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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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Gedanken um Schönheit gemacht. Sie war, wie sie war, konnte nichts an sich ändern. Sie hatte zwar schon oft gehört, dass man sie schön nannte, aber sie wusste im Grunde nicht, was das bedeutete. Ein Sonnentag war schließlich auch schön, aber irgendwie auch sehr normal.
    Doch seit heute war alles anders. Heute sah sie zum ersten Mal ihre Schönheit, freute sich im Licht der Kerzen an den wohlgeformten Gliedern. Sie strich mit den Händen über ihre Brüste, wog sie zärtlich in der Hand, betrachtete die rosa Spitzen, die an Blütenknospen erinnerten und bei jedem Atemzug Zeldas leise zitterten.
    Sie strich sich über den flachen Bauch, spürte die Wärme und Zartheit ihrer Haut. Ein zärtliches Gefühl für sich selbst, für ihren Körper überflutete sie und machte sie glücklich.
    Sie fühlte sich nicht mehr geschlechtslos, nein, heute fühlte sie sich als Frau, als begehrenswerte Frau mit einem schönen Körper. Sie lächelte, lächelte liebevoll, entdeckte ihren Körper mit einer ungekannten Lust, lernte sich selbst auf eine neue Art kennen und fühlte sich kostbarer als jemals zuvor.

4. Kapitel
    Zelda träumte. Sie lag in ihrem Bett, den Kopf ins Kissen vergraben, und träumte. Das silberne Mondlicht drang durch die Ritzen der hölzernen Fensterläden und malte eine helle, glänzende Sichel auf den Bezug ihres Bettes.
    Sie träumte, sie sei im Wald, am Ufer des Verlangens.
    Sie war allein, schritt über die Wiese auf den See zu. Sie trug ein weißes Kleid, das sich an ihren Leib schmiegte wie eine zweite Haut.
    Der See schien sie zu rufen. »Komm her, komm zu mir, bade in mir!«, flüsterte er mit der Stimme von lan Laverty.
    »Ich komme«, flüsterte Zelda zurück und näherte sich dem See, bedachtsam einen Schritt vor den anderen setzend. Als das Wasser ihre Zehen benetzte, blieb sie stehen und lauschte in die Stille der Nacht, die nur durch das leise Raunen des Windes in den Bäumen unterbrochen wurde.
    »Komm«, flüsterte der See wieder mit lans Stimme. »Komm zu mir. Ich warte schon so lange auf dich.«
    »Ja, ich komme«, sagte Zelda wie zu sich selbst und lief einige Schritte ins Wasser.
    Die kühle Nässe floss um ihren Leib, umhüllte sie zärtlich wie ein Schleier aus flüssigem Silber.
    »Komm, komm näher«, flüsterte die Stimme wieder. »Hab keine Angst. Ich halte dich.«
    Das Wasser reichte Zelda schon bis zur Brust. Sie spürte, wie sich ihre Brustwarzen steif aufrichteten. Sie hatte die Arme weit ausgebreitet, ihre Hände spielten im Wasser.
    Jetzt ließ sie sich fallen, einfach fallen. Ihr war, als würde sie getragen. So, als hielten warme, zärtlicheHände sie fest, sodass sie nicht im Wasser versinken konnte.
    »Komm, ja, so ist es gut. Komm zu mir. Keine Angst. Nein, fürchte dich nicht«, hörte sie wieder lans Stimme.
    Plötzlich erwachte Zelda. Ihr war, als hätte ein Geräusch sie geweckt. Still lauschte sie in die Nacht, doch es blieb alles ruhig. Nur ein Käuzchen stieß seinen bangen Schrei in die Nacht, und der Wind blies ein Schlaflied durch die Blätter der Bäume.
    »Kuwitt, kuwitt«, schrie der Vogel wieder, und Zelda fröstelte bei diesem Schrei. Ein Spruch ihrer alten Amme Margaret fiel ihr ein: »Wenn ein Käuzchen schreit, dann stirbt ein Mensch.«
    Zelda erschauerte ein wenig und zog sich die Bettdecke über die Schultern. Sie hatte schon oft dem Schrei des Käuzchens gelauscht, und niemals war in ihrer Nähe dabei ein Mensch gestorben.
    Heute aber erschreckte sie dieser Schrei, heute sah sie ihn als Boten eines drohenden Unglücks. Sie konnte sich diese seltsame Ahnung nicht erklären, und doch wusste sie, dass sie sich nicht täuschte. Wieder lauschte sie in die Nacht. Ihr Körper war angespannt wie bei einer Katze vor dem Sprung.
    Etwas hatte Zeldas Aufmerksamkeit geweckt, etwas, das sie nicht benennen konnte, hatte sie in eine innere Unruhe versetzt, die jeden leisen Anflug von Schlaf verscheuchte.
    Noch immer war nichts anderes als der Schrei des Käuzchens und das Raunen des Windes zu hören. Der Mond schien durch einige Ritzen der Läden und tauchte das Zimmer in ein diffuses Licht, in dem alle Gegenstände ihre Konturen verloren und wie Nebelgeister wirkten.
    Plötzlich war es Zelda, als hätte sie wie aus weiter Ferne Hufgeklapper gehört. Sie schnellte im Bett auf, war nun vollends erwacht und richtete ihre gesamte Aufmerksamkeit auf dieses Geräusch. Jetzt schlug nebenan ein Fensterladen.
    Auch das war ungewöhnlich. Joan, die die Kammer neben ihr

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