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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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aufhielt.
    Laetitia, die neben Zelda saß, beugte sich zu ihr herüber und raunte ihr ins Ohr: »Das arme Ding kann einem nur Leid tun. Die beste Zeit ihres Lebens liegt bereits hinter ihr. Alles, was jetzt noch kommt, ist Überdruss, Langeweile und ein stets nörgelnder alter Mann. Zu wünschen ist ihr, dass sie recht bald in den Witwenstand gerät.«
    Zelda nickte und dachte an ihre bevorstehende Hochzeit mit Allistair Kingsley.
    Ich habe es nicht so schlecht getroffen, dachte sie. Selbst wenn ich keine Liebe für Allistair empfinden kann und auch er mich nicht von Herzen liebt, so werden wir es doch gut miteinander haben und ein Leben führen, das so ruhig und harmonisch ist wie eine grüne Bergwiese in den Highlands.
    Lord Hallberry aber beobachtete seine Tochter ebenfalls mit Missmut. »Reiß dich zusammen«, raunte er ihr zu und griff so derb nach ihrem Arm, dass seine Finger darauf Abdrücke hinterließen. »Ich dulde es nicht, dass du dich deinem zukünftigen Manne widersetzt. Deine Schwester hat mir schon mehr als genug Ärger und Verdruss bereitet. Ihr Selbstmord hat den Geschäften sehr geschadet.«
    Gwendolin schluckte, ihre blauen Augen füllten sich erneut mit Tränen. »Sie hat Euch nicht schaden wollen, Vater«, flüsterte sie. »Es war die Liebe, die dazu geführt hat, dass sie ins Wasser ging.«
    »Die Liebe, pah! Ein Gefühl, das niemand beschreibenkann … Ein Kribbeln im Bauch, das ebenso gut von Blähungen herrühren mag! «
    Er lachte und sagte nun so laut, dass es die ganze Gesellschaft hören konnte: »Liebe? Was ist das schon? Kann man sich davon etwas kaufen?«
    Er sah Beifall heischend in die Runde, und einige der Männer von Rang und Namen stimmten ihm mit einem Kopfnicken zu.
    Laetitia fasste nach der Hand ihres Mannes, Lord William Dalrumple, und der verstand die Aufforderung seiner Frau, tätschelte sanft ihren Arm und erwiderte:
    »Doch könnt Ihr nicht verhehlen, lieber Lord Hall-berry, dass die Liebe uns reicher machen kann. Allerdings, da habt Ihr wohl Recht, füllt sie keine Kontorbücher und Geldladen.«
    »Reicher? Dass ich nicht lache! «, begehrte Lord Hall-berry auf. »Ruiniert hätte mich die Liebe meiner Tochter, so ist es.«
    Die Gesellschaft atmete hörbar ein, doch Lord Hall-berry fühlte sich so mächtig, dass er glaubte, den Unwillen der Gäste ignorieren zu können.
    »Ja«, fuhr er fort. »Ruiniert hätte mich das Weib aufgrund eines diffusen Gefühls, das flüchtiger ist als der Nebel am Morgen. Hätte ich ihrer Heirat zugestimmt, so stünde ich nun mit dem Bettelstab am Hafen. Der Verstand der Frauen sitzt zwischen den Beinen, und jeder Mann ist gut beraten, wenn er weibliche Gefühlsduseleien ignoriert.«
    Die Worte Hallberrys kamen einem Skandal gleich! Einige Frauen stöhnten auf und griffen nach ihren Duftkapseln, hielten sie sich unter die Nase und taten, als wären sie einer Ohnmacht nahe.
    Es war natürlich kein Geheimnis, dass man den Frauenkeinen Verstand zuschrieb, doch dies öffentlich zu äußern, war eine andere Sache, war ein Affront gegen die anwesenden Frauen. Nicht wirklich wichtig, da ihre Meinung ohnehin nichts galt, aber eben doch recht unhöflich.
    In Zelda aber war die Neugier erwacht. Sie wartete, bis die Tafel aufgehoben war und sich die Männer in kleinen Grüppchen versammelten, um über Geschäfte zu reden, während die Frauen in der entgegengesetzten Ecke des Saales miteinander den neuesten Klatsch besprachen.
    Elizabeth, Laetitia und Zelda gesellten sich in die Runde. Nachdem alle miteinander bekannt gemacht worden waren, wagte es Zelda, eine Frage zu stellen: »Was geschah mit der ältesten Tochter von Lord Hallberry?«
    Eine überaus dicke Frau, deren Brüste beinahe aus dem Mieder quollen, fächelte sich mit einer Hand ein wenig Kühlung zu, ehe sie antwortete: »Gwyneth, die Altere, war in den größten Konkurrenten Hallberrys verliebt. Und dieser – nämlich der Sohn des Reeders, der die gesamte Schifffahrt von Schottland nach Frankreich bestimmte – liebte auch Gwyneth. Doch eine Heirat kam für Hallberry nicht infrage. Die Mitgift, die er Gwyneth hätte zugestehen müssen, wäre der Konkurrenz zugefallen und hätte deren Vormachtstellung im Bereich der Reederei noch ausgebaut. Also entschied Lord Hallberry, dass diese Hochzeit nicht stattfinden würde. Stattdessen wollte er auch schon Gwyneth mit Christopher Temple verheiraten. Aber eine Frau, die von ganzem Herzen liebt, kennt keine Kompromisse. Also ging Gwyneth am Vorabend

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