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Uferwechsel

Uferwechsel

Titel: Uferwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Mann
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meiner Suche in dieser Nacht keinen Schritt weiterkommen.
    Grimmig verfolgte der Security-Typ jede meiner Bewegungen, während ich mich aufrappelte und wieder einigermaßen herrichtete. Erhobenen Hauptes entfernte ich mich und bog in die nächste Seitengasse ein, wo ich mir einen Kaugummi gegen das heftig aufwallende Nikotinbedürfnis und die eben erlittene Demütigung in den Mund schob. Mit minimaler Wirkung.
    Weiter unten, in der Ausgehmeile der Touristen, war Ruhe eingekehrt, nur ab und zu, wenn eine Tür aufgerissen wurde und ein paar Betrunkene hinaustorkelten, drangen lautes Stimmengewirr und ein paar Takte Volksmusik aus den Bierhallen.
    Ich bearbeitete meinen Kaugummi und nach einer Weile spähte ich um die Ecke. Der Sicherheitsmann hatte sich nicht von der Stelle gerührt, doch jetzt war er in ein Gespräch mit einer trotz der eisigen Kälte sommerlich bekleideten Dame verwickelt, die ihn offenbar um Feuer gebeten hatte. Ich schlich geduckt zum Lokal zurück und hoffte, dass er sich nicht ausgerechnet jetzt umdrehte. Die Frau, die dunkelbraune, lange Locken und ein ausnehmend hübsches Gesicht hatte, runzelte leicht die Augenbrauen, als ich mich näherte, doch ich hielt den Finger an die Lippen und sah sie flehend an. Ihre Mundwinkel zuckten amüsiert und mit einer anmutigen Bewegung legte sie dem Türsteher die Hand auf die Schulter und zog ihn ein paar Schritte vom Lokal weg. Ich schickte ihr einen stummen Kuss zum Dank und richtete mich auf, um an die auf Kopfhöhe gelegene Scheibe des Carrousels zu klopfen. Keiner der Brasilianer, die mit dem Rücken zum Fenster auf der Bank saßen, schien mich zu hören. Ich klopfte heftiger, bis sich endlich einer umdrehte und mich entdeckte. Eilig skizzierte ich ein Rechteck in die Luft, doch er zuckte nur verständnislos mit den Schultern. Ich unternahm einen zweiten Anlauf, der wieder misslang. Wie konnte ich ihm zu verstehen geben, dass er mir die Aufnahme des Toten, die hoffentlich immer noch auf dem Tresen lag, herausbringen sollte? Ich formte das Wort ›Foto‹ mit den Lippen, während ich so geräuschlos wie möglich auf und ab hüpfte und allmählich verzweifelnd zur Bar zeigte.
    »Jetzt muss ich aber weiter, die Nacht ist noch jung …«, hörte ich die Dame vor dem Eingang mit rauchiger Stimme sagen.
    »Von mir aus kannst du bleiben«, knurrte der Türsteher.
    Sie lachte heiser. »Hättest du wohl gern.«
    Ich hatte die Warnung verstanden. Hastig holte ich meinen Ausweis mit Passfoto hervor und sprang ein letztes Mal hoch, während ich ihn gegen die Scheibe drückte und mit dem Zeigefinger eindringlich auf die Bar deutete. Endlich begriff der Bursche, drehte sich weg und langte zur Theke hinüber. Grinsend hielt er die Fotografie hoch. Ich trat erleichtert zurück, im selben Moment erstarb sein Lächeln.
    »Wououou! Was ist denn hier los?«, dröhnte der Sicherheitsbeamte, ließ die Frau stehen und stapfte auf mich zu, während ich dem Brasilianer hastig ein Zeichen machte, er solle rauskommen und mich weiter vorn treffen. So schnell die enge Hose und meine Absätze es zuließen, trippelte ich bis zum nächsten Quergässchen zurück, wo ich mich keuchend vergewisserte, dass mir der Türsteher nicht gefolgt war. Doch der war wieder zu der Frau zurückgekehrt, die sich jetzt mit einem beherzten Griff zwischen seine Beine verabschiedete.
    Kurz darauf waren Stimmen auf der Straße zu vernehmen. Vorsichtig lugte ich um die Ecke und sah den Brasilianer auf dem Gehsteig stehen. Der Bursche wirkte angespannt und sah sich suchend um. Ich stieß einen leisen Pfiff aus, worauf er eilig auf mich zukam.
    Er war mittelgroß und gedrungen, sein Haar bis auf einen breiten, gegen hinten schmaler werdenden Streifen abrasiert. Schon zuvor in der Bar waren mir die auffälligen Tätowierungen auf seinen muskulösen Oberarmen aufgefallen. Jetzt trug er allerdings eine gefütterte Winterjacke, das Grinsen von vorhin war einem drohenden Gesichtsausdruck gewichen.
    Mit einer barschen Bewegung hielt er mir die Fotografie hin, ließ sie jedoch nicht los, als ich sie an mich nehmen wollte.
    »Was ist mit ihm?«, fragte er scharf. Den Unterkiefer hatte er angriffslustig vorgeschoben, an seiner Schläfe trat eine Ader vor.
    »Kennst du ihn?«
    Er nickte ungeduldig.
    »Er ist tot.«
    »Was?« Er erstarrte mitten in der Bewegung. Als er sah, dass ich es ernst meinte, wich er langsam zurück und glotzte mich aus weit aufgerissenen Augen an. »Nein, nein, das kann nicht sein!«
    »Leider

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