ist nichts
Ein imposantes Nichts
Tatsächlich gemeint war das, was TOYOTA schon seit über einem Vierteljahrhundert dem deutschsprachigen Publikum verkündet:
Nichts ist unmöglich
Der Vergleich der englischen und deutschen Version sagt auch etwas über die Alltagsrelevanz eines Werbespruches. „Nichts ist unmöglich“ kann man auch in der eigenen, alltäglichen Sprache verwenden. Durch die große Bekanntheit der Werbung kann so eine positive Verbindung zur Marke TOYOTA hergestellt werden. „Impossible Is Nothing“ hingegen wird ein deutscher Muttersprachler in seinem persönlichen, deutschen Umfeld kaum benutzen, weder privat noch geschäftlich.
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IT’S A SNEAKER THING
ODER: SPORTSCHUHE SIND AUCH NUR SCHUHE
Das amerikanische Einzelhandelsunternehmen FOOT LOCKER, einst eine Tochtergesellschaft der Kaufhauskette WOOLWORTH, verkauft auch ADIDAS, darüber hinaus aber weltweit fast alle Arten von straßentauglichen Turnschuhen. Diese nennt man „Sneaker“ (Schleicher) , ein Anglizismus, der sich insbesondere seit der Jahrtausendwende auch in Deutschland stark
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