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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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Kopfbedeckung. Dann wandte er sich noch einmal nach ihr um und sagte: »Macht Euch keine Sorgen, Mylady. Wir alle lieben Lady Joan und werden dafür sorgen, dass sie recht bald wohlbehalten wieder bei uns ist.«
    »Danke, Walther«, erwiderte Zelda und sah dem Reiter hinterher, der nun im schnellen Galopp den Hof verließ und über die ausgefahrenen Wege sprengte,sodass Staubwolken rechts und links von ihm aufwirbelten.
    Dann ging sie zurück in die Halle und fragte, ob sie gebraucht würde.
    Ihr Vater saß noch immer in derselben Haltung am Tisch wie zuvor. Er starrte auf die Tischplatte und trommelte mit den Fingerspitzen auf das Holz, während Connor die übrigen Knechte anwies, jeden verfügbaren Mann des Dorfes auf die Suche nach Joan zu schicken.
    Die drei Knechte verfolgten aufmerksam Connors Rede, und auch aus ihren Mienen sprach die Besorgnis um Joan.
    »Jeder von euch nimmt sich so viele Männer, wie er kriegen kann. Joe reitet nach Westen, Alan nach Osten, ich selbst werde mit den übrigen Leuten nach Süden reiten«, befahl er.
    Die Köchin war in die Küche geeilt, um Proviant für den Suchtrupp zusammenzustellen.
    Zelda ging zu ihrem Vater, legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter und sagte: »Auch ich werde mich an der Suche beteiligen, Vater. Ich nehme Rose und reite zum See. Vielleicht findet sich ja dort eine Spur.«
    Der Vater nickte müde, doch dann fasste er nach ihrer Hand und sagte leise: »Pass gut auf dich auf, Zelda. Ich würde es nicht ertragen, nach eurer Mutter nun auch noch Joan und dich zu verlieren.«
    »Ich weiß«, erwiderte Zelda leise und küsste den alten Mann auf die zerfurchte Stirn.
    »Ich werde nicht eher wiederkommen, bis ich Joan gefunden habe«, versprach sie. »Vielleicht solltest du in der Zwischenzeit in der kleinen Kapelle ein Opferlicht entzünden und Gott um seinen Beistand für uns alle bitten.«
    Sie ging in ihr Zimmer, öffnete ihre Kleidertruhe und packte ein paar Dinge zusammen, die sie unterwegs brauchen würde.
    In Gedanken ging sie die Strecke, die sie absuchen wollte, noch einmal durch. Zuerst würde sie zum See reiten und dort nach Joan und lan Ausschau halten. Sie hatte zwar wenig Hoffnung, die beiden dort zu entdecken, aber sie wollte auch nichts unversucht lassen.
    Außerdem benötigte sie einen stillen Ort, um sich reisefertig zu machen.
    Edinburgh lag mehr als zehn Tagesritte entfernt.
    Plötzlich stutzte sie. Ja, lan hatte ihr gesagt, er käme aus Edinburgh. Aber wäre es nicht sehr unklug von ihm, mit Joan dorthin zu reiten, wo zumindest ihn jeder kannte?
    Ian hatte einen sehr überlegten Eindruck gemacht. Ganz so, als ob er nichts dem Zufall überließe. Bestimmt würde er keinesfalls bei seiner Flucht einen Ort aufsuchen, der mit ihm und seiner Familie verbunden war.
    Sie, Zelda, würde so etwas gewiss nicht tun.
    Wohin würde ich fliehen?, fragte sie sich. Wohin sind die beiden geritten?
    Die Antwort darauf blieb im Dunkeln, weil Zelda nicht wxisste, was lan und Joan planten. Sie selbst würde in solch einem Fall jedoch die Insel verlassen und hinüber zum Festland, nach Frankreich, fliehen. Zum einen gab es dort noch sehr viele Landsleute, die nach dem Ende des Hundertjährigen Krieges vor knapp dreißig Jahren in Frankreich hängen geblieben waren, sodass zumindest die fremde Sprache kein größeres Problem darstellen würde. Zum anderen unterstand das Königreich Frankreich der französischen Gerichtsbarkeit,und kein Mensch der Welt könnte dort einer Heirat der beiden Schotten Einhalt gebieten.
    Von den Highlands aus war Dundee der nächste Hafen, von dem aus in regelmäßigen Abständen Karavellen und Segelschiffe über das Meer zum Kontinent fuhren.
    Ich werde nach Dundee reiten, beschloss Zelda und warf den Deckel ihrer Kleidertruhe mit einem lauten Knall zu.
    Sie hatte alle Dinge, die sie benötigen würde, in zwei Satteltaschen gepackt: Walthers Beinkleider, einen warmen Umhang, ein wenig Wäsche, ein Kleid. Für persönliche Dinge blieb nicht viel Platz, und sie musste sich auf das Nötigste beschränken.
    Doch eine so weite Reise war nicht ungefährlich. Zelda überlegte nicht lange. Sie öffnete ihre Kammertür, lauschte auf die Geräusche aus der Halle, dann huschte sie auf leisen Sohlen in das Schlafzimmer ihres Vaters. Sie wusste, dass er einen sehr scharfen Dolch, den er noch aus den Zeiten des Hundertjährigen Krieges besaß und den man im Schaft der Stiefel trug, in einer Schatulle aufbewahrte.
    Zelda hatte ein schlechtes

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