Übersetzt du noch oder verstehst du schon?
man daran, dass es in jeder deutschen Großstadt eine unübersehbare Anzahl ethnischer und ausländischer Restaurants gibt: italienische, französische, österreichische, japanische, koreanische etc., ja sogar afghanische, nigerianische und mongolische Restaurants gibt es – aber englische? Vielleicht ein Irish Pub oder ein Inder aus London – aber ein Restaurant mitenglischer Küche muss man wirklich mit der Lupe suchen, sollte es denn überhaupt eins geben. Und wer längere Zeit in England gelebt hat, weiß auch, warum das so ist.
All diesen Vorurteilen zum Trotz scheint sich nicht nur im Segment der Schnellrestaurants die englische Sprache in Deutschland einmal mehr etabliert zu haben.
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TASTE TUNED
ODER: DAS BIER-COLA-TUNING
MIXERY zählt zu den ältesten Bier-Mix-Getränken am Markt. Gestartet als Bier-Cola-Getränk, gibt es inzwischen zahlreiche Geschmacks- und Mix-Varianten. 2008 gab es einen sogenannten „Marken-Relaunch“, also einen „Neustart“ der Marke. Dazu wurde auch ein neuer Claim eingeführt: „taste tuned“ , worauf die Verantwortlichen bei Karlsberg ganz besonders stolz sind. Ihren Aussagen zufolge soll der Spruch auf das Thema „verbesserter Geschmack“ einzahlen. In der Begründung verweist Karlsberg auf das „X“ im Namen MiXery, das für eine „streng geheime Zutat“ steht („Bier + Cola + X“), die hauptsächlich für den Geschmack verantwortlich sein soll. Das soll mit dem neuen Spruch unterstrichen werden.
Doch das gelang bei zwei Dritteln der dazu Befragten definitiv nicht. Denn übersetzt wurde der Spruch auch als:
Probier das Radio aus
Versuch’s klingend
Die Taste ist getuned
Probier mal diese Tunes
Versuch’s getönt
Trotz solcher Tönungen war gemeint:
Verstärkter Geschmack
bzw. „getunter“ Geschmack
Als sinngemäß richtig wurden auch Formulierungen wie „aufgemotzter Geschmack“ oder „gepimpter Geschmack“ und inhaltlich ähnliche Ausdrücke gewertet. Dennoch konnte nur etwa ein Drittel (34 Prozent) der Befragten den Spruch im Sinne von Karlsberg übersetzen. Insgesamt glaubten aber 45 Prozent zu wissen, was gemeint war.
Die große Diskrepanz zwischen „wissen“ und „glauben zu wissen“ mag auch dadurch unterstützt werden, dass zum einen das deutsche Worte „Taste“ (zum Drücken) und das englische Wort „taste“ (Geschmack) identisch sind und zum anderen der Begriff „to tune (sth.)“ (abstimmen/einstellen) sowohl im Kontext von „Autos aufmotzen“ = Auto-Tuning als auch im Zusammenhang mit Radio (Tuner = Radioempfänger) häufig benutzt wird, ohne sich dabei der konkreten Übersetzung bewusst zu sein.
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WELCOME TO THE BECK’S EXPERIENCE
ODER: KEINE BIER-EXPERIMENTE!
Während die MiXery-Mutterbrauerei KARLSBERG mit ihren zahlreichen Mixgetränken als kreativer Nischenbesetzer gesehen wird, gelten die meisten Brauereien als sehr konservativ in Sachen Werbung und Marketing. Im Stile der Adenauer-Wahlkämpfe (Keine Experimente!) ähnelt eine Bier-Werbung der anderen. Anzeigenmotive und TV-Spots zeigen meist viel Natur oder fröhliche Menschen und manchmal auch beides zusammen. Die Werbesprüche dazu beziehen inden häufigsten Fällen entweder den Markennamen mit ein (wie „Bitte ein Bit“ oder „Das einzig Wahre, Warsteiner“ ), oder sie dokumentieren Heimatverbundenheit wie etwa „In Bayern daheim. In der Welt zuhause“ (ERDINGER).
Eine Biermarke hat sich schon lange davon abgehoben, wirbt sie doch seit 1984 mit einem großen, grünen Segelschiff mit grünen Segeln. Jeder, der sich etwas auskennt, bringt dieses Schiff automatisch mit der Marke BECK’s in Verbindung. Das mag damit zusammenhängen, dass es ansonsten kaum grüne Segel gibt – und dass BECK’s eine der ersten namhaften Pils-Marken war (und lange Zeit die einzige), die ihr Produkt in grünen Flaschen anbot. Die anderen waren normalerweise braun. Seit 1992 wird der Werbeauftritt des grünen Großseglers, der übrigens seit 1988 von der „Alexander von Humboldt“ verkörpert wird, von dem Song „Sail away“ untermalt. Der wurde zunächst von Hans Hartz gesungen. Seit 1995 steckt die bekannte Reibeisenstimme von Joe Cocker dahinter.
Das alles verschafft der Marke BECK’s einen hohen Bekanntheitsgrad. Zudem war BECK’s traditionell ein Exportbier mit großer Beliebtheit weltweit, insbesondere in den USA und dem Süden Afrikas. 1992 übernahm die belgische Firma INTERBREW (jetzt INBEV) die Bremer Brauerei. Trotz des ausländischen
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