Übersetzt du noch oder verstehst du schon?
Vor einer Filiale in Köln-Porz wurden Gäste gefragt, was ihrer Meinung nach der Spruch wohl bedeute. Die Interpretationen wiesen eine gewisse Bandbreite auf. Das verwundert eigentlich, da es doch sowohl zu „Republic“ als auch zu „fresh“ sehr ähnlich klingende deutsche Vokabeln gibt. Trotzdem kam es zu Antworten wie:
Erfrischende Republikaner
Öffentliche Frische
Gemeint war natürlich:
Republik der Frische (bzw. die „Frischerepublik“ )
Auch „Ort der Frische“ wurde noch als „richtig“ gewertet, so konnten immerhin knapp über vierzig Prozent diesen Spruch ins Deutsche übertragen. Allerdings konnten viele den Spruch zwar übersetzen, aber trotzdem „nichts mit ihm anfangen“. Pech für die Republik.
♦ ♦ ♦
LEAVE AN IMPRESSION
ODER: TRINKEN MACHT EINDRUCK
Der in Deutschland populärste Whisky stammt erwartungsgemäß aus dem Mutterland der Whisky-Brennerei, aus Schottland. Er heißt BALLENTINE’S und ist fast überall erhältlich. Die Traditionsmarke stammt aus Edinburgh und geht auf George Ballantine zurück, der 1827 mit der Herstellung und dem Vertrieb des „Blended Scotch“ begann. Bei diesem Produkt wäre eine betont englisch bzw. schottisch angehauchte Kommunikation sehr verständlich, zumal damit die Authentizität unterstrichen werden kann. Zwar nutzt die Marke, die in Deutschland von PERNOT RICARD vertrieben wird, einen englischen Claim, der auch in einer Anzeigenkampagne des Jahres 2010 besonders hervorgehoben wird; nur hat dieser Claim recht wenig mit Tradition und Schottland zu tun. Er lautet: „Leave an Impression“ .
Dazu wurden in einer Stichprobe fünfzig deutschsprachige Erwachsene beiderlei Geschlechts befragt, mit der Bitte, diesen Spruch zu deuten. Vierzehn Personen (was 28 Prozent entspricht) konnten das auch, die Mehrheit aber nicht. Davon stellten einige merkwürdige Mutmaßungen an, wie z. B.:
Blätter, die beeindrucken
Eingedruckte Blätter
Die wörtliche Übersetzung „Hinterlasse einen Eindruck“ ist nicht nur schwer zu entschlüsseln, sondern dürfte, angesichts des Genusses von hochprozentigem Alkohol, auch ein klein wenig bedenklich stimmen. Zwar engagiert sich das Unternehmen im Kleingedruckten seiner Anzeigen auch mit Themenwie „Genuss mit Verantwortung“, dennoch wäre dieser Spruch in Deutsch missverständlich. Vielleicht wird er ja deshalb nur in Englisch kommuniziert?
♦ ♦ ♦
THE STUFF INSIDE MATTERS MOST
ODER: IN JEDEM GETRÄNK STECKT EIN GEHEIMNIS
Noch älter als der Scotch Whisky BALLANTINE’S ist der amerikanische Bourbon Whiskey JIM BEAM. Bourbon unterscheidet sich in vielem vom schottischen Whisky, orthografisch durch ein „e“ als vorletztem Buchstaben und inhaltlich u. a. dadurch, dass mehr Mais und Roggen anstelle von Gerste verwendet wird. Bei JIM BEAM, der seit 1795 gebrannt wird, ist es hauptsächlich Roggen. BEAM hat dabei übrigens nichts mit Strahl (engl. „beam“) oder Strahlung zu tun, sondern ist die Amerikanisierung des deutschen Namens „Böhm“, benannt nach dem Brennereigründer Johannes Jakob Böhm.
Mit Jakob Böhm und einem klaren Deutschlandbezug warb JIM BEAM auch mit ganzseitigen Anzeigen 2010 in Deutschland. Diese Anzeigen sprechen Deutsch und nehmen sogar Bezug auf das Grundgesetz, das x-mal geändert worden ist – im Gegensatz zur Rezeptur von JIM BEAM. Lediglich die Headline ( „Ignoring Changes since 1795“ ) und der Claim sind in Englisch gehalten. Dieser Claim – „The Stuff Inside Matters Most“ – wird noch ergänzt durch die Tagline: „One Family. Beam Recipe. Since 1795“.
Nur der Hauptclaim war Gegenstand derselben Untersuchung, der auch bereits der Scotch-Claim unterzogen worden ist. Allerdings konnten noch weniger, etwa nur halb so viel (ca. vierzehn Prozent), diesen Claim im Sinne der Marke auf Deutsch interpretieren. Andere versuchten sich in so merkwürdigen wie vielsagenden Lösungen wie:
Stopf ihn dir rein unter die Matte
Der Stoß ins Innere der meisten Matten
Was sicherlich auch sehr interessant ist. Gemeint war jedoch eher:
Das Zeug, was drin ist, zählt am meisten
Dazu kann man noch die Überschrift und die Tagline übersetzen, die da lauten: „Wechsel ignorieren seit 1795“ sowie „Eine Familie. Ein Rezept. Seit 1795.“
Begleitet wurde die Werbekampagne von einer Promotion unter dem Motto „The Stuff Inside“ , mit der junge Menschen aufgefordert wurden, zu zeigen, was in ihnen steckt, und das per Video auf einem JIM-BEAM-Channel bei YOUTUBE zu laden.
Weitere Kostenlose Bücher