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Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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unumgänglich notwendig, daß in der nächsten Zukunft Siedlungen auf dem Mars errichtet werden. Zweitens: Terraformierung ist der einzig vernünftige Weg, durch den der Mars für uns wertvoll werden kann. Drittens: Wir brauchen das ganze Budget, oder wir sind von Anfang an eingeengt. Viertens: Die Vorschläge der Asiaten sind unmoralisch, obszön und wirtschaftlich nicht interessant. Als Menschen haben wir die Pflicht, eine derartige Verdrehung der Wissenschaft zu verhindern. Fünftens: Ich vertraue darauf, daß die anderen Nationen der Welt im Laufe der Zeit einsehen werden, daß meine ersten vier Punkte richtig sind. Die gegenwärtig vorherrschende Meinung wird sich ändern.« Reed holte Luft. »Sie können also St. Leger mitteilen, daß wir vorhaben, fest zu bleiben. Wir haben kein Interesse, zurückzuweichen. Ich habe in siebzig Minuten eine Verabredung in Washington. Sie entschuldigen mich.«
    Merrill rief von einem öffentlichen Telefon in der Halle des Gebäudes aus die private Nummer des Generalsekretärs an.
    »Na schön«, sagte St. Leger, als er sich Merrills Bericht angehört hatte. »Streichen Sie die Sache. Treffen Sie sich lieber mit Hwang.«
    Mr. Saldanha: Der Vorsitzende begrüßt den Delegierten der Republik China.
    Mr. Wu: Ich kann nur mit Recht darauf hinweisen, daß mein Land auf Grund seiner gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage einundzwanzig Prozent des jährlichen Haushalts der Vereinten Nationen bestreitet. Wenn der westliche Vorschlag angenommen wird, wären wir gezwungen, etwa sechsunddreißig Milliarden Dollar zur Terraformierung vom Mars beizutragen. Ich bin sicher, daß alle verstehen, daß diese Situation für uns unerträglich wäre.
    - Auszug aus einer Aufzeichnung der Voruntersuchung durch die Vereinten Nationen, Kommission für die Kolonisierung von Planeten, 19. März 2052.
    Dr. Hwang P’ei-fu war mit siebenunddreißig der führende Biologe seines wieder auflebenden Landes.
    Er schenkte Merrill in seiner Mietwohnung am East River den zweiten Martini ein und sagte ruhig: »Das Terraformieren ist ein gewaltiger wissenschaftlicher Fortschritt. Ich habe die Vorhaben studiert, die Dr. Halliburton entwickelt hat, und die Mr. Reed unterstützt. Künstliche Herstellung von Sauerstoff aus Tritium-Eis, Entwicklung winterfester Pflanzen, die im Klima des Mars die Photosynthese durchführen können, die Schaffung fruchtbarer Böden, alles äußerst erfinderisch. Doch wie unnötig!«
    Der Biologe lächelte Merrill über den Tisch hinweg an. Dieser sagte: »Das wird jedoch einen Planeten schaffen, den Sie und ich jederzeit besuchen können, ohne eine besondere Ausrüstung tragen zu müssen oder dem gefährlichen Leben unter einer Schutzkuppel ausgesetzt zu sein.«
    »Ja, aber würden wir denn hinfahren? Sind Sie auf dem Mond gewesen, Mr. Merrill?«
    »Ich – hm – nein.«
    »Ich auch nicht. Es ist möglich, auf dem Mond ohne ärgerliche Ausrüstung zu leben, vorausgesetzt, man bleibt unter der Kuppel, nicht wahr? Trotzdem machen nur wenige Leute kurze Ausflüge hinauf, von Geschäftsleuten abgesehen. Mit dem Mars wird es sich ebenso verhalten. Die Menschen, die hingehen, werden dort bleiben.«
    »Nun ja, aber würden diese – diese pantropischen Wesen ihrer Mutter Erde auch die Treue halten? Es sind doch fremdartige Geschöpfe.«
    Hwang setzte ein breites Lächeln auf. »Die westlichen Menschen haben anscheinend eine irrationale Furcht davor, die menschliche Form zu ändern. Mein lieber Freund, wir werden keine Ungeheuer schaffen. Wir werden die menschlichen Leiber anpassen, nicht die Gehirne.«
    »Vielleicht wird die Gestalt Einfluß auf die Persönlichkeit haben.«
    Hwang seufzte auf. »Wir haben solche pantropischen Formen in unseren Laboratorien gezüchtet, und sie zeigen keine Abweichungen von den psychischen Gegebenheiten der normalen Formen. Das waren natürlich Versuchstiere. Mit menschlichen Eiern haben wir noch keine echten Experimente durchgeführt.«
    Merrill fragte sich, wie ehrlich diese Versicherung war. Er ließ sie hingehen. »Dr. Hwang, ist es nötig, sofort über den Mars verfügen zu können? Könnte Ihr Volk im Interesse globaler Harmonie nicht zurücktreten? Erlauben Sie dem Westen, den Mars zu terraformieren, und fahren Sie mit Ihrer Arbeit an der Pantropie fort, bis Sie eine Form schaffen, die auf einer anderen Welt leben kann.«
    Hwang wischte den Vorschlag ebenso schnell wie Reed vom Tisch. Er zuckte höflich die Achseln und erwiderte: »Das hieße, wir müßten

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