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Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wuchs.
    Mitte der Woche, die auf das Gespräch mit Brewster folgte, gab es Ärger. Aus Washington kam ein Brief der Dornfeld Stiftung.
    Er machte ihn mit verkrampften Fingern auf. Den monatlichen Scheck der Stiftung über 250 Dollar erwartete er erst in zehn Tagen.
    »Was ist?« fragte Sorine. »Du bist plötzlich so bleich.«
    Er brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Es – sind – keine guten – Nachrichten –«
    Er legte den Brief wortlos auf den Tisch. Sie ergriff ihn, las ihn und sagte ungläubig: »Die streichen dir die Studienbeihilfe? Das geht doch nicht!«
    »Offensichtlich doch«, erwiderte Wilson mit tonloser Stimme. »Hier steht es. ›lm Zuge einer verwaltungstechnischen Neugliederung ist es uns unmöglich, die laufende Beihilfe über Oktober hinaus zu zahlen. Uns tut es sehr leid, Ihre Forschungsarbeit an diesem Punkt zu unterbrechen -‹ et cetera ad nauseam.«
    »Die Leute von der Stiftung waren doch so nett zu dir«, widersprach Sorine. »Wie können sie deine Beihilfe so ohne weiteres streichen?«
    »Vielleicht haben die einen neuen Direktor, der nichts davon hält, die Soziologie zu unterstützen. Vielleicht geht das ganze Geld jetzt an die Physik oder die Chemie.«
    »Dann wirst du jetzt zur Columbia zurückgehen, nehme ich an.«
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Ich gehe nicht zurück. Vielleicht wollen die mitten im Semester meinen Urlaub gar nicht rückgängig machen. Außerdem betrug die Beihilfe nur zweihundertfünfzig Dollar im Monat. Ich kann Artikel für die Republic schreiben, für andere Zeitschriften vielleicht auch. Wenn ich pro Monat ein paar verkaufe, ist der Verlust der Beihilfe mehr als ausgeglichen. Klar, der Verlust ist schmerzlich. Aber ich lasse mich nicht entmutigen, Sorine.«
    Am Wochenende schrieb er einen Artikel über ›Die kurzsichtige Politik wissenschaftlicher Stiftungen‹. Er versuchte, die Anklage so objektiv wie möglich vorzubringen, erwähnte seine eigene traurige Erfahrung nicht direkt, als er sich darüber beklagte, wie die großen Stiftungen die Geisteswissenschaften zugunsten der Naturwissenschaften benachteiligten. Er feilte die ganze Woche an dem Artikel. Als ihm Sorine die sauber getippte endgültige Fassung gab, las er sie mit wachsender Zufriedenheit durch. Er hielt es für eine der besten Sachen, die er je geschrieben hatte. Er schickte sie an die Republic.
    Drei Tage später kam die Arbeit mit einem vorgedruckten Zettel zurück, auf dem stand: ›Der Herausgeber bedauert, daß sich das beiliegende Material nicht zu einer Veröffentlichung eignet…‹
    »Das tut wirklich weh«, murmelte Wilson. »Ich kenne Larry Martinson seit Jahren. In seiner Zeitschrift sind zehn Artikel von mir gedruckt worden. Verdammt, ich bin ein regelmäßiger Mitarbeiter. Und jetzt schicken die mir eine vorgedruckte Ablehnung –«
    »Vielleicht hat sich eine Sekretärin geirrt«, meinte Sorine. »Larry würde den Artikel nicht einfach so zurückschicken. Warum rufst du ihn nicht an und fragst ihn?«
    »Nein«, knurrte er, »Ablehnung ist Ablehnung. Das ist kein Versehen. Ich werde nicht bei Martinson angekrochen kommen und nach dem Wieso fragen.«
    Er warf das Manuskript auf den Schreibtisch und versuchte zu vergessen, daß er es je geschrieben hatte. Der Kopf dröhnte ihm. Er hatte jetzt anscheinend ständig Kopfschmerzen. Sie beeinträchtigten seine Arbeit im Lagerhaus. Er machte die dümmsten Fehler. Einmal hatte er ein Schlafzimmer, das jemand zu Recht in Verschlag dreizehn abgestellt hatte, mühevoll die ganze Rampe entlang nach Verschlag einunddreißig geschleppt. Kaum war er mit der Arbeit fertig, als Ralph Fletcher mit verschränkten Armen vor ihn trat.
    »Was glaubst du, was du da machst, Howie?«
    »Ich bring’ das Schlafzimmer dahin, wo’s hingehört.«
    »Tatsächlich, was? Was is’n das hier fürn Verschlag?«
    »Einunddreißig«, sagte Wilson überrascht.
    »Ja, genau. Und jetzt schaffst du mal das Zeug zurück zu dreizehn, wo’s hingehört, du Idiot. Ich dachte, du könntest lesen.«
    Mit rotem Gesicht sah sich Wilson noch einmal den Anhänger an. Irgendwie hatte er die Ziffern eins und drei verwechselt. Verlegen dachte er, das sind die Vorteile einer College-Erziehung, ich kann nicht mal mehr richtig lesen.
    An jenem Abend schrieb er statt seiner üblichen fünf oder sechs Seiten nur drei. Am nächsten Abend schaffte er nur zwei. Danach setzte die Produktion völlig aus. »Ich muß mir ein paar meiner Ideen noch einmal durch den Kopf gehen

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