Übersetzt du noch oder verstehst du schon?
doch dieser Anglizismus nicht im Sinne von „ein-“ oder „anschalten“, sondern eher als „antörnen“, d. h. anmachen im übertragenen Sinn verstanden.
♦ ♦ ♦
MAKE.BELIEVE.
ODER: WIE MAN ZWEI WÖRTER ÜBERFORDERT
SONY ist eine der ersten japanischen Weltmarken. Das Unternehmen wurde kurz nach dem zweiten Weltkrieg 1946 als Tōkyō Tsūshin Kōgyō Kabushiki Kaisha (in etwa „Tokioter Kommunikationsunternehmen“) gegründet. Seit 1955 wurden alle Produkte unter dem Markennamen SONY vertrieben; und 1958 übernahm auch das Unternehmen selbst diesen Namen. Damit war es das erste japanische Unternehmen mit einem westlichen, d. h. auch in Japan in lateinischen Buchstaben dargestellten Markennamen. Über den Ursprung des Namens gibt es unterschiedliche Geschichten. Zum einen wurden die amerikanischen Besatzungssoldaten in Japan aufgrund des häufigen Vornamens auch schon mal „Jonny“ genannt (ähnlich wie Engländer in Deutschland „Tommy“). Demnach stand Jonny = Sony für westliche Lebensart. Zum anderen wird von einer ähnlichen Ableitung berichtet, die von einem Modewort der Fünfzigerjahre stammen soll und zwar von dem englischen Ausdruck „Sunnyboy“. Wie dem auch gewesen sein mag, auf jeden Fall orientierte sich der Name eindeutig an der westlichen Kultur, was nach dem verlorenen Krieg der Japaner durchaus zu Diskussionen führte. Letztendlich zahlte sich diese Entscheidung aber aus.
Spätestens seit den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts zählt SONY zu den Weltmarken der Unterhaltungselektronik. Eine der wesentlichen Markeneigenschaften lag in der Miniaturisierung und einfachen Bedienbarkeit seiner Produkte. Einen wichtigen Meilenstein bildete dabei 1979 die Einführung des „Walkman“, eines sehr kleinen, tragbaren Kassettenrekorders, dessen Name schnell zum Synonym für derartige Gerätschaften wurde.
In Deutschland ist SONY auch über den reinen Vertrieb von Produkten stark engagiert; besonders bekannt ist das SONY-Center im neuen Zentrum Berlins. Bis in die Achtzigerjahre hinein warb SONY in Deutschland ausschließlich in der deutschen Sprache. Der letzte bekanntere deutsche Claim kam 1984 heraus und lautete „Sony macht den Sound“.
1988 hieß es dann zum ersten Mal rein englisch „It’s a Sony“ , was nach mehreren unterschiedlichen Claimversuchen 2003 dann erweitert wurde in: „It’s not a trick, it’s a Sony“ („Es ist kein Trick, es ist ein Sony“). Das ist tatsächlich einer der wenigen englischen Sprüche, der auch in Deutschland von einer Mehrheit verstanden wurde.
2009 kam SONY aber mit einem ganz neuen „Corporate Claim“ (ganzheitlichem Unternehmensmotto) auf den Markt, nämlich „Make.Believe“ , bei dem das Verständnis nicht so selbstverständlich war – trotz der Tatsache, dass der Spruch ja nur aus zwei Vokabeln besteht, denen die meisten Deutschen im Englischunterricht irgendwo schon mal über den Weg gelaufen sein müssten.
Dementsprechend lauteten die meisten Übersetzungsversuche:
Mache. Glaube.
vereinzelt aber auch:
Werde gläubig!
Legt man aber die Angaben des Unternehmens zu dem Claim zugrunde, dann konnte keiner der befragten deutschsprachigen Konsumenten und Konsumentinnen diesen Spruch übersetzen, geschweige denn verstehen.
In einer Pressemitteilung anlässlich der Internationalen Funkausstellung (IFA) 2009 in Berlin erklärt SONY diesen Spruch, der übrigens – so die Pressemitteilung – „make dot believe“ ausgesprochen werden soll. Darin erklärt Sir Howard Stringer,der Vorstandsvorsitzende der SONY Corporation, dass ein allumfassendes und einheitliches Markenimage wichtiger denn je sei und sich in dem neuen Claim konzentriere. Wörtlich heißt es in der Pressemitteilung weiter:
„‚make.believe‘ wird nicht nur den innovativen Geist unserer Mitarbeiter und Produkte beflügeln – der neue Claim wird uns auch von unseren Mitbewerbern differenzieren und Konsumenten weltweit dazu inspirieren, sich von allem, was Sony zu bieten hat, begeistern zu lassen.“
Haben Sie das verstanden? Wenn nicht, gibt es noch eine weitere Erklärung in dieser Pressemitteilung, die auch explizit auf die Wortwahl Bezug nimmt:
„‚believe‘ ist die Kraft der Inspiration, während ‚make‘ die Umsetzung dieser Inspiration in Produkte und Erlebnisse für die Kunden symbolisiert. ‚dot‘ ist die Verbindung und der Ort, wo beides aufeinandertrifft – und die Magie entsteht.“ Wenn Sie jetzt immer noch nicht wissen, wie Sie diesen
Weitere Kostenlose Bücher