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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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dem sie fähig war.
    Der Mönch ließ sich nicht beirren. »Viele Schotten haben in diesem Krieg gekämpft, die einen unter dem Wappen der Yorks, dem Wappen mit der weißen Rose, die anderen kämpften für die Lancasters unter der Fahne mit der roten Rose.«
    »Soviel ich weiß, ist der Krieg längst entschieden, denThron hat Heinrich der Achte inne, der damit die Dynastie der Tudor begründet nat. Auch die Männer aus meiner Heimat haben dort gekämpft, doch die meisten sind zurückgekehrt und haben sich ihres Besitzes angenommen«, erklärte Zelda abweisend und hätte das Gespräch sehr gern an dieser Stelle beendet. Doch so schnell gab sich der Mönch nicht zufrieden.
    »Die Schotten waren die eigentlichen Verlierer. Zum Kämpfen waren sie den Yorks und Lancasters recht, doch auf ihren Sold warten die meisten bis heute noch. Daheim lagen die Felder brach, das Vieh verkümmerte auf den Weiden. So mancher schottische Edelmann hält sich nun an den englischen Jungfrauen schadlos, verschleppt sie nach Frankreich und versucht, die eigenen Manors mit dem Lohn für diesen Menschenhandel wieder zur Blüte zu bringen. Ihr könnt ruhig zugeben, dass auch Ihr zu dieser Art Lordschaft gehört. Ich bin selbst ein Schotte und kann Euch gut verstehen.«
    »Nun, das freut mich für Euch«, erwiderte Zelda und stand auf, um dem geschwätzigen Kirchenmann zu bedeuten, dass das Gespräch für sie hiermit beendet war. »Ich aber gehöre nicht dazu. Ich bin in Geschäften unterwegs, das ist alles.«
    Der Mönch war nicht vom Gegenteil zu überzeugen. »Nun, Ihr persönlich vielleicht. Ihr seid noch sehr jung. Doch seid Ihr sicher, dass die beiden Leute, die Ihr sucht und die angeblich Eure Begleiter sind, ehrliche Absichten haben? Oder handelt es sich bei denen möglicherweise doch um eine geraubte Jungfrau, die auf schnellstem Wege von Dundee oder Edinburgh aus auf den Kontinent geschafft und für viel Geld an einen Engländer verheiratet werden soll? Na, junger Lord? Habt Ihr noch nie das Wort ›Brautgeld‹ gehört?«
    Zelda wurde allmählich unsicher.
    »Habt Ihr schon oft von solchen Vorfällen gehört?«, fragte sie mit nicht zu unterdrückender Besorgnis.
    Der Mönch holte mit dem Arm aus und beschrieb einen weiten Bogen in der Luft: »Natürlich! Ich komme viel herum, ich sammle Spenden für eine Reliquie, die unser Orden bekommen soll. Ich höre viel, die Leute erzählen mir, was sie auf dem Herzen haben. Erst vor drei Tagen ist wieder eine Jungfrau verschwunden, oben zwischen Dundee und Edinburgh. Und gestern ganz hier in der Nähe. Nachts soll sie aus ihrem Zimmer geraubt worden sein. Ich habe Männer getroffen, die davon berichteten.«
    Er hob den Zeigefinger und sah Zelda aufmerksam an: »Und ich würde meine Kutte verwetten, wenn ich wetten dürfte, dass Ihr«, er zeigte mit dem Finger auf Zelda, »etwas damit zu tun habt.«
    Zelda schüttelte den Kopf, packte die Reste ihres Proviants zusammen und murmelte zwischen den Zähnen: »Ich muss mich eilen. Mein Weg ist noch lang.«
    »Geht mit Gott«, erwiderte der Mönch fröhlich. »Aber sagt mir Euren Namen, damit ich Euch in mein Abendgebet mit einschließen kann.«
    Zelda öffnete den Mund. Um ein Haar hätte sie »Zelda« gesagt. Erst im allerletzten Moment hielt sie inne, schloss den Mund, schluckte, dann antwortete sie: »Ich heiße Cedric.«
    Sie holte Rose vom Ufer des Baches, legte ihr die Satteltaschen über und saß auf. Der Mönch winkte ihr fröhlich zu. »Gute Reise, junger Lord Cedric. Und passt gut auf Euch auf. Die Welt ist voller Gefahren. Besonders für einen Jungspund, wie Ihr es seid.«
    »Euch ebenfalls eine gute Reise«, murmelte Zelda, dann preschte sie auf Rose davon.
    Unterwegs dachte sie über die Worte des Mönchs nach. Den Begriff »Brautgeld« hatte sie natürlich schon gehört. Und auch der Raub der Jungfrauen war ihr nicht unbekannt. Doch so etwas stieß nur anderen zu, nicht einer McLain. Wer sollte Joan denn rauben? Sie lebten schließlich in den Highlands, nicht in London!
    Sie kannte alle Bewohner in der Umgebung, wusste von jedem, der im Rosenkrieg gekämpft hatte. Die Highlander hatten Besseres zu tun, als Kopf und Kragen zu riskieren, um ihre Ländereien auszuweiten und ihren Besitz zu vermehren. Zelda hätte schwören können, dass niemand in der gesamten Gegend auch nur im Traum an Mädchenraub gedacht hatte.
    Außerdem kamen beinahe niemals Fremde zu den McLain-Manors. Wer also sollte wissen, dass auf diesem Gut zwei Jungfrauen

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