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Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Triebwerke geschützt sind und daß der Schwanzteil nicht heiß wird, wenn sie laufen?«
    »Ganz genau«, sagte Werner.
    Yatagawa oben in seinem Schutzanzug nickte. Nach einem Augenblick Stille erklärte der Kommandant: »Wir kommen in Kürze zurück, Werner. Sie haben mich auf etwas gebracht.«
    »Hoffentlich«, antwortete Werner inbrünstig.
    Der geborstene Leichnam des Hyperschiffs Andromeda lag in einer flachen Eismulde auf der Seite. Das Schiff war der Länge nach aufgeplatzt, ein Beweis für die Wucht, mit der es aufgeschlagen war.
    Zwölf Gestalten in ungelenken Schutzanzügen versammelten sich um das Schiff und machten ruckartige Bewegungen. Die blauweiße Schneewüste um sie herum reichte von Horizont zu Horizont. Hier und da wurde sie von einem Felsblock unterbrochen, der auf die Gesteinsschicht schließen ließ, die unter der gefrorenen Atmosphäre lag. Ein Stückchen weiter unten ragte ein noch seltsameres Ding aus dem Eis: die mattgrüne Schnauze der Calypso.
    »Die Schiffswand aus polymerisiertem Kunststoff«, wiederholte Yatagawa halb für sich. »Das heißt, wenn keine Hitze von innen nach außen dringen kann –«
    »Dann müßte es sich umgekehrt genauso verhalten«, beendete Helmot den Satz.
    »Genau.«
    Yatagawa kletterte auf eine Flosse des Wracks und stieg, gefolgt vom Ersten Offizier, hinein. Sie gingen den engen Gang hinunter.
    Im Rumpf lagen wahllos Körper verstreut. Auf Valdons Welt mit ihrer Eiseskälte gab es keine Bakterien. Die Körper würden unendlich lange erhalten bleiben. Später würde es Gelegenheit geben, sie zu begraben. Im Augenblick war Wichtigeres zu tun.
    Yatagawa klopfte an einen intakten Heliumtank. »Könnten wir es gebrauchen? Bei dieser Temperatur müßte Helium flüssig sein.«
    »Du meinst, als Superleiter? Keine Ahnung«, sagte Helmot.
    Yatagawa zuckte die Schultern. »War nur so eine Idee.«
    Sie gingen an den Passagierkabinen vorbei und einen Schacht hinunter in den Raum mit dem Antrieb. Yatagawa war überrascht, plötzlich eine Träne im Auge zu spüren. Er kniff die Augen zusammen. Ein Schutzanzug war nicht mit Augenwischern ausgerüstet, und außerdem kam ihm ein solcher Gefühlsausbruch überflüssig vor. Und doch war er beim Anblick des Labyrinths von Schalthebeln, die einst sein Schiff gelenkt hatten, bewegt.
    »Da sind wir«, sagte er ein wenig rauh. Er blickte um sich. »Schade, daß wir keine Zeit haben, sonst könnten wir uns umsehen und uns überlegen, was schiefgelaufen ist.«
    »Das hat Zeit bis später«, meinte Helmot. »Das wird bei der Untersuchung schon herauskommen.«
    »Natürlich«, nickte Yatagawa und schloß einen Moment die Augen. Wenn er Valdons Welt verließe, würde es sicher zu einer peinlich genauen Untersuchung kommen. Dann nahm er eine schwere Rolle Kupferdraht und gab sie dem Kollimuni.
    Helmot packte die Rolle und stapfte mit ihr zur Tür. Yatagawa durchsuchte noch länger den zerstörten Maschinenraum und zog eine zweite und dritte Rolle hervor.
    »Das sind tausend Meter«, sagte er. »Genügt das?«
    »Nimm lieber noch eine«, riet ihm Helmot. »Wir wollen unseren Generator nicht zu dicht an der Calypso aufstellen.«
    »Stimmt.«
    Er faßte in einen Stauraum und holte noch eine Rolle hervor. »Das müßte reichen«, sagte er. Er warf einen Blick auf die Uhr, die am Handgelenk in seinen Schutzanzug eingebaut war. »Noch sieben Stunden. Ich hoffe, Werner hat recht mit seiner Schiffswand. Wenn nicht, dann wird er sicher gebraten werden.«
    »Kannst du sehen, was die machen?« fragte Werner.
    Mariksboorg verrenkte sich den Hals, um durch die Luke zu blicken. »Die wickeln Draht um die Schiffsnase«, sagte er. »Ich glaube, die bedecken den ganzen freiliegenden Teil.«
    Werner ging in der Dämmerung der Kabine auf und ab. Das Licht der gelben Sonne ließ nach, und die Zeit verstrich rasch. Den Männern der Andromeda blieben nur ein paar Stunden, um die Falle aufzubrechen.
    »Hier sitzen wir«, sagte Werner bitter. »Wir sind die Retter, und sie die Geretteten, und die arbeiten wie verrückt, um uns freizubekommen.«
    Von draußen kam Yatagawas Stimme. »Werner?«
    »Was habt ihr Burschen vor?« wollte Werner wissen.
    »Wir haben die Schnauze Ihres Schiffes mit Draht umwickelt«, erwiderte Yatagawa. »Er ist mit einem Generator verbunden, den wir aus der Andromeda geholt haben. Können Sie ihn von dort aus sehen?«
    »Nein, ich kann gar nichts sehen.«
    »Wir sind fast einen Kilometer vom Schiff entfernt. Der Generator ist mittelgroß.

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